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Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Titel: Das Dornröschen-Projekt - Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Und so genau weiß der doch nicht, was wir wissen …«
    »Genau genug«, sagte Matti.
    »Wir haben das nicht gut durchdacht. Immer übersehen wir irgendwas.« Twiggy schlug die Faust in die Luft.
    Matti blickte ihn erstaunt an.
    Dornröschen klopfte ihm auf die Schulter. »Bei diesem Spiel ist das als Handicap eingebaut. Man kann nicht alles übersehen. Wir sind ja unter Druck, und Angst erzeugt Fehler. Wir sind nur Menschen, Twiggy.«
    »Du solltest Pastorin werden«, sagte Twiggy etwas ruhiger. »Das Flugzeug stürzt ab, und Frau Pastor empfiehlt, fröhliche Lieder zu singen. Eine feste Burg ist unser Gott …«
    »Quatsch, vom Himmel hoch, da komm ich her«, konterte Matti.
    Ein kurzes Schweigen, während sie sich anstarrten, dann lachten sie los. Viel zu laut.
    »Wir haben dem keine Frist gesetzt«, sagte Matti.
    »Das hole ich nach«, erwiderte Dornröschen. »Ich korrespondiere gern mit Enten.«
    »Und wenn alles vorbei ist, gehen wir zum Chinesen, Pekingente«, verkündete Twiggy.
    Auf einem Grabstein, schwarzer Marmor, verblichene goldene Schrift, wurde eine Mathilde betrauert, die viel zu früh von uns gegangen ist . Sie war vierzehn Jahre alt, als sie im September 1976 starb. Matti blieb einen Augenblick stehen. Stiefmütterchen waren frisch eingepflanzt, in einer dünnen Glasvase steckten fünf Tulpen. Daneben ein erloschenes weißes Windlicht. Eine Brise aus dem Osten fegte durch die Tannen und ließ ihn frösteln.
    Zu Hause setzte sich Dornröschen mit ihrem Notebook an den Küchentisch und fing an zu schreiben. Sie begann ganz am Anfang, und nach kurzem Zögern notierte sie auch, dass Matti die DVD geklaut hatte. Nur die Wahrheit wollte sie schreiben, nur dann würde es überzeugen. Sie arbeitete fast eine Stunde, obwohl sie eine routinierte Autorin war, die ihre Stadtteilzeitung manchmal fast allein vollschrieb, auch wenn sie dann Pseudonyme benutzte. Als sie fertig war, machte sie über WLAN zwei Ausdrucke, holte sie aus ihrem Zimmer, wo der Drucker stand, weil eigentlich nur sie ihn regelmäßig benutzte, und gab den beiden anderen je ein Exemplar.
    Die lasen, kritisierten handschriftlich, aber schweigend, ein paar Einzelheiten, und Dornröschen übernahm die Korrekturen, auf die sie sich schließlich einigten, gleich in die Textdatei. Dann speicherte sie die Datei online und machte drei Ausdrucke. Sie packte sie in Umschläge, die sie aus ihrem Zimmer holte. Auf den einen schrieb sie Gaby , auf den zweiten Klaus , auf den dritten Red . Matti begriff sofort, dass er die beiden Umschläge am Abend noch zu Gaby und Aldi-Klaus bringen würde, wenn er den nicht schon bei Ülcan traf. Und den dritten würde Dornröschen in der Redaktion verstecken und ihren Kolleginnen erklären, dass sie den Umschlag nur öffnen dürften, wenn der WG was passierte. Dann müssten sie den Text aber ungekürzt drucken. Und sie müssten dafür sorgen, dass die anderen Zeitungen es auch taten. Und dass es im Internet veröffentlicht würde. Das alles schrieb sie stichwortartig auf, zeigte es den anderen, ein Blick, und die beiden nickten.
    Matti war jetzt ein bisschen leichter zumute. Was waren sie nur für Dilettanten.
    Auch wenn sie nicht glaubte, dass die Detektei oder die Bullen herausbekamen, woher sie das neu eingerichtete Mail-Konto benutzte, hatte sie entschieden, es nur in Internetcafés zu tun. Was bedeutete, dass sie wieder losradelte, um den Nachtrag loszuschicken. Morgen Abend, 24 Uhr.
    Dann klingelte ihr Handy, und Wittmann schmiss sie raus. »Wir« – wer immer das war außer ihm – »haben kein Vertrauen in Sie, wissen Sie. Das muss als Grund mal genügen.« Dornröschen genügte es allemal, sie hätte des Scheins halber weitergeputzt, aber das blieb ihr jetzt erspart. Natürlich protestierte sie laut und beteuerte, mit der frevelhaften Tat nicht das Geringste zu tun zu haben. Dieser Computerfirmafritze habe sich wohl Feinde gemacht, aber sie zähle nicht dazu, zumal sie den Herrn gar nicht kenne. Sie gab sich wirklich Mühe, gegen die Ungerechtigkeit zu protestieren, die sie zurück in das Elend von Hartz IV werfe und nur zeige, dass die Armen immer die Suppe auslöffeln müssten. Nach dem Telefonat überzog ein strahlendes Lächeln ihr Gesicht, und die Sonne brach durch die Wolken, nur um Dornröschen zu wärmen.
    Sie fuhr gleich zur Stadtteilzeitung , um ihren Text dort zu hinterlegen.
    »Du bescheißt mich«, brummte Ülcan. Dass er nicht schrie, zeigte, dass es langsam ernst wurde.
    »Stress mit

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