Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Drachenboot

Das Drachenboot

Titel: Das Drachenboot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
Vom Netzwerk:
eingebettet, die vom vielen Met und vom fetten Schweinefleisch herrührten. Er saß mit krummem Rücken auf einem Baumstumpf, sein Schwert zwischen den Beinen, den Kopf gesenkt, und hörte Hjalti zu. »Geirmund auf Geirstad ist mein König«, berichtete Hjalti stolz, der keinen Baumstumpf zum Sitzen hatte, aber gerade wie ein Schiffsmast auf einem Rentierfell saß, »und ich führte seinen >Grauen Wolf< in diesem Sommer weit hinein in die Länder der Balten und Slawen.«
    Högni nickte und schien ein wenig interessierter. Vom Standpunkt eines Kaufmanns war der Osten wichtig. Vor allem Gold gab es dort in Hülle und Fülle, und die Schmiedekunst des Ostens war berühmt.
    »Zwei Dinge brachte ich mit mir zurück«, fuhr Hjalti fort.
    Högni hob den Kopf und runzelte die Stirn. »Kostbare Dinge müssen es sein, wenn du dafür zwischen den dänischen Inseln nach mir suchst.«
    Hjalti nickte und zog einen verhüllten Gegenstand aus seinem Wams. Langsam schlug er die Zipfel des Stoffes auseinander, so daß der Inhalt schließlich frei auf seinen Knien lag. »Das ist der eine.«
    Högni schob den Kopf vor, als traute er seinen Augen nicht. »Glaubst du, ich handle mit Helmen?« fragte er geringschätzig. »Das kann dein Ernst nicht sein. Oder sollte dein König so gering von mir denken?«
    Hjalti ließ sich nicht verblüffen. Er reichte seinem Gesprächspartner den Helm, drängte ihn ihm förmlich auf. »Wikinger tragen solche Helme nicht, er stammt von den Slawen.«
    Högni packte widerwillig den Lederhelm, der gut gearbeitet war, jedoch schon lange getragen, als er ihm von den Knien zu rollen drohte.
    »Nicht der Helm, sondern sein Inhalt ist wichtig«, ergänzte Hjalti.
    »Hat er einen?« fragte Högni, drehte ihn um und hielt dem Krieger die Innenseite vor das Gesicht. Hjalti nickte. »Der Kopf, der in den Helm paßt, ist der andere Gegenstand, den ich mitbrachte.«
    »Wo ist er?«
    »Auf meinem Schiff.« Hjalti deutete energisch mit dem Daumen zum Strand.
    Högnis Lippen verzogen sich. Schätze hatte er erwartet, nun wurde ihm Kleinkram angeboten. »Was soll ich mit einem Helm und einem Kopf?«
    »Er steht für eine ganze Dorfschaft«, versetzte Hjalti feierlich. »Geirmund bietet dir im nächsten Jahr zur selben Zeit hundert Sklaven an, Männer und Frauen, kräftige, arbeitsgewohnte Leute.«
    Zum ersten Mal erwachte Högni aus seiner scheinbaren Gleichgültigkeit. »Hundert«, wiederholte er, und Hjalti entging sein atemloses Staunen nicht. »Das hat dir noch keiner geboten«, prahlte er sofort. Högni grunzte nur.
    Hjalti war kein Kaufmann. Er mußte seinen Triumph auskosten, so wie es unter Kriegern Brauch ist, mit Worten weiterzukämpfen, wenn der Schlachtenlärm längst verstummt ist. Statt zu warten, fragte er eifrig: »Bist du interessiert?«
    »Vielleicht. Welche Sicherheiten bietest du?«
    Hjalti fuhr wütend auf die Beine. »Welche Sicherheiten bietest du, sollte ich wohl fragen? Hundert Sklaven sind Sicherheit genug für jeden Handel!« Schneller als er seinen Dolch hätte ziehen können, stand Eystein hinter ihm und stach ihm mit der Spitze seines Messers warnend in die Rippen. Högni winkte lässig mit seiner fetten Hand ab. »Das ist nicht nötig. Ein Norweger hat heißes Blut und eine kräftige Stimme. Erst wenn er nicht mehr brüllt, wird er gefährlich. Seine Handelsware ist gut.« Eystein verschwand so leise nach draußen, wie er hereingekommen war, und Hjalti beruhigte sich. »Du verstehst mich falsch«, erklärte Högni und lächelte schlau. »Ich will dir erklären, was ich meine: Wenn ich hundert Sklaven in Ketten verschiffen will, brauche ich drei Schiffe und mindestens vierundzwanzig Männer als Besatzung. Außerdem muß ich einen Käufer finden, und der muß seinerseits alles mögliche unternehmen. Sklaven sind schließlich keine Ware, die man im Schuppen ablegt, wenn es gerade nicht paßt.« Der erfahrene Kaufmann Högni machte eine Pause, und Hjalti war beeindruckt. Erst als Högni sich davon überzeugt hatte, fuhr er fort: »Das alles werde ich nur aufbieten, wenn der Handel wirklich sicher ist, das kannst du dir wohl denken. Es reicht nicht aus, wenn du sagst, daß du im Schlangenmonat oder im Erntemonat oder sonst wann kommst. Je größer der Handel, desto fester die Verabredung. Ich muß wissen, wieviele Sklaven du wann an welchen Ort liefern wirst. Und welche. Einhundert Frauen sind nicht einhundert Männer. Verstehst du?« Högni genoß seine Position. Ein sehr großes Handelsobjekt ist

Weitere Kostenlose Bücher