Das Dornenhaus
eilten hin und her mit großen bauchigen Teekannen und Tabletts voll süßer Reiskuchen, Sandwiches, Keksen, altmodischem englischem Gebäck und Torten mit frischer Sahne aus Zanana. Einfache, nahrhafte Speisen wie Suppen, Nudel- und Reisgerichte waren beliebte, preiswerte Mahlzeiten.
Zanana wurde bald zu einer Sehenswürdigkeit, über die in Zeitungen und Zeitschriften berichtet wurde, und die Besucher staunten über die verschwenderische Pracht, die herrlichen Gärten und den eleganten Stil, in dem Mr. und Mrs. MacIntyre ihre Gäste bewirteten. Catherine gab Essen und Dinnerpartys für Roberts Geschäftsfreunde und für Wohltätigkeitsorganisationen.
Sie beschränkten ihre Einladungen jedoch auf ein Minimum, und Catherine widmete sich hingebungsvoll ihren Rosen und entwickelte ein Interesse an der finanziellen Seite der Erträge aus den Nutzgärten, die auf den Märkten in der Stadt verkauft wurden. Doch ihre Tage waren einsam, und sie sehnte sich nach einem Baby, war aber davon überzeugt, dass sie nie eines bekommen würde, wenn sie den kleinen Stein von Guru Tanesh nicht wieder fand.
Ihre treue Haushälterin Mrs. Butterworth verstand Catherines Sehnsucht nach einem Baby, war sie doch selbst kinderlos. Die Ärzte hatten ihr gesagt, sie würde nie Kinder bekommen können, und Harold und sie hatten sich über die Jahre damit abgefunden. Aber Gladys glaubte daran, dass Catherine eines Tages Kinder haben würde, da sie noch jung war und sich trotz ihrer zarten Konstitution bester Gesundheit zu erfreuen schien. Während sie jede Erwähnung dieses heiklen Themas vermied, tat sie ihr Bestes, ihre Herrin aufzumuntern.
Catherine war dankbar für die sachliche, positive Art von Gladys Butterworth und segnete den Tag, an dem die Butterworths nach Zanana gekommen waren.
Harold und Gladys waren aus der im Norden gelegenen Stadt Bangalow nach Sydney gereist. Sie kamen nach Zanana, um Sid Johnson, den Stallmeister, zu besuchen. Sid und seine Frau Nettie waren alte Freunde von ihnen aus Bangalow. Catherine kam zufällig vorbei, als die Butterworths zu Besuch waren, und wurde ihnen vorgestellt. Sie fassten sofort Sympathie füreinander, angeregt durch das gemeinsame Interesse an der Farm und den Gärten.
Bekleidet mit einem blau karierten Rock, dessen Saum leichte Schlammspritzer aufwies, einer weißen Seidenbluse mit einer weichen Chiffonschleife am Hals, einem breiten Gürtel um die Taille und ihrem Lieblingsstrohhut für die Gartenarbeit auf dem Kopf, sah Catherine dennoch ganz wie die Herrin des Hauses aus. Sie bot Mrs. Butterworth an, ihr den Rosengarten zu zeigen, und während sie zwischen den Rosenbüschen umherschlenderten, erzählte ihr Mrs. Butterworth, dass sie und Harold für einen ehemals wohlhabenden ländlichen Haushalt gearbeitet hatten.
»In den letzten beiden Jahren hatten wir schreckliche Überflutungen, und das hat ihnen das Genick gebrochen. Ich glaube, sie haben viel Geld verloren – das Leben auf dem Land ist hart –, daher beschlossen sie zu verkaufen. Harold und ich kamen hierher, um ein wenig auszuspannen und uns nach neuen Möglichkeiten umzusehen.«
»Wollen Sie aufs Land zurück?«
»Mir gefällt es auf dem Land. Könnte nicht mitten in der Stadt leben. Wenn es auch nett ist, alles in der Nähe zu haben. Aber es wird sich schon was ergeben.« Sie lächelte fröhlich, roch an einer Rose und ließ ihren Blick durch den Rosengarten wandern. »Meine Güte, so etwas Schönes habe ich noch nie zuvor gesehen. Was für ein friedvoller Ort, man sollte ihn jeden Morgen aufsuchen. Macht den Tagesanfang fröhlich, nehme ich an.«
Catherine lächelte die gesunde, strahlende Frau neben sich an. »Wissen Sie, Mrs. Butterworth, das ist genau das, was ich jeden Morgen tue. Sagen Sie, welche Aufgaben hatten Sie bei der Familie, für die Sie gearbeitet haben?«
»Alle möglichen. Harold und ich haben alles übernommen, was so anfiel. Kochen, Saubermachen, die Beaufsichtigung des Personals – des wenigen, das sie hatten –, und Harold hat sich auch um die praktischen Dinge im Haus gekümmert. Er schien ständig was zu reparieren.«
Catherine wurde nachdenklich. Genau so ein Paar suchte sie. Man hatte ihr verschiedene Leute geschickt, aber sie hatten ihr alle nicht zugesagt, und sie hatte beschlossen, so gut sie konnte, allein zurechtzukommen mit der Hilfe, die sie bisher hatten, und den Extrakräften, die sie bei Bedarf einstellte. Harold schien ein solider, zuverlässiger Bursche zu sein. Sie
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