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Das Dornenhaus

Das Dornenhaus

Titel: Das Dornenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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gewisser Weise auch traurig. Stell dir vor, woher sie kommen, und wenn sie dann das hier sehen … es könnte manche von ihnen unzufrieden machen.« Sie seufzte. Robert wusste, dass sie daran dachte, wie privilegiert ihre eigenen Kinder – so sie denn je welche bekämen – sein würden, in Zanana aufzuwachsen.
    Langsam faltete Catherine den Brief wieder zusammen. »Vielleicht könnte man es so einrichten, dass sie jedes Jahr einmal herkommen. Es zu einem jährlichen Ereignis machen, auf das sie sich freuen können, so dass sie nicht das Gefühl haben, an einem einmaligen Wohltätigkeitsbesuch teilzunehmen.«
    Robert sah seine schöne, goldhaarige Frau an, und ein Lächeln breitete sich über sein Gesicht. »Das ist eine wunderbare Idee, Liebste. Ja, warum übernimmst du nicht das Waisenhaus als dein eigenes Projekt, wirst seine inoffizielle Wohltäterin?«
    »Du meinst, ich soll mir auf einen Schlag eine ganze Familie zulegen? Glaub ja nicht, dass ich nicht erkenne, warum du das vorschlägst, Robert MacIntyre.« Ihre blauen Augen sprühten vor Lachen.
    Später am nächsten Tag fand Robert Catherine auf der rustikalen Gartenbank in ihrem Rosengarten sitzend und bemerkte mit Befriedigung ihre strahlende und glückliche Laune. Er küsste sie auf die Wange, setzte sich neben sie und nahm ihre Hand in die seine.
    Catherine lehnte ihren Kopf an seine Schulter. »Liebster Robert, ich habe beschlossen, dem Waisenhaus auf jede mir mögliche Weise zu helfen. Ich glaube, das Kinderpicknick wird eine gute Möglichkeit sein, damit anzufangen. Mr. und Mrs. Butterworth werden mir helfen, gemeinsam mit den Angestellten, ich glaube, es wird ihnen sogar Spaß machen, und ich habe schon so viele Ideen!« Sie konnte ihre Begeisterung kaum zügeln, als sie ihm ihre Pläne darzulegen begann. »Wir werden jedes Jahr ein anderes Motto haben – einen Zirkus, einen Karneval, eine Aladinshöhle – jedes Jahr wird es etwas Neues geben. Du wirst schon sehen, dagegen werden diese Gesellschaftspartys im Regierungspalast total langweilig wirken!«
     
    Zananas erster jährlicher Kindertag wurde ein voller Erfolg und übertraf Catherines sämtliche Erwartungen.
    Zwei Dutzend Kinder wurden mit einer kleinen dampfbetriebenen Fähre, die regelmäßig zwischen Sydney und Parramatta verkehrte, nach Zanana gebracht. Am Anlegesteg wurden sie von einem Clown empfangen, der ihnen Drachen mit einer aufgemalten Glückszahl überreichte. Das ganze Grundstück war mit Jahrmarktszelten übersät, in denen Spiele veranstaltet wurden, Kasperletheater gespielt wurde, Clowns auftraten und auf Eseln geritten werden konnte.
    Robert schüttelte verwundert den Kopf, als die Esel in ihren bunten, mit Bändern und Blumen dekorierten Hüten auftauchten. »Die werden die Hüte auffressen, Catherine!«
    »Das macht nichts. Ich mache ihnen neue«, lachte sie.
    Mr. Butterworth, der Obergärtner, die Molkereivorarbeiter und Sid Johnson führten kleine Gruppen großäugiger Kinder durch den Obstgarten, die Molkerei, die Gemüsebeete und die Ställe und erklärten ihnen, wie Zanana geführt wurde. Lämmer wurden gestreichelt, Melkversuche gemacht, Sahne wurde von Fingern geschleckt, Möhren wurden mit Begeisterung gezogen, dann gewaschen und roh gegessen. Mrs. Butterworth führte andere Kindergruppen durch das große Haus, wo die Kinder in gedämpftem Ton miteinander flüsterten und heimlich Seidenvorhänge und Satinkissen berührten.
    Dann kam der Höhepunkt des Tages – das Essen. Lange Tische waren auf der schattigen Veranda aufgebaut, und es gab alles, was ein Kinderherz begehrte. Wackelpudding, Schmetterlingskuchen, gefüllt mit frischer Sahne, Marmeladentörtchen, Pudding, Cremeschnitten, Löffelbiskuits, Regenbogenkuchen, kleine Pasteten, Fleischbällchen, Würstchen mit Brötchen und Würstchen im Schlafrock, gefolgt von Obst, das sie selbst gepflückt hatten, Käse und Eis und dazu große Krüge frischer Milch, selbstgemachter Limonade und Ingwerbier.
    Nach diesem Festessen trat ein Zauberer auf, der Kaninchen aus dem Hut zog, Tauben aus seinen Ärmeln und Münzen hinter den Ohren eines Jungen hervorzauberte – zum Staunen und zur Begeisterung der Kinder. Und dann, nachdem die Heimleiterin ihnen strikte Anweisungen gegeben hatte, durften sie in den Gärten Versteck spielen.
    »Das Gelände um das Schwimmbecken wird nicht betreten«, erinnerte sie ihre ausgelassenen Rangen streng.
    Aber allzu schnell, am späten Nachmittag, kam der Moment, wo sie die

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