Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
zu beruhigen. Es war schon weit nach Mitternacht, und von Ibis fehlte, seit sie mit dem Karren auf das Anwesen gefahren war, jede Spur.
»Da muss etwas passiert sein!«, widersprach Thunin. »Sie hätte uns sonst eine Nachricht zukommen lassen.«
»Wir warten!«, bestimmte Lahryn. »Wenn wir jetzt eingreifen, dann verderben wir vielleicht, was Ibis vorbereitet hat.«
Rolana schloss die Augen. Sie umfasste das gläserne Drachenamulett um ihren Hals, wie es ihr zur Gewohnheit geworden war, und versuchte die Schwingungen starker Gefühle aufzufangen.
»Ich spüre nichts«, sagte sie, als sie die Augen wieder öffnete. »Ich denke, ich würde es fühlen, wenn sie Schmerzen leiden würde oder Angst hätte.«
»Dann hat er sie schon erledigt!«, rief der Zwerg und packte seine Axt.
»Wenn das stimmt, dann können wir ohnehin nichts mehr für sie tun und haben Zeit, unsere Vergeltung zu planen«, sagte Cay.
»Hast du denn gar keine Gefühle im Leib?«, ereiferte sich Thunin.
»Still«, unterbrach Lahryn ihren Zwist. Er hatte einen klaren, geschliffenen Edelstein in sein rechtes Auge geklemmt und beobachtete das Anwesen. »Ich glaube, dort drüben ist sie.«
Die anderen drängten sich zu ihm, um durch eine Lücke zwischen den Zweigen zu sehen.
»Da bewegt sich etwas«, stimmte Rolana zu. »Ich kann aber nicht sagen, ob es Ibis ist.«
»Natürlich ist sie das« erklärte der Zwerg bestimmt, der in der Dunkelheit viel besser sehen konnte als die Übrigen. »Sie zeigt auf die Baumgruppe, die dort drüben bis an den Zaun heranreicht. Ich denke, sie will uns dort treffen.«
Die Freunde huschten im Schutz der Büsche um das Anwesen herum, bis sie es wagen konnten, den Grasstreifen zu überqueren und zu den Bäumen zu laufen, unter denen die Elbe bereits verschwunden war.
»Seid vorsichtig und bewegt euch ohne Hast«, schärfte ihnen Lahryn ein. »Wenn wir freie Sicht auf die Kuppel haben, müssen wir davon ausgehen, dass auch er uns sehen kann. Wir dürfen nicht darauf vertrauen, dass die Dunkelheit uns schützt.«
»Was fällt dir ein, uns so in Aufregung zu versetzen«, begrüßte der Zwerg die Elbe, als Ibis unter den Zweigen der Kiefern an den Zaun herantrat.
»Warum regst du dich auf? Du solltest wissen, dass dir das nicht bekommt«, gab die Elbe zurück.
Thunin wollte einen Schritt näher machen, noch Lahryn riss ihn zurück.
»Kommt dem Zaun nicht zu nahe! Er ist sicher eine magische Barriere, die jeden ungeladenen Besucher meldet – oder ihn gleich davon abhält, die Schranke zu passieren.«
»Auf welche Weise?«, fragte Ibis interessiert.
»Im schlimmsten Fall gleich so, dass der Eindringling nie wieder versucht, das Grundstück zu betreten!«
»Traust du Meister Yleeres so etwas zu?«, zweifelte Rolana.
»Ich traue ihm alles zu!«, betonte Lahryn.
Ibis nickte. »Ja, wenn ich bedenke, was ich in der Küche und von Dongar alles über diesen Herrn gehört habe, dann würde es mich nicht wundern, wenn er jeden Eindringling gleich verfeuern würde.«
Cay ließ den Blick an dem niederen und so unschuldig wirkenden Zaun entlangwandern.
»Es ist unheimlich, wenn man die Gefahr so gar nicht sehen kann und auch nicht weiß, was passiert, wenn man dem Ding zu nahe kommt.«
»Oh, sichtbar machen kann ich den magischen Schild schon«, sagte Lahryn und begann mit einem Zauberspruch. Er kramte eine Dose mit einem bläulichen Pulver aus seiner Tasche und blies dann vorsichtig ein wenig davon in die Luft. Das Pulver schien von der Barriere angezogen zu werden wie Eisenspäne von einem Magneten. Die Luft begann zu schimmern. Wie ein Netz verbanden Lichtblitze die einzelnen Körner. Thunin fuhr ein Stück zurück. Er hätte die tödliche Falle mit der ausgestreckten Hand berühren können. Lahryn legte den Kopf in den Nacken.
»Seht, sie verbinden sich irgendwo über dem Haus zu einer Kuppel. Wir können also nicht einfach über die Barriere hinwegschweben oder so. Er hat an alles gedacht und einen magischen Kokon um sich gewebt. Was das für einen stetigen Kraftstrom verbraucht! Kaum zu glauben, dass ein einziger Magier dies aushalten kann.«
»Leidet er unter Verfolgungswahn oder ist die Gefahr durch seine betrogenen Kollegen wirklich so groß?«, fragte Rolana den Magier.
»Nun, ganz aus der Luft gegriffen ist seine Angst nicht«, mischte sich Ibis ein und berichtete von dem Einbruch, der noch nicht lange zurücklag. Die Freunde sahen sich betreten an. Alle dachten das Gleiche: Waren ihnen Astorins Schergen
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