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Das Drachenboot

Das Drachenboot

Titel: Das Drachenboot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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mit Högni handelseinig zu werden. Fragend zog er die Augenbrauen hoch. »Sklaven, die ihr Schwert nicht vergessen können, sind untauglich für die Arbeit auf den Feldern, weißt du das nicht? Sie neigen dazu, ihrem Herrn mit der geballten Faust entgegenzutreten. Das ist nicht gut, weder für den Herrn noch für den Sklaven. Dem einen geht es an die Haut, dem anderen ans Leben.«
    Hjalti ruckte vor Wut scharf an der Fessel, und die eiserne Handschelle schnitt dem Mann ins Handgelenk. Ohne sich zu bedenken, schnellte der schwarzhaarige Mann die Hand zur anderen Seite, und Hjalti mußte wohl oder übel dem kraftvollen Zug folgen, so daß er mit Wertizlaw zusammenstieß.
    »Siehst du, das meinte ich«, bemerkte Högni, und seine Zufriedenheit ließ sich nicht übersehen, während Hjalti dem Sklaven zur Strafe ins Gesicht hieb.
    Wortlos drehte Hjalti sich um und zerrte seinen Gefangenen aus dem Zelt.
    Högni rief ihm nach: »Vergiß nicht, mir mitzuteilen, wo ich die Sklaven übernehmen soll.« Aber für Hjalti waren die Verhandlungen beendet. Er machte sich nicht die Mühe einer Antwort, und wenn es nach ihm gegangen wäre, würde der Schwede überhaupt keine bekommen. Aber er wußte, dann bekäme er großen Unfrieden mit seinem König. Er seufzte leise und kehrte mit leerem Kopf und Wut im Bauch zu seinem Schiff zurück.

 
4
Sven Ichwohlnicht
     
    Nachdem das Zelt aufgeschlagen war, hatte jeder Mann das Recht, sich den Platz auszusuchen, den er haben wollte. Zusammen mit Hrolf und Aslak ging Folke zum Schiff zurück, um Packsack und Schlafsack zu holen. Alf kam nicht mit. Wie ein Wiesel war er verschwunden, nachdem das Zelt stand.
    »Was hat Alf denn?« fragte Folke. Weder Hrolf noch Aslak antworteten, aber die dünne Blutspur an Aslaks Mundwinkel beantwortete immerhin einen Teil der Frage. Mit Aslaks Laune schien es auch nicht zum besten zu stehen. Das Schiff lag verlassen, als sie ankamen. Hjalti war mit dem Sklaven im Zelt, viele Männer sahen sich wohl im Dorf um, und einige waren drüben bei dem Knorr, der nach London gehen sollte, und tauschten mit dessen Seeleuten Neuigkeiten aus.
    »Na, Bootsbauer«, sagte Aslak, während sie durch das Wasser wateten, »sind die Schiffe aus dem Norden langsamer als die aus dem Süden? Bist du nicht mitgefahren, um das festzustellen?«
    Folke verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. Er ahnte, was jetzt kommen würde. »Was soll ich jetzt wohl sagen? Wenn ich nein sage, erzählst du demnächst, ein kundiger Bootsbauer hätte den Schiffen aus dem Norden den Vorzug vor den eigenen aus dem Süden gegeben. Und sage ich: Sie sind langsamer, bist du verärgert.«
    »Klug geantwortet«, warf Hrolf ein und lachte schallend. Er selber war nicht so flink mit dem Mundwerk, aber ein schlagfertiger Wortwechsel machte ihm soviel Spaß wie ein spannendes Tauziehen. »Und trotzdem kommst du so einfach nicht davon, Folke. Aslak wird auf einer wahrheitsgemäßen Antwort bestehen. Ehemalige Rentierbauern begnügen sich nie mit der Auskunft, daß das Futter für ihre Herde vielleicht ausreichen wird - oder auch nicht. Sie müssen es genau wissen, denn ein Rentier wird vom >vielleicht< nicht satt - und ein Lappe auch nicht.«
    Aslak, der dabei war, ins Boot zu klettern, drehte sich um und gab Hrolf einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter. »Bei Jari dem Streitsüchtigen, du kennst mich und die Rentiere gut. Er kommt nicht davon.«
    Folke war nicht begeistert bei dem Gedanken, daß er sich womöglich einen hitzigen Norweger zum Feind machen könnte. Er mochte aber auch nicht schmeicheln. »Ich bilde mir nicht ein, daß mein Boot sich auszeichnen wird, wenn sein Steuermann schlecht ist. Beim >Grauen Wolf< ist das nicht anders.«
    »Du meinst also«, stellte Hrolf nachdenklich fest, »bei einem gut gebauten Boot hängt die Schnelligkeit allein vom Steuermann ab?«
    Folke nickte, und dann fiel ihm plötzlich ein, daß er während der Fahrt das Gefühl gehabt hatte, daß Njörd und seine Töchter sich mitschleppen ließen. Wenn er das jetzt erwähnte, würde Aslak es als Beleidigung auffassen. Aber Aslak entzog ihm ohnehin jede Veranlassung zum Weitersprechen, als er verärgert sagte: »Wenn deine Boote so wendig werden wie deine Zunge, will ich sie loben, und das mit besserem Grund.«
    Folke war froh, daß Aslak anfing, die Bodenbretter aufzuheben, um nach seinem Seesack zu suchen, aber wenig froh über die Mißstimmung.
    Hrolf stemmte sich an der Bordwand hoch. Mit dem Kopf deutete er zum

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