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Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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vergessen suchte. Seradir dagegen würde sie als seine schönste Erinnerung wie einen Schatz in sich hüten!
    *
    Beim Abendessen sahen sich Lamina und Seradir wieder. Cordon hatte mit einigen Ausflüchten versucht, mit der Tradition zu brechen, die Lamina nach Abreise der Gefährten eingeführt hatte, und sich zu den anderen Bediensteten zurückzuziehen, doch sie ließ kein Argument gelten. Sie fürchtete sich davor, mit Seradir allein zu speisen, und befahl den alten Verwalter an ihre Seite. Dass sich Vlaros entschuldigen ließ, nachdem er von dem Besucher erfahren hatte, wunderte sie nicht. Schließlich hatte er die Feindseligkeiten gegen den Elben geduldet, bis es fast zu spät war. Sie vermutete, dass sein Gewissen ihn drückte, er sich aber keinesfalls bei Seradir rechtfertigen oder gar entschuldigen wollte. So blieb das Gespräch der drei Personen im kleinen Esszimmer höflich und oberflächlich, bis der letzte Gang serviert wurde. Cordon wirkte erschöpft und frustriert. Er hatte sich alle Mühe gegeben, das Eis zu brechen, biss aber bei beiden Seiten auf Granit.
    »Gräfin, wollt Ihr den Ritt nach Dijol verschieben? Die Vorbereitungen sind abgeschlossen, die Männer sind ausgewählt. Ich sollte es Thomas sagen, wenn wir nicht wie geplant morgen losreiten.«
    Lamina hatte in der Aufregung von Seradirs Ankunft den Zug gegen die Dörfler ganz vergessen. »Ich weiß nicht«, sagte sie unsicher. »Vielleicht wäre es besser, ich meine, es kommt ja auf ein paar Tage nicht an, oder?«
    Seradir horchte auf. »Dijol? Das Dorf an der Küste, das wir wegen des nicht bezahlten Zehnts besucht haben?«
    Lamina nickte und beugte sich tiefer über ihren Kuchen, damit er die Röte in ihrem Gesicht nicht sehen konnte, die ihr bei der Erinnerung an ihren gemeinsamen Ritt in die Wangen stieg. Allein waren sie mehrere Tage lang durch die Wildnis geritten, hatten die feindseligen Dörfler besucht und ihr Geheimnis entdeckt und wären beinahe von ihnen getötet worden. Wie eng verbunden waren sie in diesen Tagen gewesen! Warum nur war das innige Gefühl der Freundschaft verweht?
    »Was habt Ihr vor?« Seradir wandte sich an den Verwalter.
    »Nun, dass sie den Zehnt verweigern und ihr Vieh und ihr Getreide lieber an eine Bande Piraten verkaufen, fordert schon harte Maßnahmen. Dass sie aber Pläne schmiedeten, unsere verehrte Gräfin und Euch zu ermorden, lässt uns gar keine andere Wahl, als ihnen das Handwerk zu legen. Leider hat mir die Gräfin zu spät von Euren Erlebnissen berichtet. Als ich davon erfuhr, fiel bereits der erste Schnee, und wir entschieden uns, die Männer nicht dem Risiko eines winterlichen Zugs auszusetzen. Nun aber wird es Zeit, dass wir nachsehen, wie die Dinge in Dijol stehen, und dass wir sie in Ordnung bringen – so oder so.« Die Miene des alten Mannes war hart.
    Seradir nickte. »Ja, da habt Ihr Recht, Cordon. Ich hätte gedacht, dass das schon längst erledigt sei. Solch ein Nest der Unruhe und des Widerstands kann die ganze Gegend infizieren. Aber Ihr werdet doch nicht etwa selbst mitreiten?«
    Der Verwalter lächelte, sodass sich die unzähligen kleinen Fältchen um seine Augen vertieften. »Nein, Meister Seradir, für so etwas bin ich zu alt. Ich traue es mir zwar durchaus noch zu, meine Stute zu reiten, doch ein Zug von mehreren Tagen durch die Wildnis bekommt meinen alten Knochen nicht. Thomas wird den Zug anführen. Er hat zehn gute Männer ausgewählt.« Seradirs Blick wanderte zu Lamina hinüber. Seine dünnen schwarzen Augenbrauen hoben sich ein Stück.
    »Ich werde natürlich mitreiten«, sagte sie und hob herausfordernd das Kinn.
    Er lächelte. »Ich habe es nicht anders erwartet. Doch verzeiht Ihr mir die Anmerkung, dass ich es als riskant ansehe, nur zehn Männer mitzunehmen?«
    Lamina hob die Schultern. »Sie sind keine schlechten Kämpfer, und in Dijol haben wir gerade einmal fünf Männer gezählt.«
    Seradir nickte. »Das ist schon richtig, doch Ihr solltet auch die Frauen nicht vergessen. Wenn es um ihren Besitz und ihre Haut geht, werden sie sich verzweifelt wehren. Und was ist, wenn das Piratenschiff gerade zur Stelle ist? Dann kann sich das Kräfteverhältnis rasch ändern und wendet sich gegen Euch!«
    Lamina starrte ihn an. Wie dumm von ihr, nicht an diese Möglichkeit gedacht zu haben. Seradir hatte Recht. Sie könnten geradewegs in eine Falle laufen, doch diese Nachlässigkeit ihrer Planung wollte sie ihm gegenüber nicht zugeben.
    »Das mag schon stimmen. Wir müssen uns eben

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