Das Dornenhaus
Bett zu gehen ist doch nicht das Schlechteste. Nach Zac stände er für mich als Zweiter ganz oben auf der Liste!« Sie zwinkerte Odette anzüglich zu und lachte laut los.
»Elaine, ich bin völlig schockiert!«, rief Odette in gespieltem Entsetzen. »Aber hast du am Samstagabend wirklich was vor? Ich schätze, wir werden so gegen elf Uhr fertig sein.«
»Ich treffe mich mit einer Freundin. Wir wollen bei Edgecliff essen und dann in den Rose-Bay-Wintergarten gehen, um uns einen französischen Film anzusehen. Also wird es spät bei mir.«
Als Odette Eden angerufen hatte, um ihn nach der Kundgebung zum Essen einzuladen, hatte sie ihm klar zu machen versucht, dass es um Zanana ging und nicht um einen romantischen Annäherungsversuch.
»Ich nahm an, das Komitee würde eine große Feier veranstalten, bei der du dabei sein willst«, sagte er.
»Flora Bramble hat alle nach der Veranstaltung zum Nachmittagstee zu sich eingeladen. Dich natürlich auch. Nein, ich dachte, wir könnten danach in Ruhe zusammen essen.«
»Ich freue mich darauf, Odette. Wir sehen uns bei der Kundgebung.«
»Komm nicht zu spät.« Besorgt hatte sie gefragt: »Bist du immer noch bereit, dich auf die Bühne zu stellen und Hacienda öffentlich anzuprangern?«
»Es wird nicht gerade mein Freudentag werden, aber ich werde es tun, ja.« Seine Stimme war härter geworden, und Odette konnte sich den entschlossenen Zug um seinen sonst meist lächelnden Mund und das wütende Funkeln seiner gelb und grün schimmernden Augen vorstellen. »Ich mag es nicht, wenn man mich übervorteilt und meine beruflichen Fähigkeiten ausnutzt.«
Bevor sie einhängte, sagte Odette: »Danke, dass du dazu bereit bist. Ich weiß, dass es nicht leicht ist, vor der Öffentlichkeit zu sprechen, aber ich glaube, du wirst froh sein, es getan zu haben.«
In der Nacht von Freitag auf Samstag wurde Odette wach, hörte den Regen aufs Dach prasseln, und ihr Mut sank. Die Bühne vor den Toren Zananas würde zwar überdacht sein, aber der Regen würde viele vom Kommen abhalten. Zac hatte ihr geraten, den Gedanken an Regen einfach fortzuschieben. »Stell dir den Tag genauso vor, wie du ihn haben möchtest, dann wird er auch so werden«, hatte er gesagt. Odette zog sich das Kissen über den Kopf und versuchte wieder einzuschlafen. Sie war von der Couch zurück in ihr Bett gezogen, nachdem sie alle Unterlagen über Zanana sortiert, abgelegt und verstaut hatte.
Der Samstagmorgen zog klar und sonnig herauf, die Welt sah frisch gewaschen und sauber aus. Über den strahlend blauen Himmel zogen nur ein paar hohe weiße Federwölkchen.
Am Vormittag fand sich Odette bei Flora Bramble in dem kleinen Park vor den Toren Zananas ein. Die Bühne war jetzt mit Spruchbändern geschmückt, und Tontechniker verkabelten die Lautsprecheranlage, während freiwillige Helfer ein Erfrischungszelt aufbauten.
Kartons voll roter Papierrosen und Luftballons standen zum Verteilen an die Menge bereit, dazu dicke Bündel Flugblätter, verfasst von Odette, mit einem Abriss der Geschichte Zananas und einer Zusammenfassung der Gründe für die Notwendigkeit seiner Rettung.
»Es scheint ja alles nach Plan zu laufen. Jetzt müssen wir nur noch auf die Leute warten«, sagte Odette und sah auf die Uhr.
»Sie werden schon kommen. Noch sind sie alle dabei, ihre Wochenendeinkäufe zu erledigen. Die Kundgebung ist für zwei Uhr angesetzt, also ist es noch früh. Lass uns hoffen, dass alle Redner rechtzeitig eintreffen. Und natürlich Zac. Die Presse scheint am meisten an ihm interessiert zu sein«, erwiderte Mrs. Bramble.
»Er ist der große Magnet, aber wenn die Medien erst mal hören, was wir zu sagen haben, kriegen wir bestimmt die Berichterstattung, die wir uns wünschen«, sagte Odette zuversichtlich. »Ich hoffe nur, dass der Mann von Hacienda und die Stadträte auftauchen.«
»Denen muss klar sein, dass ihnen kein besonders herzlicher Empfang bevorsteht. Aber es würde mich interessieren, was sie zu sagen haben.«
»Setzen Sie die auf die Rednerliste, bevor ich meine Rede halte, dann werden wir sehen, wie sie reagieren. Na gut, da hier ja alles bestens zu laufen scheint, fahre ich rasch nach Hause, ziehe mich um und bin so gegen eins zurück.«
Als Odette die Wohnungstür öffnete, kam ihr Elaine mit weit aufgerissenen Augen und kaum verhüllter Erregung entgegen. »Er ist hier. Im Wohnzimmer«, zischte Elaine, verdrehte die Augen und griff sich mit zitternder Hand ans Herz. »Zac. Höchstpersönlich. Er
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