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Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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hatte. Nun mischte sich eine dritte Stimme ein, die einem verschlafenen älteren Mann zu gehören schien. »Was ist denn los? Es ist noch dunkel. Ist etwas geschehen?«
    »Rolana macht sich Sorgen, weil Cay sich allein in der feindlichen Nacht herumtreibt.«
    »Cay ist nicht mit dir zurückgekommen?« Sie konnten das Erstaunen in der Stimme des alten Mannes hören.
    »Eigentlich schon«, druckste Rolana herum. »Aber dann ist er weggegangen, und seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört oder gesehen. Ich habe Angst, dass ihm etwas zugestoßen ist.«
    »Ich denke eher, er hat sich in einer Kneipe so betrunken, dass er dort eingeschlafen ist«, vermutete die Elbe.
    »Warum sollte er das tun?«, wunderte sich der Alte. »Das ist doch sonst nicht seine Art. Überhaupt weicht er doch kaum einen Schritt von deiner Seite.«
    Eine Weile war es still. Saranga konnte sich vorstellen, wie die beiden Freunde die Priesterin fragend ansahen und sie sich unter ihren Blicken wand.
    »Ihr habt euch gezankt«, stellte die Elbe fest.
    »Nein, ja, also, ich glaube, ich habe ihm sehr wehgetan.«
    »Wie das?«, wollte die Elbe wissen.
    »Das geht nur ihn und mich etwas an«, brauste Rolana auf.
    »Nicht, wenn er sich betrinkt und von einem Straßenräuber wegen ein paar Münzen den Bauch aufgeschlitzt bekommt«, widersprach Ibis.
    »Meinst du, so etwas könnte passieren?«, fragte die Priesterin ängstlich.
    »Wenn du ihn davongejagt hast, bestimmt!«
    »Soma, steh ihm bei«, flehte Rolana. »Wir müssen ihn suchen! Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn ihm etwas zustößt. Es wäre meine Schuld!«
    »Das stimmt«, bestätigte die Elbe brutal.
    »Ich ziehe mich an und geh ihn suchen«, beschloss Rolana, doch die beiden Freunde widersprachen ihr.
    »Ich werde mit Thunin losziehen«, entschied Ibis. »Es kann ihm nicht schaden, wenn er seine faulen Knochen mal wieder bewegt. Und ihr beiden macht schon mal ein Frühstück. Wir werden sicher großen Hunger haben, wenn wir mit unserem Liebeskranken zurückkommen.«
    Oben wurde eine Tür geöffnet. Sie hörten die fröhliche Stimme der Elbe, die den Zwerg aus seinem Bett komplimentierte. Dann erklangen Schritte auf der Treppe. Saranga beugte sich zu Vertos hinüber.
    »Lass uns verschwinden. Heute Nacht ist hier zu viel los, als dass wir uns in Ruhe umsehen könnten.«
    Sie schlüpften lautlos durch die Hintertür und verbargen sich im Hof, bis die Elbe und der Zwerg das Haus durch die Vordertür verlassen hatten und in die nächste Gasse abgebogen waren. Dann machten sie sich auf den Heimweg.

20
Tonya und der Graf von Draka
    Geräusche drangen an ihr Ohr. Zuerst spürte sie die Hitze und dann den Schmerz. Sie hoffte, in die erlösende Dunkelheit der Bewusstlosigkeit zurücksinken zu dürfen, doch stattdessen wurden ihre Sinne klarer, und sie roch den süßen Gestank verbrannten Fleisches. Ihr Magen krampfte sich zusammen.
    »Lass meinen Arm los«, klang eine schwache Stimme in ihrem Sinn. Sie konnte nicht sagen, ob sie sie wirklich hörte oder ob sie nur ein Nachhall in ihrem Gedächtnis war. Tonya blinzelte. Das Bild klärte sich. Über ihr ragten verkohlte Balken wie Rippen eines Skeletts aus einer geschwärzten Wand. Manche von ihnen glühten noch leicht. Und über allem wölbte sich ein sternenbesetzter Nachthimmel. Sanft wehte der Wind in die zerstörte Halle. Wo er über die Balken strich, flackerte die Glut ein wenig heller.
    »Lass meinen Arm los!«
    Trotz der unerträglichen Schmerzen in ihrem ganzen Leib wandte Tonya langsam den Kopf zur Seite und sah in seine roten Augen, die nur noch schwach leuchteten, wie die verbrannten Balken. Wenn der Schmerz nur nicht so unerträglich gewesen wäre.
    Tötet mich, ich bitte Euch, dachte sie. Worte konnten die verbrannten Lippen nicht mehr sprechen.
    Das kann ich nicht. Noch immer schützt dich deine Kraft, antwortete er ganz deutlich in ihrem Kopf. Tonya stöhnte. Sie konnte ihn nicht loslassen. Sie konnte gar nichts mehr bewegen. Nein, das stimmte nicht ganz, sie hatte den Kopf gedreht. Sie dachte an ihre Finger, die sich um ein dünnes Handgelenk klammerten. Dann spürte sie, wie sich ihre Hand entspannte und der Druck nachließ. Mit einem Stöhnen zog der Vampir seinen Arm zurück.
    Was werdet Ihr jetzt tun?, fragte Tonya in Gedanken.
    Er antwortete nicht. Stattdessen begannen seine Konturen zu zerfließen. Er schrumpfte und verschwand aus ihrem Blickfeld. Ein klägliches Quieken drang an Tonyas Ohr. Mühsam drehte sie den Kopf noch

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