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Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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mühseligen Unterfangen. Einige Male mussten die Freunde Streitereien schlichten und ein paar Männer trennen, die mit Fäusten aufeinander losgingen. Manche konnten sich nicht mehr genau erinnern, wann sie Wache gehalten hatten oder was während dieser Zeit passiert war. Sicher hatten einige mehr gedöst als gewacht. Andere logen absichtlich, was Rolana nicht entging.
    »Hol bitte Tenner und den Blonden mit der Augenklappe noch mal herein«, riet sie. »Soll ich es einmal versuchen?« Die anderen nickten. Gynor holte die beiden Männer zurück und schickte alle anderen hinaus. Sie wirkten nervös, wie sie da vor dem Tisch standen und auf ihre Fußspitzen hinabsahen.
    Rolana trat auf sie zu und blieb zwei Schritt vor ihnen stehen. »Tenner, sieh mich an«, sagte sie mit weicher Stimme. Zögernd hob der Mann den Blick.
    »Ich bin mir sicher, dass dir etwas einfallen wird, was du uns noch nicht gesagt hast, wenn du noch einmal genau nachdenkst.« Sie war sich der Macht ihrer Stimme bewusst, die den Mann umklammerte und seinen Geist ergriff. Sie wusste, dass sie mit ihrem Blick die Menschen manipulieren konnte. Eine Gabe, die zunehmend stärker in ihr wurde. Hatte sie das Recht, Menschen gegen ihren Willen so zu beeinflussen? Rolana scheute sich, ihre Macht einzusetzen, doch in diesem Fall schien es ihr notwendig. Zu viel hing davon ab, dass sie die Drachenfigur aufspürten. Und dafür mussten sie zuerst einmal Ferule finden.
    »Jetzt sind wir keinen Schritt weiter als zuvor«, maulte Cay, als sie eine Stunde später mit Gynor allein in der Halle saßen, jeder einen Humpen Bier und eine Schale Eintopf vor sich. Auf einem Brett lagen ein Laib Brot und kalter Braten vom Vorabend. Zwei junge Mädchen waren verschlafen aus ihrer Kammer aufgetaucht und hatten sich auf Anweisung des Zwergs darangemacht, den Freunden ein Frühstück zu bereiten und die Spuren der Ausschweifungen zu beseitigen. Die Freunde langten herzhaft zu. Es war eine lange Nacht gewesen. Sie aßen schweigend, bis die beiden Mädchen die Halle verlassen hatten.
    »Wir wissen jetzt zumindest, dass Ferule bereits zwei Tage vor Quernos Tod verschwunden ist«, berichtigte Thunin.
    »Und dass er noch am Leben war«, ergänzte Lahryn.
    »Das heißt aber noch lange nicht, dass er es jetzt noch ist«, wandte Cay ein.
    »Wir wissen es nicht, aber ich vermute es«, sagte der Magier. »Warum hätte Querno sich die Mühe machen sollen, ihn lebend und fast unbemerkt hier herauszuschaffen, um ihn später umzubringen? Nein, hätte er den Tod seines Vaters gewollt, dann hätte er ihm gleich das passende Gift verabreicht. Wir wissen nicht, was er noch mit ihm vorhatte, aber ich vermute, er wollte ihn an einen Ort bringen, wo es ganz sicher keinen seiner alten Anhänger gibt.«
    Gynor nickte eifrig. »Das ist möglich. Der Widerstand gegen Querno und seine Willkür wuchs, und nicht selten wurde hinter vorgehaltener Hand über Ferule und die guten alten Zeiten geflüstert.«
    Ibis stützte den Kopf in beide Hände. »Das ist ja alles richtig, aber wie bringt uns das zu Ferules Versteck? Ich zermartere mir das Hirn, doch ich habe Querno nicht so gut gekannt, als dass ich ahnen könnte, wo er sich ein Versteck eingerichtet hat. Ich weiß nur, dass er verschwenderisch war und den Luxus und das Geld liebte.«
    »Da kann er sich hier unten aber nicht besonders wohl gefühlt haben«, sagte Cay und sah sich kopfschüttelnd um.
    Rolana legte ihre Hand auf die seine. »Ja, das ist es!« Die anderen sahen sie fragend an.
    »Könnte es nicht sein, dass er sich ein schöneres Domizil zugelegt hat? Ein prächtiges Haus oder Gut, vielleicht etwas außerhalb von Ehniport gelegen, das seinen Vorstellungen mehr entsprach? – Oder hat Ferule so etwas besessen?«
    Gynor schüttelte den Kopf. »Nicht, dass ich wüsste. Der Alte war immer mit uns zusammen. Er war ein guter Anführer, der das Leben seiner Männer teilte. Querno dagegen verschwand immer häufiger und überließ die Geschäfte seinen Affen, die er Leibwächter nannte.«
    Lahryn nickte. »Das würde deine Theorie unterstützen. Wie aber sollen wir das Anwesen finden?«
    »Nun, wenn er die Besitzer nicht ermordet und das Haus einfach übernommen hat, muss er es von jemandem gekauft haben. Und dann muss es Verträge geben. Wie gut konnte Querno lesen und schreiben?«, wollte Rolana wissen.
    »Nicht so sonderlich.«
    »Dann hatte er einen Schreiber?« Rolana sah den Zwerg aufgeregt an. Gynor nickte.
    »Hol ihn her«, rief Lahryn.

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