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Das Dornenhaus

Das Dornenhaus

Titel: Das Dornenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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müssen, als du uns hierher gerudert hast. Ich wusste, dass du mich herbringen würdest, aber ich dachte, ich mache mit, um dir einen Gefallen zu tun. Aber ich wusste nicht … Detty – die Abkürzung für Odette.«
    »Ja. Und Dean statt Eden. Seltsamer Name, nicht?«
    Er sah verlegen aus. »Mit diesem Namen hatte ich es ziemlich schwer in der Schule, also erzählte ich allen, ich hieße in Wirklichkeit Dean, und sie hatten Eden bald vergessen.«
    Odette versuchte verzweifelt, ihrer Gefühle Herr zu werden. Einerseits war sie aufgeregt und glücklich über diesen erstaunlichen Zufall. Und die Erinnerungen an jene Tage stimmten sie sowohl fröhlich wie auch traurig. Aber im Vordergrund stand ihre Verwirrung über das, was sie als einen Widerspruch in Eden ansah.
    »Eden, wie konntest du dich auf diese Sache einlassen, bei der wahrscheinlich all das hier zerstört wird«, sie machte eine ausladende Handbewegung. »Der Ort, an dem du gelebt hast? Hast du Zanana denn nicht geliebt?«
    »Nein … und ja. Sicher, ich fand das alles außergewöhnlich und sehr schön. Aber mein Vater hat es gehasst, und ich denke, das hat meine Ansichten stark beeinflusst, anders als bei dir. Für dich war es ein Ort voller Magie, den du besuchen konntest, um dich daran zu erfreuen, und wir hatten ja auch Spaß zusammen. Aber mein Vater und ich lebten in einem kleinen Häuschen am Rande des Grundstücks, und du weißt, dass er mir verboten hatte, in die Villa zu gehen. Er hat mir eingebläut, dass es ein verruchter Ort sei, dass etwas Böses und Unheilvolles darüber läge. Irgendwie machte er Zanana für alles verantwortlich, was in unserem Leben schief gegangen war. Es kommt mir jetzt so irrational vor.«
    »Das ist es auch. Du solltest dich von dem, was damals geschehen ist, heute nicht mehr beeinflussen lassen.«
    »Vielleicht hattest du Recht, mich einen Sozialisten zu nennen«, sagte er mit einem Grinsen. »Ich bin wirklich davon überzeugt, dass Zanana der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden muss und einem vernünftigen Zweck dienen sollte. Als es erbaut wurde, waren die Zeiten anders, die Gesellschaft nahm solche Klassenunterschiede einfach hin. Dad hat es gehasst, hat dauernd behauptet, dass die Reichen und Mächtigen alle anderen rücksichtslos ausbeuteten. Dad zufolge regierte die Habgier.«
    »Er muss ein sehr verbitterter Mann gewesen sein.«
    Eden seufzte. »Ja, das war er. Ich wünschte, ich hätte ihn mehr über seine Familie befragt, aber als Kind ist man daran nicht so sehr interessiert. Ich wusste nur, dass er adoptiert worden war. Er heiratete meine Mutter, die Sally hieß, sie brannte mit einem amerikanischen Soldaten durch und ließ ihn mit einem Kleinkind allein. Es muss schwer für ihn gewesen sein.« Er sah sich lange und aufmerksam um. »Ja, es gibt keinen Zweifel, dass das hier mit Liebe geschaffen wurde.«
    »Ich habe so viel über die Geschichte Zananas gelesen, wie ich finden konnte. Die MacIntyres waren ziemlich außergewöhnlich, stammten aber anscheinend aus einfachen Verhältnissen. Sie wurden sehr reich, waren aber große Philanthropen«, sagte Odette.
    »Wir sind also derselben Ansicht – Zanana sollte dem Volk gehören.«
    »Aber es sollte so bleiben, wie es ist. Ich meine, in restaurierter Form«, schoss Odette zurück.
    Eden warf die Hände hoch. »Frieden. Warum schauen wir nicht, ob wir ins indische Haus hineinkommen, ohne die alte Dame aufzuschrecken?«
    Er grinste sie an, und sie waren wieder zwei Kinder, die ein gemeinsames Abenteuer erlebten. Auf einem Umweg gelangten sie um die Villa herum, fanden das indische Haus aber verschlossen. Also lugten sie durch die Buntglasfenster und sahen die Farbprismen drinnen auf dem Marmorboden tanzen.
    »Das Bett steht noch. Ob es den Edelsteinhimmel wohl noch gibt?«, fragte Odette.
    »Du hast immer geglaubt, es seien echte Steine und echtes Gold. Wir könnten uns ins Haus schleichen und den Schlüssel holen … falls er noch am gleichen Platz hängt. Weißt du noch, die Schlüssel, die an den Haken in der alten Küche hingen? Erinnerst du dich an des erste Mal, als wir in der Villa waren?«
    »Wir mussten durch diesen unheimlichen Keller. Und dein Vater hätte uns fast erwischt!«
    Sie gingen zu einem anderen Fenster und sahen hinein. Eine Metallkiste war zu sehen und ein unordentlicher Haufen Kartons, aus denen Bücher, Papier und Kleider quollen. Daneben ein kleiner Hocker, auf dem eine heruntergetropfte Kerze in einem altmodischen weißen

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