Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
musste nur darauf achten, die magische Barriere nicht zu berühren. Ibis gab von vorn Anweisungen, Lahryn von hinten, und so schaffte sie es ohne Zwischenfall auf die andere Seite. Sie klopfte sich die trockene Erde aus den Kleidern und wickelte ihr Haar zu einem strengen Knoten.
»Komm, lass uns gehen!« Rolana spürte Cays unglücklichen Blick im Rücken. Sie wusste, dass er sie nicht gehen lassen wollte. Er hatte geschworen, sie zu beschützen, und nun ging sie in das Haus eines mächtigen und gefährlichen Magiers, um ihm das zu rauben, was ihm vielleicht am wertvollsten war, und er musste hier zurückbleiben. Rolana drehte sich noch einmal um und lächelte ihm zu.
»Wir sind bald zurück!«, sagte sie mit so viel Überzeugung in der Stimme, wie sie aufbringen konnte. Es wäre nicht gut gewesen, die anderen spüren zu lassen, wie sehr sie am Erfolg dieses Raubzugs zweifelte.
14
Die Gruft des Grafen von Draka
Gut, dass Ihr kommt!« Der Elb unterbrach seine unruhige Wanderung, als er das Boot sah, und eilte zum Seeufer hinunter, um Lamina beim Aussteigen zu helfen. Sie sah, dass er sich Sorgen gemacht hatte.
»Alles in Ordnung mit dir?«
Sie nickte. Seradir führte sie zu den Männern zurück, die ein wenig abseits am Waldrand ihr Lager aufgeschlagen hatten. Zwei Feuer brannten. Auf dem einen wurde bereits gekocht, neben dem anderen hatten sie Laminas Zelt aufgeschlagen. Die Gräfin setzte sich auf ihre Decke. Seradir ließ sich ein Stück entfernt nieder. Er wartete, bis Thomas sich verabschiedet hatte und zu seinen Männern getreten war.
»Und? Wie stehen die Dinge auf der Burg? Hat er dich gut behandelt?«
»Oh ja, er ist sehr gut erzogen und durchaus höflich, was ihn aber nicht davon abhält, Theron als sein Erbe zu fordern«, antwortete Lamina gereizt.
»Die Gefahr bestand immer«, sagte der Elb. »Es steht ihm zu. – Nein, du musst mich nicht so böse anfunkeln. Ich würde das vor niemandem wiederholen. Ich kämpfe für dich und dafür, dass du die Grafschaft behältst, denn das ist das Beste, was den Menschen hier passieren kann.«
»Ach, und wie soll ich um die Grafschaft kämpfen? Vielleicht mit der Handvoll Männer, die mir geblieben ist? Abgesehen davon, dass er meinen Verwalter, meine Wächter und Diener mit ihren Familien als Geiseln im Turm eingeschlossen hat!«
Der Elb sah sie hilflos an. »Ich weiß es noch nicht. Ich grüble die ganze Zeit darüber nach, aber noch ist mir nichts eingefallen. Ich dachte schon daran, meine Familie um Hilfe zu bitten, doch ich glaube nicht, dass sie sich in einen Streit zwischen Menschen einmischt«, fügte er leise hinzu. »Es tut mir leid.«
Lamina beugte sich vor und legte ihre Hand auf die seine. »Das muss es nicht. Ich habe nichts dergleichen erwartet.«
»Und wie seid Ihr nun voneinander geschieden?«, fragte Seradir nach einer Weile.
»Ich soll mir überlegen, ob ich mein Kind und mein Bündel packe und alle im Stich lasse oder ob ich lieber weiterhin Gräfin von Theron bleibe und für meine Leute da sein kann«, sagte sie bitter.
»Wie das?«, wunderte sich der Elb.
»Indem ich Herzog Rudolf von Ingerstein heirate!«
»Das hat er vorgeschlagen?«, rief Seradir aus.
»Ja, das hat er vorgeschlagen. Ein großzügiges Angebot, das für alle meine Leute und selbst für meinen Sohn das Beste wäre...«
Seradir biss sich auf die Lippen. Er wandte den Blick ab, in dem seine aufgewühlten Gefühle zu sehen waren. »Ja, natürlich ist das das Beste«, sagte er gepresst. »Du solltest das Angebot annehmen.«
»Ich war noch nicht fertig«, fauchte Lamina. »Es ist für alle das Beste, außer für mich!« Ihre Finger krallten sich in seine Hand und zwangen ihn, sie anzusehen. Er spürte, dass sein Blick ihre Verzweiflung spiegelte.
»Seradir, sag mir, was ich tun soll. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich den Kampf gegen ihn gewinne. Und selbst wenn, zu welchem Preis? Mit welchen Verlusten? Könnten mir meine Leute verzeihen, wenn es das Leben auch nur eines einzigen Ehemanns, Vaters oder Sohnes kostet würde? Was bin ich ihnen als Landesherrin schuldig? Er ist kein böser Tyrann, vor dem ich sie schützen müsste. Aber wie viel ist dagegen mein eigenes Glück wert? Was würdest du an meiner Stelle tun?«
Seradir entriss ihr seine Hand, sprang auf und begann unruhig auf-und abzugehen. »Das darfst du mich nicht fragen. Ich bin nicht an deiner Stelle, und ich kann dir die Entscheidung nicht abnehmen.«
»Liebst du mich?« Ihre Worte waren so
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