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Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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aus.
    »Ja, etwas Besonderes, und damit meine ich nicht ihre Jugend und ihre Schönheit, die mir durchaus zusagen. Nein, da ist etwas anderes, Ungewöhnliches in ihr. Eine Kraft, die mich anzieht und abstößt. Hast du gesehen, wie die Diener vor ihr zurückzucken? Ja, selbst ich brauche meine ganze Überwindung, um sie berühren zu können. Das wird interessant! Vor allem möchte ich zu gern wissen, warum sie hier ist – und mit ihr der Magier Astorin!«
    Der Wolf spielte mit den Ohren und fletschte die Zähne. Ein tiefes Knurren grollte in seiner Kehle. Der Vampir tätschelte ihn.
    »Ja, der Magier ist dir zu Recht unheimlich. Sieh nur, was er aus seinem Pferd gemacht hat.«
    Der Vampir trat an das untote Reittier, das bewegungslos in seiner Box stand. Er strich über das glatte, glänzende Fell.
    »Vielleicht sind wir uns gar nicht so unähnlich«, sagte er und betrachtete den Rappen nachdenklich. »Dennoch, so sehr ich meine willenlosen menschlichen Diener schätze, so ein totes Ross wäre nichts für meinen Geschmack. Ein Pferd muss Leben in sich haben, einen eigenen Willen und Feuer!« Mit einem feinen Lächeln auf den Lippen beugte er sich wieder zu dem weißen Wolf herab. »Und ein Wolf muss ebenfalls heißes Blut in sich haben, meinst du nicht auch?«
    Der Wolf schnappte nach seiner Hand und lief knurrend hinaus. Der Vampir lachte und folgte ihm. »Nun, dann wollen wir mal nach der reizenden Tonya sehen«, sagte er und eilte über den Hof und die Treppen hinauf zu den Gemächern.

6
Der Mondtempel
    Cay, Thunin und Lahryn brachen am frühen Morgen auf, um Erkundigungen einzuziehen. Der Kämpfer wollte mit dem Zwerg im Hafen einen Kaufmann aufsuchen, der sich in gewissen Kreisen auch als Hehler für ganz besondere Waren einen Namen gemacht hatte, während Lahryn sich noch einmal auf den Weg zur Akademie der magischen Künste machte. Ibis hatte ihre eigenen Pläne. Warum sonst sollte sie sich entschieden haben, im Gasthaus zu bleiben, während sich die anderen auf Spurensuche machten?
    Rolana war zurückgeblieben, weil sie sich nicht wohl fühlte. Ihr Kopf pochte. Immer wieder umschloss sie das unruhig flackernde Amulett mit der Hand. Es fühlte sich mal wärmer und mal kühler an, doch nie mehr hatte es so eine Hitze verströmt wie an dem Abend, an dem die Teile der Drachenkrone ihre Macht zurückerlangt hatten.
    Rolana setzte sich in dem sonnigen Hof auf eine Bank und beobachtete das stete Treiben der ankommenden und abreisenden Gäste. Pferde wurden in den Stall geführt oder gesattelt, Kutschen fuhren vor, entließen ihre Reisenden und fuhren ab. Bald schon stand sie wieder auf und ging unruhig umher. Sie konnte nicht mehr stillsitzen. Vielleicht könnte ihr Soma ein wenig innere Gelassenheit zurückgeben? Hier im Trubel des Gasthofs in Ehniport würde sie sich nicht auf ihre Gebete konzentrieren können. Sie brauchte die Ruhe und Abgeschiedenheit eines Ortes, an dem sie Soma nahe sein konnte, ohne gestört zu werden. Als Erstes tauchte ein Garten in ihrem Geist auf, ein wunderschöner, gepflegter Garten mit kleinen Pfaden und Statuen im Schatten ausladender Bäume, einer Rasenfläche und Rosenrabatten, die bis zum Ufer des Ehnis hinabführten. Ob die Bank noch unter der Trauerweide stand, auf der sie mit Lea so viele Stunden verbracht hatte, wusste sie nicht – träumend und Pläne schmiedend, den Blick über den ruhigen Fluss gerichtet, bis die Kinderfrau die beiden fand und zu ihrer nächsten Unterrichtsstunde scheuchte. Lange hatte sie nicht mehr so intensiv an ihr Elternhaus gedacht. Dort abzusteigen war ihr nicht in den Sinn gekommen, als sie mit den Freunden in Ehniport angekommen war. Das prächtige Haus des Senators von Lichtenfels gehörte zu einer anderen Welt, die sie vor vielen Jahren verlassen hatte und in die sie nicht zurückzukehren gedachte. Und doch: Sollte sie ihre Eltern aufsuchen? Jahre waren vergangen, seit Rolana sie das letzte Mal gesehen hatte. Es war bei Leas Hochzeit gewesen, und ihr Vater hatte ihr nicht verziehen, dass sie sich für ein Leben im Dienst der Götter entschieden hatte und mit dem heiligen Mann Solano nach Adahorn gegangen war. Würde er ihr heute verzeihen? Sie in die Arme nehmen, ihr Haar küssen und sie wieder seine liebe Tochter nennen? Rolana seufzte. Vermutlich nicht. Ihr Vater war schon immer ein sturer Mann gewesen und hatte seine Meinung nur selten geändert.
    Sie versuchte, ihre Gedanken von der Vergangenheit zu lösen, die ihr nur noch mehr Schmerz

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