Das Dornenhaus
ist so hinreißend.«
Odette lachte und ging ins Wohnzimmer, wo er lässig auf dem Sofa saß und in einer Zeitschrift blätterte.
»Na, bereit für deinen Auftritt?«, fragte sie.
»Klar. Ich dachte, wir könnten zusammen hinfahren. Moralische Unterstützung. Obwohl ich weiß, dass alles klappen wird. Geht es dir gut? Ich habe viel an dich gedacht.«
»Und ich an dich. Es ist schon fast unheimlich, dass du immer dann auftauchst, wenn ich fest genug an dich denke«, sagte sie eher beiläufig, aber die seltsame Verbindung, die zwischen ihnen bestand, ließ sich nicht leugnen.
Odette erzählte Zac rasch, wie die Kundgebung ablaufen würde, und er hörte aufmerksam zu. Dann tauchte Elaine mit drei Dosen Bier auf. »Nur was zum Ölen für die Kehle des Sängers und der Rednerin. Kein Saufgelage«, grinste sie.
»Prima«, sagte Odette und griff nach ihrer Bierdose. »Ich nehme meins mit in die Dusche, wenn es euch nichts ausmacht. Kümmere du dich doch bitte inzwischen um Zac, Elaine.« Sie zwinkerte ihrer Wohnungsgenossin anzüglich zu und ging mit federnden Schritten aus dem Wohnzimmer.
Odette entschied sich für ein schlichtes Hemdblusenkleid mit zartem viktorianischem Blumenmuster. Sie bürstete ihre rotgoldenen Locken zurück und steckte sie auf einer Seite mit einem Schildpattkamm hoch. Ein Hauch korallenroter Lippenstift, grauer Lidschatten betonte ihre aquamarinblauen Augen. Lächelnd kam sie ins Wohnzimmer zurück und blieb überrascht in der Tür stehen.
Eden und Zac saßen nebeneinander auf dem Sofa und tranken zusammen ein Bier, als seien sie seit Jahren befreundet.
Eden stellte die Bierdose ab und erhob sich mit einem Grinsen. »Ich dachte, du könntest etwas moralische Unterstützung gebrauchen. Aber ich sehe, dass Zac dieselbe Idee hatte.«
»Ihr kennt euch?«
»Jetzt ja«, sagte Zac und zwinkerte ihr zu.
Elaine kam mit weiteren Bierdosen aus der Küche, und Odette setzte sich in den Sessel und beobachtete die beiden Männer. Sie führten ihr Gespräch über Zanana, das Grundstück und seine besondere Bedeutung für die Öffentlichkeit fort.
»Ich muss gestehen, dass ich das Grundstück nie betreten habe«, sagte Zac. »Aber ich war am Tor und habe durch die Gitterstäbe gespäht, wie ein Kind im Zoo. Dennoch habe ich das Gefühl, das alles zu kennen, dank Odettes leidenschaftlicher Beschreibungen. Und es geht um etwas Grundsätzliches, also helfe ich gerne dabei, es zu retten. Zanana bedeutet Odette sehr viel.«
»Mir auch«, sagte Eden. »Wussten Sie, dass wir als Kinder befreundet waren und dort gespielt haben?«
Zac warf Odette einen Blick zu. »Eden ist der Sohn des Verwalters, von dem du mir mal erzählt hast?«
»Ja.« Odette fühlte sich ein bisschen unbehaglich, doch die beiden Männer schienen bestens miteinander auszukommen. »Hört mal, ich glaube, wir sollten allmählich aufbrechen. Wie bist du hergekommen, Zac?«
»Mit dem Taxi. Mein Manager sorgt dafür, dass meine Sachen direkt zum Veranstaltungsort gebracht werden.«
»Dann könnt ihr alle mit mir fahren«, bot Eden an. »Je weniger Autos, desto besser – es wird bestimmt Staus geben, und das Parken wird auch ein Problem sein. Sind Sie so weit, Elaine?«
Odette und Elaine bestanden darauf, hinten zu sitzen, damit die Männer mehr Beinfreiheit hatten. Elaine zeigte Eden eine Abkürzung, durch die er den Stadtverkehr vermeiden konnte. Eden und Zac unterhielten sich während der Fahrt hauptsächlich über Architektur und die Umwelt.
Zac sah über die Schulter nach hinten. »Du bist sehr still, Odette. Ich habe Eden vom Friedenstal erzählt. Du solltest mal mit ihm hinfahren.«
Eden hatte Recht gehabt, was die Parkmöglichkeiten betraf. Er lenkte das Auto durch den stetigen Strom der Menschen, die auf die Grasfläche vor der Bühne zustrebten, fuhr auf ein mit Seilen abgesperrtes Gelände zu, vor dem ein Schild mit der Aufschrift »Nur für Veranstaltungsteilnehmer« aufgestellt war und das von einem Komiteemitglied mit einem Namensschild und einer roten Papierrose im Knopfloch bewacht wurde. Der Wächter warf einen Blick in das Auto, grinste, machte das Seil los und winkte sie durch. Eden parkte hinter der Bühne.
Kaum waren sie ausgestiegen, kam Flora Bramble auf sie zugeeilt. Sie trug ein weites Kleid mit auffallendem Rosenmuster, hochhackige Schuhe und einen kleinen Strohhut, an dem eine große Seidenrose befestigt war.
Odette stellte sie einander vor, und Mrs. Bramble schüttelte Zac begeistert die Hand. »Wir
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