Das Dornenhaus
solche Details nicht übersehen sollten. Das ist die Basis eines guten Enthüllungsjournalismus. Doch in diesem Zusammenhang ist es ein bedeutungsloser Zufall. Das Zeug hier ist gut. Ich finde, wir sollten noch eine Karaffe davon bestellen.«
»Aber bitte doch. Dashford. Der Name kam mir irgendwie bekannt vor, aber ich wusste nicht, warum.«
Odette blieb bei ihrer Moussaka, einem Salat und stark gesüßtem Mokka, aber Matt aß sich durch fast alles, was die Speisekarte zu bieten hatte.
Nach dem Essen fuhr Odette nach Paddington. Sie wartete geduldig in Eden Davenports Vorzimmer und legte sich noch einmal zurecht, was sie ihm sagen wollte. Die schlichte Einfachheit des Büros, die ihr beim ersten Mal fast steril vorgekommen war, empfand sie jetzt als beruhigend.
»Odette, was für eine nette Überraschung.« Er kam mit ausgestreckter Hand und einem warmen Lächeln auf sie zu. Sein Haar fiel ihm in die Stirn, und seine haselnussbraunen Augen blitzten grüner denn je, fast im Ton des blassgrünen Hemds, das er unter einem mit Olive und Beige durchwirkten Tweedjackett trug. Wie immer war er einfach und lässig gekleidet, aber die Sachen waren hervorragend geschnitten.
»Komm mit in mein Allerheiligstes. Ich habe gerade einen äußerst befriedigenden Abschluss gemacht. Ein wirklich tolles Projekt.«
»Oh, was denn?«
»Du klingst nicht sonderlich interessiert«, tadelte er. »Oder misstraust du meinen Motiven immer noch?«
»Nicht im Geringsten. Tut mir leid. Ich wollte nicht unhöflich sein. Erzähl mir davon.« Odette merkte, wie viel ihr daran lag, dass die Unterhaltung freundlich verlief.
»Ich bin beauftragt worden, einen Freizeitpark an der Küste zu entwerfen, in der Nähe von Coffs Harbour. Ich will daraus einen Ort machen, der in Harmonie mit der Natur steht – wo die Menschen sowohl an der Natur als auch an den von Menschenhand geschaffenen Attraktionen ihre Freude haben können. Die Auftraggeber haben meine Vorstellungen angenommen, und es gibt dort noch eine Menge unberührtes Buschland, das ich erhalten werde. Ich muss zugeben, dass ich mich dabei auf die Philosophie des Meisters stütze.«
»Wer ist der Meister?«, fragte Odette mit Interesse.
»Frank Lloyd Wright natürlich. Seine Arbeit ist äußerst inspirierend. Er hat so viele verschiedene Dinge gemacht, war seiner Zeit weit voraus und hat seine Arbeiten stets in Harmonie mit der Natur ausgeführt. Walter Burley Griffin hat mit ihm zusammengearbeitet und sich ebenfalls einige seiner Prinzipien zu Eigen gemacht. Aber das andere inspirierte Genie, das ich bewundere, ist Gaudí. Auch er hat seine Bauten so entworfen, dass sie sich in die Natur einfügten, war aber viel surrealer. Ein Mann mit großen Fähigkeiten und einer enormen Phantasie. Wenn es mir gelänge, bei diesem Projekt den Zauber von Lloyd Wright mit dem von Gaudí zu verbinden, wäre mein größter Traum erfüllt. Und wenn man bedenkt, dass diese Männer in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts gelebt haben, fragt man sich, was sie heute mit den neuen Materialien und Technologien wohl zustande brächten.«
Er unterbrach sich und grinste verlegen. »Entschuldige … ich quassele immer zu viel, wenn es um Architektur und Design geht.«
»Schon in Ordnung. Es ist faszinierend«, meinte sie begeistert.
»Genug davon, erzähl mir, warum du hier bist. Ich vermute, es geht um deine Arbeit.« Er führte sie zu der Ledercouch.
»Ja. Es wird dir vielleicht nicht gefallen, was ich dir zu sagen habe, aber du musst es erfahren.«
»Na, dann ist es ja gut, dass ich sitze. Leg los.« Er sagte dies scherzhaft, aber ohne Ironie.
»Ich habe herausgefunden, dass Hacienda ein fettes Geschäft mit einem der Stadträte abgeschlossen hat – mit Mr. Beck. Die entsprechenden Beweise liegen mir vor. Sie haben ihm ein kleines Vermögen zukommen lassen. Und Mr. Beck hat gerade ein Grundstück gekauft, auf dem ein anderer Stadtrat, ein Drogist, sein Geschäft hat. Der Pachtvertrag steht kurz vor der Verlängerung. Aus verlässlicher Quelle habe ich erfahren, dass der Drogist bereit ist, jetzt der Bebauung zuzustimmen. Und Beck wird selbstverständlich auch dafür stimmen.«
Sie wartete auf seine Reaktion. Eden hatte aufmerksam zugehört, und jetzt zeigte sein Gesichtsausdruck größte Bestürzung.
»Mein Gott«, flüsterte er. Er stand auf, ging ein paar Mal im Zimmer hin und her und blieb dann stehen. »Das ändert alles. Die Folgerungen daraus sind ganz eindeutig. Selbst wenn die
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