Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
knurrte der Magier böse. »Musste das sein?«
»Ich habe spannende Neuigkeiten von ihm erfahren.«
»Das habe ich gehört, als ihr vor der Tür standet, doch musstest du ihn gleich mit in dein Bett nehmen?«
»Wir waren ja nicht nur im Bett«, murmelte sie. Vertos tat so, als hätte er den Einwand nicht gehört.
»Du hättest ihn auch dort unten in einen langen Schlaf versetzen können, oder etwa nicht!?«
»Ja«, gab sie zu und zwinkerte. »Aber warum soll man seine Arbeit nicht auch mal mit ein wenig Vergnügen verbinden?«
Der Magier schnaubte angewidert. »Wie kannst du nur so schamlos sein!«
»Damit habe ich kein Problem, vor allem, wenn es sich um einen so gut gebauten Kerl handelt. Es muss ja nicht jeder so leibesfeindlich sein wie du.« Sie betrachtete den nackten Körper des Schlafenden mit Wohlgefallen. »Sieh nur diese Muskeln. Kein Wanst von Völlerei und Trinkgelagen. Das muss heute eine Ausnahme gewesen sein.«
Vertos verschränkte die Arme vor der Brust und wandte sich brüsk vom Bett ab.
»Danke, nein, ich muss mir das nicht ansehen.« Saranga schlüpfte in ihre Weste und band sich die Locken wieder zurück.
»Und was soll nun mit deinem Lustknaben geschehen? Willst du ihn behalten und als Schoßhund mitnehmen?«
»Sei nicht albern! Wir werden ihn irgendwohin schaffen, wo er seinen Rausch ausschlafen kann, und hoffen, dass seine Freunde nach ihm suchen, damit wir uns ungestört in ihrem Haus umsehen können.«
»Du willst ihn am Leben lassen?« Vertos hob die Brauen. »So kenne ich dich gar nicht.«
»Ist dir nicht klar, dass er und seine Freunde es sind, die Astorin schon mehrfach in die Suppe gespuckt haben und nun, wie wir, das Tor suchen?«
»Ein Grund mehr, wenigstens einen von ihnen dauerhaft auszuschalten, wenn wir die Gelegenheit dazu haben!«
»Es ist nicht gut, sie auf unsere Spur zu bringen.«
»Warum sollte es sie auf unsere Spur bringen, wenn ein Betrunkener mit einem Messer im Herzen auf der Gasse gefunden wird?«
Schweren Herzens musste Saranga ihm zustimmen. »Na gut. Aber nun komm, wir wollen uns ein wenig im Efeuhof umsehen. Mich würde interessieren, ob sie die Figur mit einem Zauber schützen.«
Vertos nickte. »Gut, gehen wir.«
Unten in der Halle lugte Pierre verschlafen aus seiner Kammer neben der Küche.
»Wir müssen den Kerl ja noch wegschaffen lassen«, rief Vertos, winkte den stummen Diener zu sich und erklärte ihm die Aufgabe.
»Nimm den Stallburschen mit«, riet Saranga. »Alleine schaffst du das nicht!«
Pierre nickte, verbeugte sich und eilte in die Scheune, wo der Bursche schlief. Vertos sprühte dem schlafenden Kämpfer einen starken Betäubungstrank in die Nase, damit er bei dem unsanften Transport nicht erwachte.
»Erstecht ihn erst, wenn ihr ihn weit genug weggebracht habt, klar? Ich will keine Blutspuren, die zu unserem Haus führen!«
Dann machten sich Vertos und Saranga zum Efeuhof auf, einem schmalen Haus, dessen Fassade zwischen den beiden wesentlich größeren Nachbarhäusern etwas verloren wirkte. Auf der einen Seite war das Haus direkt an das Nebengebäude angebaut, auf der anderen führte ein schlammiger Pfad in den Hof, der nach hinten zum Wald hinaus lag und in dem auch eine baufällige Scheune und ein Schuppen für Heu, Holz und einige Gerätschaften standen.
Saranga betrat zunächst den Stall und besah sich die Tiere. Es waren fünf edle Pferde, kräftig und schnell, eines war kleiner und breiter und sicher das Reittier des Zwergs.
»Sie müssen über ordentliche Mittel verfügen oder einen reichen Gönner haben«, sagte die Kämpferin anerkennend. »Lass uns ins Haus gehen.«
Saranga schob die Hintertür einen Spalt auf und spähte ins Haus. Vor ihr lag ein Gang, an dessen Ende sie eine kleine Halle im Dämmerlicht erahnen konnte. Sie lauschte und bedeutete dann Vertos, ihr zu folgen. Sie wollten gerade die Halle durchqueren, als sie oben Stimmen hörten. Saranga drängte den Magier in den Gang zurück.
»Es tut mir leid, ich wollte dich nicht aufwecken. Aber ich kann nicht schlafen. Er ist immer noch nicht zurück! Ich mache mir Sorgen«, hörten sie eine weiche, dunkle Frauenstimme sagen.
»Wie soll man bei deiner Herumrennerei schlafen können!«, antwortete eine helle Stimme, die aber nicht unfreundlich klang.
»Thunin kann es! Ich höre ihn schnarchen.«
»Thunin«, wiederholte die helle Stimme verächtlich. »Er ist auch ein Zwerg. Muss ich mehr dazu sagen?«
Sicher war das die Elbe, von der Cay gesprochen
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