Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
in die Küche hinüber. „Es scheint, als wäre
ich ein wenig voreilig gewesen, als ich mir möglichst schnell eine neue Küche
gewünscht habe. Für das Auswaschen der Malutensilien war der alte Spülstein
ganz praktisch. Jetzt mache ich mir immer Sorgen, auf den neuen glänzenden Armaturen
Flecken zu machen.“
„Das
würde mir auch so gehen. Dabei lässt sich das sowieso nicht vermeiden. Die
Dinge sind ja zum Gebrauch da.“
Miri
legte die Pinsel auf die mit Küchenpapier ausgelegte Fläche zum Trocknen hin.
„Schön warm ist es auch schon, dank des holzbefeuerten Ofens. Das hat Mathias
echt gut gemacht.“
„Hast du
ihn denn heute endlich getroffen?“
Miri
lachte. „Nein, das soll wohl nicht so sein. Der ist bestimmt noch in
Andalusien. Oder auf dem Heimweg.“
„Dann
sollten wir hier bleiben, damit du ihn nicht wieder verpasst“, neckte Kaja sie.
„Soweit
kommt’s noch. Ich warte doch nicht hier wie bestellt und nicht abgeholt! Das
Kapitel meines Lebens habe ich definitiv hinter mir.“ Sie trocknete sich die
Hände ab und zog sich ihre Jacke über. „Lass uns ins Atelier gehen. Ich habe
meine Papiere schon drüben deponiert.“
Draußen
war es fast schon dunkel. Es hatte wieder begonnen zu schneien. Dicke Flocken
fielen vom Himmel. Miri legte den Kopf in den Nacken und versuchte ein paar mit
der Zunge aufzufangen.
„Genieße
den Schnee noch, solange du noch kannst. Laut Wetterbericht soll es wieder
wärmer werden.“
„Igitt,
Schneematsch. Nicht so prickelnd.“
„Das
kannst du laut sagen. Vor allem Sierra wird fluchen, das macht die Arbeit mit
den Pferden nicht gerade angenehm.“ Im Innern der Scheune war es düster. „Warte
hier. Ich mache Licht. Nicht, dass du mir noch die Treppe hoch oder runter
fällst.“
Miri
wartete wie geheißen. Das Licht ging an und sie hörte, wie Kaja einen spitzen
Schrei ausstieß.
Alarmiert
rannte sie zu ihr. „Was ist denn los?“
„Da
drüben.“ Kaja deutete auf die andere Seite des Raumes.
Miri
schaute hinüber zum großen Ateliertisch. Darauf lag, der Länge nach
ausgestreckt, Adrian. „Was macht denn der hier?“
„Das
möchte ich auch gerne wissen. Ich hatte fälschlicherweise den Eindruck
gewonnen, er sei an dich gekoppelt“, bemerkte Kaja spitz.
„Das
glaube ich weniger.“
„Heißt
das, ich muss jederzeit damit rechnen, über ihn drüber zu stolpern? Ich glaube
nicht, das mir das gefällt.“
Belustigt
musterte Miri ihre Freundin. „Du tust so, als wäre er etwas, dass die Katze
angeschleppt hat.“
Kaja zog
eine Grimasse. „Naja, eine ganze Weile tot ist er ja schon. Qualifiziert wäre
er somit.“
Miri
verdrehte die Augen und ging hinüber zum großen Tisch. Sie stupste Adrian an.
Wie von
der Tarantel gestochen schoss der Geist hoch, fiel hintenüber vom Tisch und
versuchte sich hastig hochzurappeln, wobei der lange Gehrock, den er trug,
äußerst hinderlich war. Endlich hatte er sich herausgewunden. „Sag mal, geht’s
noch? Mich einfach so abrupt zu wecken. Ungeheuerlich ist das. Kann man sich
nicht mal in Ruhe hinlegen?“ Umständlich klopfte er seinen Mantel ab und
versuchte den erlebten Schrecken mit großspurigem Auftreten zu überspielen.
„Bist du
jetzt fertig mit deiner Tirade?“
Adrian
ignorierte die Frage. „Hast du meinen Schatz schon gefunden?“
„Nein,
bis jetzt noch nicht.“
„Also
hast du mich völlig umsonst geweckt.“ Er rückte seinen Kragen zurecht, warf
seine Locken kunstvoll nach hinten und machte Anstalten, sich wieder auf den
Tisch zu legen. „Was stehst du denn noch da?“ Er machte eine wedelnde Geste mit
der ringbesetzten Hand. „Auf, auf! Schätze finden sich nicht von selber.“
Miri
verdrehte die Augen. Es schien, als hätte Maxi gewusst, wovon sie sprach.
„Hab ich
dir doch gesagt“, flüsterte die Drachenstimme in ihrem Kopf.
„Jaja,
das kannst du mir später unter die Nase reiben. Jetzt muss ich mich um das
akute Geisterproblem kümmern.“ Kaja machte schon eindeutige Gesten Richtung
Adrian. Sie räusperte sich.
„Was ist
denn jetzt schon wieder?“ Genervt schlug der Geist die Augen auf.
„Das ist
unser Arbeitstisch.“ Verständnisloser Blick. Also nochmals, deutlicher. „Nicht
dein Schlafplatz.“ Ungläubiger Blick traf auf stählerne Entschlossenheit.
„Du
meinst das tatsächlich ernst.“
Miri
nickte.
„Pah. So
hatte ich mir das nicht vorgestellt.“
„Ich mir
auch nicht“, meinte Kaja trocken. Begleitet von einem verärgerten Schnauben
verschwand
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