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Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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über seinen Inhalt nach. Ob er auch Tierblut trank? Wie weit war es überhaupt zur nächsten Siedlung? Wie schnell konnte er diese Entfernung überwinden, um sich menschliches Blut zu besorgen?, überlegte Tonya, während sie etwas Brot und süß eingelegte Früchte aß. Oder hielt er sich gar in den Tiefen seiner Burgkerker einen eigenen Vorrat an Leben? Dieser Gedanke beunruhigte sie.
    »Ihr seid so schweigsam, meine Liebe.« Im Gegensatz zu dem Magier standen Tonyas Gedeck und Stuhl so nahe, dass der Vampir sie berühren konnte. Er beugte sich ein wenig zu ihr herüber. Sein Atem roch nach frischem Blut. Tonya trank hastig einen Schluck Wein und lehnte sich ein Stück von ihm weg. Panik stieg in ihr auf. Sollte sie ihm etwas über ihr Leben vorlügen? Astorin hatte ihr keine Anweisungen gegeben. Was erwartete er von ihr? Sie musste bei Gelegenheit allein mit ihm sprechen. Nun aber galt es erst einmal, sich aus dieser Situation zu winden.
    »Was soll ich Euch erzählen, Herr Graf? Ein Mädchen wie ich erlebt nichts, mit dem es einen Mann wie Euch unterhalten könnte.« Sie lachte albern und sah ihn mit einem so naiv dummen Ausdruck an, dass die Peinlichkeit auf ihrer Seele brannte, doch für den Moment funktionierte das Spiel. Der Graf lächelte gequält.
    »Dann muss ich mich wohl an Euren Begleiter wenden. Darf ich auf einen unterhaltsamen Abend hoffen? Es kommt mir vor, als hätte ich irgendwo gehört, Ihr würdet Euch mit Magie beschäftigen!«
    Nun war es an Astorin zu schlucken. Der Vampir beherrschte das Katz-und-Maus-Spiel. Vermutlich fragte sich nicht nur Tonya, was er über seine Gäste wusste oder auch nur zu ahnen begann. Konnte er die magischen Schwingungen spüren, die den alten Zauberer umgaben?
    Astorin zwang sich zu einem Lächeln. »Ja, ich habe mich mit der Magie beschäftigt, das ist richtig. Dennoch kann ich mir kaum vorstellen, wie Ihr in Eurer – verzeiht – abgelegenen Burg von mir gehört haben mögt. Meine Grafschaft, die das Bärental, den Greifenberg und einige kleinere Täler umfasst, ist eher unbedeutend zu nennen.«
    »Ihr seid zu bescheiden. Auch Draka muss man, wie Ihr richtig bemerkt, abgelegen nennen, und es umfasst eher kleine Ländereien. Dennoch würde ich es nicht als unbedeutend bezeichnen. Es kommt auf den Ruf an, die Geschichte der Familie – und auf die Taten dessen, der die Traditionen fortführt!«
    Der Graf ließ sich von einem Diener seinen Becher noch einmal füllen. Tonya sah wohl, dass der nach einer anderen Karaffe griff, die ein Stück von ihrem Weinkrug entfernt auf der Anrichte stand.
    Astorin neigte zustimmend den Kopf. »Gut gesprochen, Graf. Streben wir nicht alle danach, den Ruhm unserer Familie zu mehren?«
    »Um sie unsterblich zu machen?« Der Vampir grinste breit. Seine weißen Zähne funkelten im Kerzenlicht. Sie schienen gefährlich spitz, auch wenn die Eckzähne kaum länger waren als bei einem Menschen.
    Wieder hatte Tonya das ungute Gefühl, der Vampir wisse mehr, als ihnen recht sein konnte, und er spiele mit ihnen. Sie versuchte, weniger Wein zu trinken, um einen klaren Kopf zu bewahren. Der Wein war schwer und dunkel und hatte einen erdigen Geschmack. Sie sollte dringend ein gewisses Gemach aufsuchen und sich erleichtern. Verstohlen rutschte Tonya auf ihrem Stuhl hin und her. Ihr Teller war inzwischen geleert, und auch der Magier hatte das Besteck beiseitegelegt und trank nun einen Becher nach dem anderen. Vertrug er so viel Wein, ohne dass seine Sinne sich trübten? Auch dem Gastgeber fiel es auf, wie sehr Astorin dem Wein zusprach.
    »Ein edler Tropfen, nicht wahr?«, sagte er liebenswürdig. »Greift ruhig zu! Ich schicke meine Diener nach einem neuen Krug.«
    Nun hielt Tonya es nicht mehr aus. Sie schob den Stuhl zurück und erhob sich.
    »Seid Ihr schon müde, meine Liebe?« Klang da Hoffnung in seiner Stimme?
    »Nein, Herr Graf, ich möchte mich nur kurz – zurückziehen.« Sie knickste verlegen.
    »Ah! Der Diener wird Euch den Weg zum Aborterker weisen.« Es schnippte mit den Fingern, und sofort trat einer der livrierten Männer heran. Tonya folgte ihm durch einen Gang, bis er ihr eine Tür öffnete. Sie betrat den Aborterker und schloss die Tür. Er roch modrig, doch nicht so, als würde das Türmchen noch zu dem benutzt, wozu es einst gebaut worden war. Kein Wunder, dachte sie mit einem Schauder, es kamen ja nicht allzu viele lebendige Menschen an diesen Ort. Und wenn, dann lebten sie sicher nicht mehr so lange, dass sie das

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