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Das Drachenboot

Das Drachenboot

Titel: Das Drachenboot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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Seite. Die Wellen plätscherten hier sachte an Land. Um so lauter dröhnte das zornige Schweigen der Männer, die sich jetzt um das Wichtigste dieser Reise gebracht sahen: Ehre und Ansehen.
    Hjalti hockte immer noch schweigend im Heck. Hrolf auf der Bordkante wies hierhin und dorthin auf die Dinge, die zuerst mitgenommen werden sollten, und die Ruderer gehorchten ihm. Niemand wußte, wie lange das Wetter ruhig bleiben würde.
    Folke, der dem Schiffsführer lieber nicht unter die Augen kommen wollte, ließ sich über die Bordkante rollen und lief dann unauffällig an seinen Platz. Er duckte sich und suchte mit den Händen nach den Grifflöchern in den Planken, die längst nicht alle nach oben getrieben waren, weil sie fest gefügt und nun aufgequollen waren. Die Wellen schwappten ihm in den Mund, und er legte den Kopf in den Nacken.
    Endlich ließen sich zwei Bretter hochzerren. Einige Male mußte er abtauchen, bevor er seine Sachen gefunden hatte. Im Wasser schwamm allerlei Dreck, der sich wie bei jedem Boot nach langer Fahrt unter den Bodenplanken angesammelt hatte. Ein wenig erstaunt starrte Folke auf die Holzspäne, die im Sog seines Sackes an die Oberfläche trieben; sie sahen fast wie die langen Holzlocken aus, von denen ganze Hände voll beim Bau eines Bootes entstanden. Und recht frisch. Normalerweise entfernte man sie, bevor das Boot dem Auftraggeber übergeben wurde.
    »Los, Folke!« bellte Hrolf. »Das Segel holen wir später.« Folke schüttelte sich das Wasser aus den Ohren und merkte dabei, daß alle anderen bereits ihre Sachen geschultert hatten. Er kletterte ihnen nach. Hjalti folgte als letzter, mit leeren Händen.
    Als sie festen Boden erreicht hatten, verschwand Hjalti im Wald. Folke verstand, daß er mit sich ins reine kommen mußte. Niemand erwähnte den Schiffsführer, wie sie überhaupt sehr schweigsam waren.
    Bis sie sich an Land eingerichtet hatten, war es Abend geworden. Ein matter rötlicher Schein lag noch auf der Höhe von Erri, und wer da oben stand, konnte die Sonne jetzt im Westen ins Meer sinken sehen. Das Ostufer aber lag schon im tiefen Schatten, und den Männern wurde kalt. Die meisten waren nackt und hatten ihre Wämser und Hosen auf den Büschen am Ufer zum Abtropfen aufgehängt. Aslak hatte schon ein Feuer angezündet, das Bolli mit ganzen Armen voll trockenen Holzes fütterte. Es loderte hoch und wärmte gut. »Wir brauchen mehr, viel mehr!« knurrte Aslak. »Macht euch auf, solange ihr noch etwas sehen könnt.« Die Männer seiner Wache erhoben sich sofort, mit Ausnahme von Alf.
    »Du auch«, befahl Aslak, ohne ihn anzusehen, bückte sich und brach einen Ast von einem der ausgetrockneten Bäumchen, die hier vor langer Zeit angeschwemmt worden waren. Alf rührte sich nicht.
    »Es gibt«, sagte Aslak drohend und so leise, daß er kaum das Prasseln und Knacken des Lagerfeuers übertönte, »Jungvolk, dem eine einzige Belehrung nicht ausreicht, bevor es begreift, wer an Bord befiehlt und wer gehorcht.« Alf hob den Kopf ein wenig und sah zwischen den gespreizten Fingern hindurch auf seinen Wachführer. »Meinst du mich?« fragte er. »Dann könnte es sehr wohl sein, daß ich Hjalti an seinen Schwur Geirmund gegenüber erinnern muß.«
    »Und?« fragte Aslak nur wenig beunruhigt. »Er hat geschworen, auf dem Schiff im Namen des Königs das Recht zu wahren. Daß du an mir die Wassertauche verübt hast, konnte wohl jeder sehen, der Augen im Kopf hat. Und jeder weiß, daß du gegen den Schwur verstoßen hast.«
    »Ich habe dich hineingeworfen, und ich habe dich herausgeholt«, entgegnete Aslak, »das ist eine einfache Sache, die jeder verstehen kann. Das hat nichts mit Wassertauche zu tun.«
    »Geirmund, mein Verwandter, wird das wohl anders sehen.«
    »Das kann schon sein«, sagte Aslak nun wütend, »und es kann auch sein, daß wir diese Meinungsverschiedenheit mit dem Schwert austragen werden. Aber besser er als du. Mit deinem Fell mag ich nicht einmal meine Klinge putzen.«
    Bebend vor Zorn sprang Alf auf und griff an seine Seite. Aber das Messer lag wie Axt und Schild auf dem großen Stein, auf dem auch Alfs lächerlich spitze, hohe Schnürstiefel trockneten.
    In diesem Moment kam Hjalti mit langen Schritten den Abhang halb rutschend, halb springend heruntergestiegen. Als einziger steckte er noch in seiner triefenden Kleidung und war voll bewaffnet. Äußerlich schien er ruhig wie immer. Während er seine Axt sorgsam auf den Boden legte, sah er argwöhnisch von Aslak zu

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