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Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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hinausbegleiten. Sein Zorn umgab ihn wie eine unsichtbare Wolke.
    Tonya unterdrückte ein Lächeln, verneigte sich tief, küsste die Schuhspitze der Oberin und huschte dann zu ihrer Zelle zurück, um die letzte Nacht auf ihrem schmalen Lager zu verbringen, das ihr so vertraut geworden war. Wie sie erwartet hatte, fand sie keinen Schlaf. Ihre wenigen Habseligkeiten, die sie mitnehmen wollte, hatte sie bereits gepackt, den Rest an zwei Novizinnen verschenkt, die die einzigen Menschen des Ordens waren, in deren Gegenwart sie ein wenig Wärme verspürt hatte. Nun lag Tonya mit offenen Augen unter der dünnen, kratzigen Decke und lauschte den nächtlichen Geräuschen des Moores. Roch den modrigen Dampf, der durch das Fenster hereinwehte. Bald schon würde der Morgen grauen und sie sich zu ihrer letzten Reise erheben.
    Würde sie sogar den fauligen Gestank dieses Ortes vermissen, den sie immer verabscheut hatte? Ihr war, als würde sie zum zweiten Mal ihr Zuhause verlassen. Seltsam, solange sie an diesem Ort gelebt hatte, hatte er sich nie nach einem Zuhause angefühlt.

4
Die Magier von Ehniport
    Es war der achte Tag, seit die Gefährten Burg Theron verlassen hatten. Lamina hatte den Freunden ihre besten Pferde satteln lassen und tapfer ihre Tränen verborgen. Sie wussten, dass es der Gräfin schwerfiel, mit ihren Pflichten und Sorgen allein zurückzubleiben, doch sie hatten keine andere Wahl. Dass Vlaros bei ihr blieb, konnte Lamina nur wenig trösten. Sie brauchte einen Ratgeber. Es war fast ein unerhörter Luxus, einen eigenen Hofmagier auf einer ländlichen Grafenburg zu haben, dennoch hätte sie sich gewünscht, Lahryn würde seine alte Stelle wieder einnehmen. Er war nicht nur der erfahrenere Magier, er war ihr väterlicher Freund, an dessen Brust sie sich ausweinen konnte, wenn sie nicht weiterwusste, und der ihr Mut zusprach und mit ihr gemeinsam nach Lösungen suchte. Vor Vlaros musste sie stets ihre Haltung wahren und die ein wenig unnahbare Gräfin sein, zwar dankbar für seine Hilfe und freundlich zu dem jungen Freund, doch ohne Aufmunterung, ihr näherzutreten.
    »Lahryn, ich müsste dir grollen«, sagte sie zum Abschied, die beiden faltigen Hände in den ihren. »Doch ich schaffe nicht einmal das. Ich weiß, dass unsere Freunde dich brauchen – ja, dass die Welt dich wieder einmal dringend braucht.«
    Der alte Mann beugte sich vor und küsste ihr die Stirn. »Ich werde zurückkehren. Hab Vertrauen, mein Kind.«
    Sie seufzte. »Ja, sag es mir, auch wenn es nicht in deiner Macht steht, mir das zu versprechen. Ich will es glauben und darauf hoffen. Du bist der Vater, den ich mir wählen würde, wenn ich könnte.«
    »Ich weiß«, sagte er zärtlich. »Und ich weiß auch, dass du die Stärke in dir hast, auch ohne uns alles zum Besten zu richten.«
    »Ich hoffe, die Götter wissen das auch«, erwiderte sie, doch es lag keine Bitterkeit in ihrer Stimme. »Ich wünschte, ich könnte euch begleiten«, sagte sie noch, als sie Rolana und die Elbe umarmte und Cay und dem Zwerg die Hand reichte.
    »Du bist auf Burg Theron unser Zuhause, nach dem wir uns sehnen dürfen«, sagte Rolana, »und wohin wir mit Freude zurückkehren.«
    Ein Lächeln huschte über Laminas Züge. »Ja, wenn ihr müde seid und eure Kleider verschlissen, wenn ihr verletzt seid und jemanden braucht, der euch wieder zu Kräften bringt, dann klopft an Therons Pforte.«
    So schieden die Freunde und ritten so schnell sie konnten nach Süden. In Fenon ergänzten sie ihre Vorräte, denn sie wollten ihren Ritt nicht durch die Jagd verzögern. Nun, nach acht Tagen, kamen die ersten Gehöfte in Sicht, die im Dunstkreis der Stadtmauern errichtet worden waren. Vieh weidete zu beiden Seiten des Weges, und der Strom der Menschen, Pferde und Karren wurde immer dichter. Die Freunde zügelten ihre Rösser, die sich prächtig gehalten hatten. Die Gräfin konnte eine herausragende Zucht ihr Eigen nennen. Selbst Thunin, der auf einem etwas kleineren Braunen geritten war, beschwerte sich weniger als bei all ihren früheren Reisen.
    Es war spät am Nachmittag, als sich die Freunde mit den anderen Bewohnern und Besuchern der Stadt durch das Nordtor treiben ließen. Die Wachen gönnten ihnen nur einen kurzen Blick. Noch sahen ihre Gewänder ansehnlich aus, und auch die prächtigen Pferde trugen das ihrige dazu bei.
    »Wo wollen wir Quartier nehmen?«, erkundigte sich Thunin.
    Lahryn warf Rolana einen Blick zu, doch sie reagierte nicht. »Ich kann keinen Rat geben. Es

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