Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
Elbe auf, während sie ihm half, die Kisten zu entladen. »Wer ist ermordet worden und von wem?«
»Der Kerl hieß Dronder, ein Mönch, den der Meister mit aus Ehniport hergebracht hat. War ziemlich hochnäsig und bei den einfachen Leuten nicht beliebt. Dennoch war es für das Stubenmädchen ein böser Schock, als sie ihn eines Nachts mit durchschnittener Kehle auf dem Treppenabsatz vor der Bibliothek in seinem Blut liegen fand. Sie kreischte, dass man meinen konnte, die Glaskuppel würde gleich einstürzen. Alle kamen angelaufen, auch Kitty, und am Morgen schon sagte sie, in so einem Haus könne sie nicht länger Küchenmädchen sein. Also schnürte sie ihr Bündel und machte sich auf nach Ehniport, um dort ihr Glück zu suchen.«
»Ja, und wer hat den Mönch ermordet?«, wollte Ibis wissen, die weniger am Schicksal des Küchenmädchens interessiert war.
»Zwei Fremde. Ich jedenfalls kannte sie nicht. Vielleicht weiß der Meister etwas über den Magier. Jedenfalls waren es zwei, ein Magier und eine Frau, die mit dem Schwert umgehen konnte, eine ganz Wilde, mit schwarzen Locken. Hat nicht schlecht ausgesehen. Und wie die gegen die Schlangen gekämpft hat, die der Meister auf sie losgelassen hat! Das hättest du sehen müssen! Der andere war, wie gesagt, ein Magier, älter als der Meister, aber nicht schlecht. Er hat es geschafft, die Bibliothek meines Herrn anzuzünden und dann mit der Frau zusammen zu entkommen. Wer weiß, was sie alles eingesteckt haben, bevor sie sich aus dem Fenster stürzten.«
»Die ganze Bibliothek ist vernichtet worden?«, rief Ibis entsetzt aus. »Ich meine, das muss ein unglaublicher Verlust für deinen Meister sein.«
Dongar nickte.
»Ja, das ist es, auch wenn er einen Teil der Bücher und Schriftrollen noch retten konnte, indem er eine Kältekugel oder so etwas um die Regale formte, die noch kein Feuer gefangen hatten.«
»Und hat er noch andere wertvolle Sachen in der Bibliothek aufbewahrt? Also Schätze und Schmuck oder – hm – kleine Skulpturen aus Gold oder Silber oder so etwas?«
Dongar zuckte mit den Schultern. »Weiß nicht. Kann schon sein. Aber es gibt auch noch andere Räume hier im Haus, die wir nicht betreten dürfen.«
»Ist denn etwas Wichtiges gestohlen worden?«
Dongar blieb ihr die Antwort schuldig, denn ein dürres Männchen baute sich mit in die Hüften gestemmten Armen vor ihm auf.
»Kommst du auch noch? Hast du dich wieder in den Kneipen im Hafen rumgetrieben? Hauch mich mal an. Ich wette, du hast Branntwein getrunken!«
»Nein, das ist nicht wahr«, verteidigte sich Dongar und zog den Kopf ein. »Ich habe alles so erledigt, wie du es mir aufgetragen hast. Und ich habe dir ein neues Küchenmädchen mitgebracht. Ibis heißt sie, und sie hat schon Erfahrung in einer herrschaftlichen Küche in Ehniport gesammelt.«
Er winkte hektisch. Ibis trat vor und verneigte sich lässig. Dieses Männchen war also der Herr der Küche, vor dem alle im Haus fast so sehr zitterten wie vor dem großen Magier. Ihre Mundwinkel bewegten sich nach oben.
»Steh gerade und grins mich nicht so frech an!« Der Koch trat einen Schritt näher und betrachtete stirnrunzelnd ihr grünliches Haar. »Was ist denn das?« Dann fiel sein Blick auf ihre spitzen Ohren, und er stieß ein Keuchen aus. »Sie ist eine Elbe!«
Dongar knetete nervös die Hände. »Ja, das ist mir auch schon aufgefallen. Ist das ein Problem?«
»Eiben sind schneller und geschickter als Menschen und sie können härter arbeiten«, fiel ihm Ibis ins Wort. Sie musste sich sehr bemühen, um ernst zu bleiben. Für sie war das alles ein Riesenspaß.
»Nun gut, wir werden es versuchen. Nimm dir diese Kisten, folge mir in die Küche und pack den Fisch aus. Du wirst ihn ausnehmen und entschuppen, dann den Salat und das Gemüse putzen und klein schneiden und die Schalen der Krebse aufschlagen. Das Fleisch musst du ganz fein würfeln. Es ist für die Pastete. Dann nimmst du dir die Töpfe und das Geschirr von heute Mittag vor und scheuerst sie, bis nicht mehr der kleinste Fleck zu sehen ist. Ich werde das kontrollieren! Also los, komm mit. Ich will sehen, ob du so gut arbeitest, wie du den Mund aufreißt.«
Nun war Ibis nicht mehr zum Lachen zumute. Sie nahm die Kisten und folgte dem Männlein in die Küche.
»Viel Glück«, rief ihr Dongar nach und machte sich daran, die Pferde auszuspannen.
*
»Ich geh da jetzt rein und hol Ibis raus«, sagte der Zwerg bereits zum fünften Mal, und wieder versuchten die anderen, ihn
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