Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
raschelte unter seinem Schritt. »Haben sie dir nicht gesagt, wohin eure Reise euch führt? Ein Zufall! Daran kannst nicht einmal du glauben! Hast du denn noch nie von mir gehört? Graf Luferno von Draka?«
Ramon stand eng an das Pferd gedrückt und starrte in die rötlich funkelnden Augen. Er versuchte nicht auf den Mund zu sehen, der sich nun zu einem Lächeln verzog und zwei spitze Fangzähne entblößte. Ramon spürte, wie die Farbe aus seinem Gesicht wich und seine Knie weich wurden.
»Ah, wie ich sehe, hast du begriffen.« Der Vampir strahlte. »Weißt du, der Hunger nach jedem Schlaf ist unendlich, und das Blut von Tieren ist geschmacklich nicht verlockend. Dagegen sind allein die zarte Haut und der betörende Duft eines Menschen ein Gedicht! Und dann der Geruch des Angstschweißes und des warmen Blutes, wenn es erst fließt! Es entfacht diese Gier in mir, die ich nicht beherrschen kann!« Mit einem Seufzer zog der Graf die Oberlippe noch ein wenig höher.
In ohnmächtigem Entsetzen starrte Ramon auf die beiden immer länger werdenden Fänge. Längst war die Erkenntnis in seinen Geist gesickert, in wessen Burg er gelandet war. Er wollte schreien und weglaufen, doch er stand so sehr unter dem Bann des Blickes, dass er sich nicht mehr rühren konnte.
Der Graf legte dem Kutscher einen Arm um die Hüfte und bog ihm mit der anderen Hand den Kopf zurück, so dass sich ihm der Hals mit seinen pulsierenden Adern darbot. Mit einem wohligen Seufzer strich seine Zungenspitze an einer bläulichen Blutbahn entlang und verharrte dann.
»Weißt du, es gelüstet mich mehr nach Frauen. Vor allem nach jungen Frauen«, fuhr der Graf im Plauderton fort, ohne den Hals seines Opfers freizugeben. »Und wenn sie dann noch so schön sind wie das Fräulein Tonya, dann sind sie ein Festmahl, das man sich nicht durch übermäßigen Hunger verderben sollte. Es hat durchaus seinen Reiz, den Abend in die Länge zu ziehen.«
»Astorin wird es nicht zulassen«, krächzte der Kutscher.
»Astorin?« Der Vampir zog die weiße Stirn kraus. »Der schwarze Magier? Willst du mir etwa sagen, dass ich so hohen Besuch habe? Das ist gut zu wissen. Ich danke dir und werde auf der Hut sein.«
Ramon verstummte entsetzt. Es blieb ihm jedoch keine Zeit, darüber nachzudenken, ob sein Fehler Folgen für Tonya und den Magier haben würde. Er fühlte nur noch, wie sich die Fangzähne in seinen Hals gruben und sein Blut aus den beiden kleinen Wunden schoss. Die eisigen Lippen des Vampirs umschlossen sie und saugten das Blut gierig auf. Mit jedem Schluck fühlten sie sich wärmer an. Und mit jedem Schluck wurde Ramon schwächer. Er wunderte sich, dass der Tod gar nicht schmerzte. Plötzlich hielt der Vampir inne und schob Ramon ein Stück von sich.
»Du würdest einen passablen Diener abgeben. Ich könnte einen Kutscher brauchen.«
Hoffnung strömte durch Ramons geschwächte Glieder. Konnte es sein, dass er dem Schicksal doch noch entkam? Der Graf musste die Gefühle gespürt haben, denn er begann, leise zu lachen.
»Nein, ich muss dich enttäuschen. Lebendig nützt du mir nichts. Ist es dir noch nicht aufgefallen? Alle, die mir hier auf Draka dienen, sind tot. Außer den Wölfen natürlich, doch auch sie gehorchen nur meinem Befehl.«
Mit diesen Worten senkte er die Zähne wieder in den Hals seines Opfers und saugte ihm den Rest an Leben aus, bis der Blutstrom versiegte. Schnell ließ er ihn fallen, ehe der letzte Herzschlag verklang.
Graf von Draka seufzte wohlig. Er zog ein spitzenbesetztes Taschentuch hervor und tupfte sich die Mundwinkel. Als er aufsah, bemerkte er den großen weißen Wolf, der durch die angelehnte Stalltür hereingeschlüpft war. Er huschte näher und schnüffelte an der noch nicht erkalteten Leiche.
»Lass das! Ich brauche ihn noch.«
Der Wolf bleckte die Zähne und knurrte. Sie maßen sich mit Blicken. Der Vampir aus seinen dunkelroten, der Wolf aus gelben Raubtieraugen. Eine Weile verharrten sie so, dann winselte das Tier und drückte die Schnauze auf den Boden. Der Vampir ließ sich auf die Knie nieder und legte seine Hand auf das gesträubte Nackenfell des Wolfes.
»Wage es nicht, meinen Befehlen zuwider zu handeln! Du lässt diese Leiche unversehrt und wirst dich auch nicht an meinen Gästen vergreifen, solange ich es dir nicht gestatte! Vor allem nicht an dem hübschen Fräulein Tonya!« Er lächelte. »Sie ist etwas Besonderes!«
Der Wolf starrte ihn aus seinen gelben Augen an, hob die Schnauze und stieß ein Heulen
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