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Das Dornenhaus

Das Dornenhaus

Titel: Das Dornenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Gladys, wir erinnern uns«, sagte Harold sanft.
    Doktor Hodgkiss beugte sich vor. »Geben Sie uns Zeit, Mrs. Butterworth, dann finden wir vielleicht das fröhliche kleine Mädchen wieder, das damals nach Zanana kam.«
    »Ich hoffe es, Doktor.« Sie faltete die Hände in ihrem Schoß und sagte mit fester Stimme: »Aber ich werde nicht diejenige sein, die ihr sagt, dass sie von hier fort muss und ins Internat gehen soll.«
    Hock Lee seufzte. »Ich werde es tun.«
    Oben in ihrem freundlichen hübschen Schlafzimmer, dem ersten Zimmer, das sie ganz allein bewohnt hatte, saß Mary auf dem Boden und zerschnitt systematisch jedes Spielzeug, jedes Buch und jedes Kleidungsstück, das ihr je geschenkt worden war.

Kapitel acht
    Amberville 1959
    D ie nachmittägliche Stille wurde von dem staubigen Laster, der plötzlich die Hauptstraße von Amberville entlangratterte, kaum gestört.
    Der Hund, der neben der Tür der Metzgerei lag, setzte sich auf und kratzte sich schläfrig hinter dem Ohr. Mr. Lennox vom Zeitungskiosk blickte kurz von der Lektüre seiner Zeitschrift auf. Im Athena Café drehte Mr. Spiros das Gas unter der Fettpfanne an, um genügend Sixpenny-Tüten mit Chips fertig zu haben, wenn die Kinder aus der Schule kamen.
    Odette streckte ihre Beine unter dem kleinen Schreibtisch aus, der ihr in einer Ecke der Redaktion des
Clarion
zur Verfügung stand. Sie seufzte. Ein weiterer ereignisloser Tag. Ihre sechsmonatige Probezeit war zu Ende gegangen, ohne dass Mr. Fitzpatrick sich dazu geäußert hatte. Doch sie hatte das Gefühl, die Prüfung bestanden zu haben, denn ihr wurde das Schreiben kleiner Artikel anvertraut, die auch meist in der Zeitung erschienen.
    Mr. Fitz winkte sie zu sich. Odette griff nach Notizblock und Stift und eilte in sein kleines Büro. Er zwängte sich zurück in seinen Drehstuhl.
    »Setz dich, Odette.« Er schob die Brille auf die Stirn, kramte in den Manuskripten auf seinem Schreibtisch und zog einige Blätter zu sich heran. Odette wurde steif, als sie ihren Artikel über die Musik- und Theatergesellschaft von Amberville erkannte. Er überflog die Seiten und räusperte sich. »Hm … nicht schlecht. Mir gefällt der Ansatz, den du gewählt hast.«
    Odette entspannte sich.
    »Aber es ist zu lang, zu verschnörkelt. Kürz den Artikel um mindestens ein Drittel und bring ihn mir dann wieder. Übrigens, war es deine Idee, der Sache einen humorvollen Anstrich zu geben?«
    Odette nickte und biss sich auf die Lippen. »Die Musikgesellschaft ist ein langweiliger Verein. Sie nehmen sich alle so wichtig, da dachte ich, das sei eine ganz gute Idee.«
    Der alte Zeitungsmann erlaubte sich ein leichtes Grinsen. »Ich weiß nicht, ob es dem Vorstand der Gesellschaft gefallen wird, aber unseren Lesern bestimmt … und das ist die Hauptsache. Gute Arbeit, Mädchen, wir werden schon noch eine Reporterin aus dir machen.«
    Odette verließ das Büro des Chefredakteurs wie auf Wolken. Ihre Zeit als Mädchen für alles, die Mühe, die sie sich mit ihren kleinen Artikeln für einen Chefredakteur gemacht hatte, der geradezu fanatisch war, was Grammatik, Interpunktion und Rechtschreibung anging, machten sich bezahlt. Dann war schließlich der Tag gekommen, an dem ein kurzer Artikel, den sie geschrieben hatte, ohne jede Änderung gedruckt worden war. Dem waren andere gefolgt, und sie bekam den Auftrag, regelmäßige Beiträge zu schreiben. Einmal war sie gebeten worden, das Wochenhoroskop zu schreiben, da es von der Agentur in Sydney nicht rechtzeitig eingetroffen war.
    »Das kann ich nicht, ich hab keine Ahnung von Horoskopen und Voraussagen und dem ganzen Astrologiekram«, protestierte sie.
    »Denk dir was aus. Schreib für alle was Positives. Schreib, sie würden zu Geld kommen. Der Mann vom Zeitungskiosk hat es schwer, hilf ihm, eine Menge Lotterielose zu verkaufen.«
    Odettes Artikel waren alle ungezeichnet erschienen, und sie wusste, dass ihr erster namentlich gezeichneter Artikel das Signal sein würde, dass sie es geschafft hatte.
    Odette ging ganz in ihrer Arbeit beim
Clarion
auf. Mr. Fitz konnte manchmal ein recht jähzorniger Chef sein, aber sie mochte ihn, weil sie merkte, dass er großes Interesse an ihr nahm. Er führte sein Mini-Imperium mit zwei Reportern, einem Fotografen, einem Schriftsetzer und einem Drucker.
    Mrs. Dorothy »Dottie« Jackson schrieb die Frauenseite. Sie war an die sechzig und wurde trotz ihres bärbeißigen Auftretens als gute alte Haut betrachtet. Sie kannte jeden in der Stadt

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