Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
Vom Netzwerk:
und ihrem Orden treu und tat nichts, was ihr keinen Vorteil versprach.
    Nun gut, bald würde er es wissen. Er brachte seine Ausrüstung und die Feuerschale, die er für die Öffnung des Tores benötigte, in eine der Höhlen hinunter, in der sein untotes Reittier auf ihn wartete. Das schwarze Ross stand reglos da, als er zu ihm trat. Es schnaubte nicht, bewegte nicht einmal den Schweif oder die Ohren. Nur seine roten Augen beobachteten den Magier. Er legte ihm Zaumzeug an und warf den Sattel auf seinen Rücken. Die Gurte schloss er mit einem Fingerschnippen. Dann entzündete Astorin das magische Feuer und trat, das Pferd am Zügel, durch das Tor.
    Auf der anderen Seite erwartete ihn eine hügelige Graslandschaft, die sich nach Süden und Osten ausdehnte. Nach Nordwesten dagegen begannen die Sümpfe. Der Wind wehte den fauligen Gestank in Schwaden heran. Raben stoben von einem toten Baum auf und erhoben sich krächzend in den Himmel. Astorin ritt ein Stück nach Westen, bis er die beiden ineinander verwundenen Bäume fand, die den Pfad zum Kloster markierten. Er machte sich nicht die Mühe, langsam zu reiten, um nach den versteckten Zeichen zu suchen. Er vertraute darauf, dass sein Reittier ihn nicht in den tückischen Morast führen würde. Und so flogen sie Stunde über Stunde dahin. Hinter giftigen Schwaden halb verborgen wanderte die Sonne über sie hinweg. Noch bevor sie den Horizont erreichte, sah er das Kloster in der Ferne sich vom Dunst scheiden. Bald darauf trafen die Hufe auf festen Boden. Astorin zügelte das Ross. Es wunderte den Magier kaum, dass das Tor bereits geöffnet war und zwei schwarz verhüllte Schwestern ihn mit einer tiefen Verneigung begrüßten.
    »Mutter Morad erwartet Euch. Wie schön, dass Ihr so pünktlich seid, Meister Astorin«, sagte die eine.
    »Wenn wir Euch bitten dürften, uns in die Halle zu folgen«, ergänzte die andere. Er konnte ihre Gesichter unter den weit vorgezogenen Kapuzen nicht erkennen. Lautlos gingen sie ihm voraus. Im Hof trat eine Novizin heran und übernahm die Zügel seines Pferdes. Astorin folgte den beiden schwarzen Kutten weiter, die vor ihm herglitten, bis sie die Halle erreichten. Dort teilten sie sich und stellten sich rechts und links des Thrones auf.
    »Mutter Morad, wir bringen Euch Astorin, den schwarzen Magier.«
    »Seid willkommen«, sagte sie und musterte ihn mit ihren stechenden Augen. Lange schwieg sie. Er fühlte sich immer unbehaglicher. Der Blick drang durch seine Kleider und seine Haut und bohrte sich bis in seine tiefsten Gedanken. Er war nahe daran, die Stille zu durchbrechen, als die Äbtissin endlich weitersprach.
    »Ihr habt eine gute Nacht für Euren Besuch gewählt«, sagte sie, ohne den Blick abzuwenden. »Ihr werdet an unserer großen Beschwörung teilnehmen.« Es war keine Frage oder Bitte. »Es kehrt der Tag wieder, an dem wir die Dämonen der Finsternis mit unserem Opfer besänftigen.«
    Astorin ahnte, was diese Worte zu bedeuten hatten. Eine seltsame Erregung gemischt mit Abscheu stieg in ihm auf. Er kannte keinen anderen Orden rings um das Thyrinnische Meer, der noch solch archaische Rituale vollzog, wie man sie vielleicht in den Zeiten vor dem Feuersturm praktiziert haben mochte. Der Abscheu gegen die Äbtissin und die ganze Schwesternschaft schmeckte bitter in seinem Mund. Ob er diesen Ort vernichten sollte, wenn er erst die Macht dazu hatte? Er sah ein Heer von Drachen, die ihren Feueratem vereinten und das ganze Kloster mit dem Orden in einem Inferno verglühen ließen. Schnell drängte er den Gedanken beiseite. Ihr Blick war noch immer auf ihn gerichtet. Eine Art Lächeln teilte nun ihre Lippen. Es hatte nichts Freundliches an sich. Hatte sie seine Gedanken gelesen? Eine Schweißperle bildete sich auf seiner Schläfe und rann in seinen Kragen hinab. Das Lächeln der Oberin wurde breiter und entblößte spitze Zähne, wie man sie sonst nur bei Raubtieren findet.
    »Nach der Beschwörung werdet Ihr die Begleiterin sehen, die ich für Euch gewählt habe.«
    »Begleiterin? Wie meint Ihr das?«
    Ein Ausdruck von Ungeduld huschte über das faltige Gesicht. »Seid Ihr nicht gekommen, um unsere Hilfe für Euer Vorhaben zu erbitten? Ich werde Euch eine meiner Novizinnen nach Draka mitgeben.«
    Wie viel wusste diese Frau? Die Äbtissin wurde ihm immer unheimlicher, und er fühlte sich seltsam gläsern. Astorin schluckte trocken. »Ich danke Euch, Mutter Morad«, presste er hervor.
    Sie schien sich an seinem Unwohlsein zu weiden. »Ihr

Weitere Kostenlose Bücher