Das Dornenhaus
mehr als seinen Anteil an Arbeit übernommen.«
»Dann sag den Männern, dass sie Anweisungen von mir entgegenzunehmen haben«, erwiderte Catherine. »Wenn ich ihnen etwas sage, nicken sie nur, halten ihre Kappen in der Hand und warten auf dich.«
Robert lachte. »In Ordnung, mein Liebes. Wir probieren es aus. Ich rede mit ihnen und mache ihnen klar, dass du von jetzt an der Boss bist.« Er schloss sie in die Arme. »Ich wünschte, ich hätte das alles machen lassen können, während ich fort war, und dir dann nur noch den Schlüssel des Hauses überreichen brauchen. Aber als ich abfuhr, wusste ich ja noch nicht, dass ich das Mädchen meiner Träume finden und heiraten würde, nicht wahr?« Er küsste sie.
»O Robert, ich finde es viel schöner, dass wir es zusammen bauen. Wir schaffen etwas Wunderschönes, etwas, das wir beide mögen und an dem sich unsere Kinder erfreuen können, lange nachdem wir nicht mehr sind.«
Es brauchte mehrere Anläufe, einige Geduld und sanftes, aber beharrliches Drängen von Catherine, um die Arbeiter für sich zu gewinnen. Widerstrebend begannen sie einzusehen, dass sie praktisch und gerecht war und genau wusste, was vonnöten war und wie man es erreichen konnte.
Daher war es nur gut, dass sie Catherines ausführliche Diskussionen mit dem italienischen Architekten über
feng shui
nicht mitbekamen. Hock Lee hatte sie auf die Wichtigkeit des chinesischen Glaubens an
feng shui
aufmerksam gemacht. Er hatte ein großes Interesse am Bau der Villa und der Gestaltung des Grundstücks entwickelt, und Catherine genoss seine Gesellschaft während seiner regelmäßigen Besuche. Sie verstand Roberts Anhänglichkeit an den sanften und humorvollen Chinesen, der das Wissen aus Jahrhunderten in seinem Kopf und Herzen angestaut zu haben schien.
»
Feng shui
bedeutet, sein Haus in der harmonischsten und vielversprechendsten Weise zu errichten«, erklärte er. »Wir glauben daran, dass wir mit unserer Umgebung verbunden sind und dass ein Haus die perfekte Balance zwischen der Beschaffenheit der Landschaft, der Natur, der Energie des Universums und unserem Platz darin finden sollte, denn das alles hat Auswirkungen auf unser Schicksal.«
Catherine wollte mehr darüber wissen. Für sie ergab es einen Sinn. Instinktiv spürte sie, dass sie beim Bau so wenig wie möglich von dem umliegenden Land zerstören sollten. Bäume wurden stehen gelassen, ein Bachlauf blieb unverändert, und ein kleiner Hügel wurde in den Entwurf von Haus und Garten mit einbezogen.
Hock Lee fuhr fort: »Alles um uns herum hat Auswirkungen auf uns. Gute, wenn das
feng shui
stimmt, schlechte, wenn es nicht stimmt. Dinge wie Form, Farbe, Klang, Sicht und Licht zum Beispiel. Wir möchten die vollkommene Balance zwischen unserem Leben und dem natürlichen Rhythmus des Universums erreichen, damit wir eine erfolgreiche, vom Glück begünstigte und friedvolle Existenz führen können. Wir müssen darauf achten, in welcher Richtung das Haus gebaut ist, was sich um es herum befindet, wie die Gegenstände im Haus platziert sind. Eine bedachte und kundige Ausführung dieser Maßregeln wird für dein Leben ein großer Gewinn sein.«
Catherine versuchte, dies Robert zu erklären, der nachsichtig lachte, aber das Konzept nicht einfach ablehnte. »Ich habe mit den Jahren gelernt, Hock Lees Überzeugungen zu vertrauen. Wenn du also den Architekten dazu überreden kannst, dann soll es mir recht sein, Liebling.«
Hock Lee schickte ihr einen
feng shui
-Mann, und der alte chinesische Herr, gekleidet in eine einfache Hose, eine Jacke aus Baumwollstoff und einen spitzen Hut, verbrachte mehrere Tage auf dem Gelände, wanderte herum, saß auf einem Hügel und schaute auf den Fluss, beobachtete den Lauf der Sonne und vertiefte sich in die Pläne für die Villa. Mr. Wang hatte einen langen, schütteren Silberbart und tiefbraune Augen, die Catherine an dunkle Rosinen in einem teigigen runden Gesicht erinnerten. Seine Stimme war hell und sanft und klang wie der Wind, der durch die Kängurubäume strich. Bevor er sie verließ, schenkte er Catherine ein Windspiel aus Bambus, um die bösen Geister abzuwehren.
Der italienische Architekt blieb zweifelnd. Vor allem, als Catherine ihm sagte, der
feng shui
-Mann habe dazu geraten, das Haus umzudrehen. Der Architekt wollte, dass die Vorderseite des Hauses der Weite der sanften hügeligen Landschaft zugewandt war. Aber Mr. Wang hatte entschieden den Kopf geschüttelt. »Dem Fluss zugewandt zu sein wird Wohlstand
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