Das Dornenhaus
sind ja so froh, dass Sie bereit sind, hier aufzutreten. Sehr viele Menschen sind Ihretwegen gekommen, das hilft unserer Sache enorm.«
Mrs. Bramble schüttelte auch Eden und Elaine die Hand und umarmte Odette. »Wie hübsch du aussiehst, Odette.«
»Sie haben sich aber auch sehr fein gemacht«, erwiderte Odette und dachte bei sich, dass Mrs. Bramble es vielleicht ein bisschen übertrieben hatte. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Elaine den Männern mit erhobenen Augenbrauen einen Blick zuwarf.
»Gefällt es Ihnen? Ich habe es selbst genäht, es ist eigentlich Polsterstoff, aber verraten Sie es niemandem«, meinte sich kichernd zu Zac.
Zac betrachtete sie bewundernd von oben bis unten. »Mrs. Bramble, Sie sehen aus wie ein äußerst bequemer Sessel.«
»Aber setzen Sie sich nicht auf mich! Nehmen Sie mich mal in die Arme, Zac. Ich finde Ihre Musik hinreißend.«
Die vier lachten, und Zac schloss sie in die Arme. »Jetzt machen Sie es sich alle hier hinten bequem, und wenn es so weit ist, kommen Sie auf die Bühne. Ihr Mikrofon und die Lautsprecher sind aufgebaut, Zac. Ihr Toningenieur hat Ihre Gitarre und sagt, es sei alles bereit. Ich sage Ihnen, wenn es so weit ist.«
Während der nächsten Dreiviertelstunde strömten immer mehr Menschen in den Park. Viele nahmen zum ersten Mal Interesse an der großen alten Villa, die meisten hatten sie nie gesehen. Das Haus war hinter den Bäumen nicht sichtbar und durch den hohen Zaun und das kunstvolle schmiedeeiserne Tor abgeschirmt. Ein Geheimnis schien davon auszugehen.
Auf ein Zeichen von Mrs. Bramble betraten Odette, Eden und Zac die Bühne und nahmen ihre Plätze ein. Mrs. Bramble setzte sich neben Odette und faltete nervös ein Blatt Papier auf und zu.
Als die Blaskapelle von Kincaid mit dem aufrüttelnden Marsch »Soldiers of the Queen«, einer Komposition der Jahrhundertwende, durch den Park auf die Bühne zumarschierte, kam sofort Stimmung auf.
»Ich dachte, es wäre hübsch, auch etwas historische Musik dabeizuhaben«, sagte Mrs. Bramble mit unverhülltem Stolz, diesen Einfall gehabt zu haben, zu Eden und Zac. »Fängt die Atmosphäre der Jahrhundertwende ein und hat natürlich auch eine Verbindung zu der Rolle, die Zanana als Kriegsveteranenheim gespielt hat.«
Eine Mädchengruppe in schicken Uniformen marschierte hinter der Blaskapelle her, und, angefacht von Mrs. Bramble, brandete aus der Menge lauter Applaus auf, als sie vor der Bühne Halt machten. Ein Trompeter trat vor und blies eine Fanfare, worauf an die zwanzig Kinder hinter dem Erfrischungszelt hervorrannten, jedes mit einem Dutzend Luftballons in der Hand. Unter lauten »Rettet Zanana«-Rufen ließen sie die Ballons vor der Bühne aufsteigen, und während die Ballons in den Himmel schwebten, legte die Blaskapelle wieder los, und die Menge jubelte. Mrs. Bramble strahlte.
In diesem Moment trafen der Bürgermeister, der Parlamentsabgeordnete für Kincaid und Alan Harper von Hacienda ein. Mrs. Bramble winkte sie auf die Bühne, und ein gespanntes Schweigen senkte sich über die Menge.
Sie drehte sich zu Odette um und flüsterte: »Mein Gott, ich bin ganz durcheinander. Mir zittern die Knie.« Ihr Rouge hob sich in zwei roten Flecken von ihren gepuderten Wangen ab.
»Alles okay, Mrs. B.«, sagte Odette beruhigend. »Stellen Sie sich einfach vor, Sie würden über den Zaun hinweg mit Ihren Nachbarn plaudern. Sie schaffen das schon.«
Zum ersten Mal in ihrem Leben stand Flora Bramble tatsächlich im Mittelpunkt. Sie trat ans Mikrophon, doch zu Odettes Überraschung sagte sie nichts und blickte nur über die Menge der mehr als tausend ihr zugewandten Gesichter.
Dann lächelte sie und sagte: »Freunde, welch ein strahlender Tag für Kincaid.« Die Menge jubelte, pfiff, applaudierte, und der begeisterte Trompeter blies eine weitere kurze Fanfare, die mit einem etwas schrägen Ton endete.
Eden war völlig verblüfft. Zac grinste von einem Ohr zum anderen, und Odette erblickte Elaine in der Menge, die kaum an sich halten konnte, aber voller Anerkennung die Daumen hochstreckte.
Mrs. Bramble hüstelte leise, und die Menge verstummte. Mit einem fast an Churchill erinnernden Gespür für Zeiteinteilung und Wortwahl warf sie den nächsten Satz in die Menge: »Welch ein großer Tag für einen Kampf!« Wieder schien die Menge zu explodieren, und der Vertreter von Hacienda fühlte sich sichtlich unbehaglich.
Mit erhobener Hand brachte Mrs. Bramble das Publikum zum Schweigen und fuhr fort: »Ja,
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