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Das Dornenhaus

Das Dornenhaus

Titel: Das Dornenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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lavendelfarbige Licht des Gewächshauses. »Junge, dieses Glas muss ein Vermögen wert sein. Hübsche Idee, fördert das Wachstum der Pflanzen«, meinte Max bewundernd.
    »Am Ende des Gewächshauses sind die Küche und der Küchengarten«, sagte Odette, als sie bei dem mit Unkraut überwachsenen Kräutergarten wieder in den Sonnenschein hinaustraten.
    Hier draußen war alles freundlich, sonnig und friedvoll. Sie befanden sich auf der hinteren Seite der Villa. Das Gitterwerk, das den Küchengarten umgab, war teilweise zerbrochen.
    Odette und Max hatten dem Haus den Rücken zugekehrt und betrachteten die überwachsenen Beete, auf denen unter dem Unkraut noch einige duftende Kräuter hervorlugten.
    Verwundert stellten sie fest, dass jemand hier vor kurzem Unkraut gejätet haben musste.
    Die Stille des sonnigen Morgens wurde jäh unterbrochen, als die Küchentür mit einem Knall aufgestoßen wurde. Erschreckt fuhren sie herum, und Odette kam es so vor, als stürzte sich ein großer schwarzer Vogel auf sie.
    Eine hoch gewachsene, hagere alte Frau, ganz in Schwarz gekleidet und mit wirr abstehendem grauweißem Haar, fuchtelte mit einem Stock herum und kreischte: »Gehen Sie! Gehen Sie weg! Wer sind Sie? Diebe, Eindringlinge, Vandalen!«
    Max trat einen Schritt zurück und hob die Hände mit einer beschwichtigenden Geste. Odette bewegte sich nicht, und die Frau humpelte auf ihren Stock gestützt auf sie zu und schüttelte ihre knochige Faust.
    »Verschwinden Sie! Lassen Sie mich in Ruhe! Sie haben hier nichts zu suchen! Das ist mein Haus!«
    »Hören Sie, es tut uns leid, Lady, wir wussten nicht, dass hier jemand wohnt. Wir führen nichts Böses im Schilde, haben uns nur umgesehen«, entschuldigte sich Max besänftigend.
    Odette hatte die alte Frau nicht aus den Augen gelassen. »Wer sind Sie?«, fragte sie. »Ist das wirklich Ihr Haus?«
    Die Frau wandte ihre Aufmerksamkeit von Max ab und funkelte Odette mit kalter Hochmütigkeit an. »Wer ich bin?« Sie richtete sich auf, stützte sich mit beiden Händen auf ihren Stock und sagte mit Nachdruck: »Ich bin die Herrin von Zanana. Das hier ist immer mein Heim gewesen. Und das wird es auch immer bleiben. Jetzt wissen Sie, wer ich bin, Sie vorwitziges junges Ding. Und es spielt keine Rolle, wer Sie sind«, fügte sie hinzu. »Gehen Sie jetzt bitte.«
    Mit einer herrischen Geste verschränkte sie die Arme und ließ den Stock von ihren knotigen Händen herabbaumeln. Sie erinnerte Max an eine ausgemergelte Königin Viktoria. Und ihre Kleidung entsprach auch dem Geschmack und dem Stil jener Zeit. Das schwere schwarze Seidentaftkleid war bis zu dem hohen Kragen zugeknöpft und schwang in einer Halbkrinoline bis auf den Boden herab. Der Rock war hinten mit einer Turnüre gestützt, und die schwarzen Jettperlen und Knöpfe am Mieder glitzerten in der Sonne.
    Odette bemerkte, dass die schwarze Spitze am Ende der langen Ärmel ausgefranst war, und nach dem Geruch zu urteilen, war das Kleid lange nicht gewaschen worden. Die Spitzen staubiger, schwarzer Knopfstiefel schauten unter dem Saum des langen Kleides hervor.
    Odette erwiderte den arroganten Blick. »Mein Name ist Odette Barber, ich bin Reporterin, und Sie haben durchaus nicht immer hier gewohnt. Das Haus hat jahrelang leer gestanden. Wer sind Sie?«
    »Das ist mein Haus. Ich bin die Herrin von Zanana.«
    »Schon gut, schon gut. Nett, Sie kennen gelernt zu haben.«
    Max wollte den Rückzug antreten und gab Odette Zeichen mit den Augen, aber sie beachtete ihn nicht.
    »Wenn Sie die Herrin von Zanana sind, warum lassen Sie dann zu, dass das Grundstück parzelliert und bebaut wird?«, beharrte sie.
    Die Augen der Frau verengten sich. »Sie tun, was ich sage. Zanana gehört mir. Das ist mein Heim. Und Sie befinden sich auf meinem Grundstück. Verschwinden Sie, oder ich rufe die Polizei.«
    »Lass uns gehen, Odette.«
    Odette hatte noch jede Menge Fragen an die seltsame alte Frau. Sie sah ihr nach, als sie auf dem Absatz kehrtmachte und zum Haus zurückging. Dort stand sie in der dunklen Höhle des Türeingangs, bevor sie nach einer weiteren drohenden Gebärde mit ihrem Stock die Tür zuwarf.
    Max machte sich eilig auf den Rückweg durch die Gärten. »Na, die gibt deiner Geschichte ja noch einen besonderen Reiz. Sie sieht aus, als hätte sie seit dem letzten Jahrhundert hier gehaust. Wahrscheinlich total plemplem.«
    »Exzentrisch vielleicht, aber nicht verrückt«, erwiderte Odette. »Die Frage ist, wer ist diese Herrin von

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