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Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Hand umschloss sofort ihren Oberarm und half ihr, ihr Gleichgewicht wiederzufinden. Sie dankte ihm, doch wieder einmal schwankten ihre Gefühle zwischen Dankbarkeit und Unmut. Sie fühlte sich so beobachtet. So eingeschränkt. Und dennoch, wenn sie nachts allein und frierend unter ihrer Decke lag, dann sehnte sie sich danach, sich in seine Arme zu schmiegen, seine Wärme und seinen Geruch einzuatmen und mit ihrer Wange an seiner Brust einzuschlafen. Nichts wäre leichter als aufzustehen und sich an seine Seite zu legen, und doch konnte sie es nicht. Irgendwann schlief sie dann ein und träumte von ihrer Begegnung am See, als er sie beim Baden überrascht und sie nackt vor ihm gestanden hatte. Wie er sie an sich gezogen und sie sich geküsst hatten. Tränen rannen ihr im Schlaf über die Wangen, denn selbst in ihren Träumen wusste sie, dass dieses Glück nicht zurückkehren würde. Sie war nicht dazu bestimmt, glücklich zu sein.
    »Hier entlang!« Der Zwerg zog einen rostigen Schlüssel aus der Tasche und öffnete damit eine Gittertür. Der Gestank von Abwasser wurde wieder stärker, und Rolana konnte das Plätschern des Kanals hören, der hier unterirdisch zum Hafen geleitet wurde.
    »Hat heute nicht viel Wasser«, bemerkte der Zwerg und platschte mit seinen Stiefeln durch die braune Brühe. Die anderen folgten ihm. Rolana war froh, dass sie eine Hose und ihre hohen Stiefel trug.
    Weiter ging es durch ein schier unendliches Labyrinth von Gängen, bis sie endlich vor einer glatten Steinplatte anhielten. Rolana beugte sich neugierig vor und sah, wie der Zwerg drei glänzende Kugeln in dafür vorgesehene Vertiefungen legte. Die Platte glitt zurück. Nun waren sie also im Herzen der Unterwelt, in das sich kein vernünftiger Mensch wagen würde. Rolana wusste nicht, wie viele Verdammte und Verstoßene hier unten hausten, doch sie schätzte, dass es viele Dutzend waren. Sie trafen auf ein paar verschlafene Gestalten, die ihnen jedoch keine Aufmerksamkeit schenkten. Dann schob Gynor eine hölzerne Doppeltür auf und führte die Freunde in ein Gewölbe, in dem offensichtlich die Männer aßen und noch mehr tranken, feierten und ihre freie Zeit vertrödelten. Zwei lange Tafeln waren noch mit Essensresten des Abends übersät. Umgeworfene Becher lagen zwischen den Knochen oder waren in die schmutzigen Binsen gerollt. Rolana betrachtete die Wandgemälde, die an zwei Seiten der großen Halle angebracht waren, und wandte sich dann schaudernd von den obszönen Darstellungen ab. Sicher gab es irgendwo auch Räume, in denen die Männer schlafen konnten, doch einige hatten es in ihrem Rausch nicht mehr dorthin geschafft und lagen nun schnarchend auf den Bänken oder in den Binsen unter den Tischen.
    »Gemütlich habt ihr es hier«, sagte Ibis spöttisch und kickte einen großen Knochen gegen die Wand. »Hatte ganz vergessen, wie nett es hier ist.«
    Gynor schwankte zwischen Ärger und Belustigung. Halt dein freches Mundwerk. Setzt euch.« Er nickte zu einem kleineren Tisch hinüber, der leidlich sauber war und an dessen Stirnseite ein gepolsterter Stuhl mit hoher Lehne stand.
    Ibis huschte auf ihn zu und ließ sich mit einem Seufzer in die Kissen sinken. »Ach, wenn Querno das sehen könnte. Es würde ihm seinen Tod noch mehr vergällen!«
    »War das sein Platz?«, wollte Rolana wissen.
    »Aber ja. Stinkt auch noch ein wenig nach seinen grässlichen Duftwässerchen. Davor hat er natürlich Ferule gehört. Mein Platz war dort, wo du sitzt.«
    »Und wie geht es jetzt weiter?«, wollte Gynor wissen.
    Die Freunde beratschlagten und beschlossen dann, zuerst die Männer zu befragen, die in den vergangenen Tagen vor Ferules Gemach – oder besser gesagt: vor seinem Gefängnis – Wache gehalten hatten.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis der Zwerg sie ausfindig gemacht und so weit wach gerüttelt hatte, dass sie Fragen beantworten konnten. Einigen musste er erst den Kopf in einen Kübel mit Wasser stecken, ehe ihr Rausch so weit verflog, dass sie klar denken konnten. Sie musterten die Freunde neugierig, manche ablehnend, aber nur wenige feindselig. Gynor schien vor allem bei denen, die schon unter Ferule dabei gewesen waren, Respekt zu genießen. Der Kampf zwischen Querno und Ibis hatte sich natürlich längst in allen Einzelheiten bis in den letzten Winkel des Labyrinths herumgesprochen. Vor allem wegen seiner Feigheit hatten sich nach seinem Tod viele von Quernos ehemaligen Anhängern von ihm distanziert.
    Die Befragung wurde zu einem

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