Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
ich nicht vor, leichtsinnig mit dem Feuerpulver zu hantieren! Ich würde es im Ostflügel zünden. Der ist ohnehin fast völlig zerstört und nicht mehr bewohnbar. Dadurch würden die Wachen vom Tor weggelockt, und ich könnte die Zugbrücke herunterlassen.«
Lamina wiegte den Kopf hin und her. »Das könnte funktionieren. Ich finde Vlaros' Einfall sehr gut.« Sie sah zu Seradir. »Was meinst du? Sollen wir es versuchen?«
Der Elb seufzte. »Da wir bisher keinen besseren Plan haben, will ich mich nicht dagegen verschließen. Alles ist besser, als wenn du auf den Vorschlag des Herzogs eingehst.«
*
»Endlich ! Ich dachte schon, du würdest den ganzen Tag mit deinem nutzlosen Weiberkram vergeuden!«
Astorin sah missbilligend an Tonyas dunkler Kutte herab. Das Amulett ihres Dämonen leuchtete feurig zwischen den Falten ihres Gewandes. Die unbequemen spitzen Schuhe mit den grünen Absätzen hatte sie gegen Sandalen getauscht. Die gewohnte Kleidung war für ihr Vorhaben nicht nur praktischer, sie gab ihr auch Sicherheit. Nein, die aufreizenden Toiletten der adeligen Damen waren nichts für sie. Und es war ihr bedeutend lieber, Astorins Blick mit Missbilligung statt in gierender Fleischeslust auf sich zu spüren. Ihr war es nicht entgangen, dass er während des Abends immer wieder auf ihre nahezu entblößten Brüste gestarrt hatte, die durch die Schnürung des Kleides wie eine Leckerei dargeboten worden waren. Tonya unterdrückte ein Seufzen. Nein, für diese Art von Spielchen war sie nicht gemacht.
Kaum hatte die Novizin die letzte Treppenstufe erreicht, stürmte Astorin auf den Spalt zwischen Wand und Steinrelief zu. Der Wolf, der in ihrer Abwesenheit zurückgekehrt war, knurrte, sprang auf ihn zu und schnappte nach der Hand des Magiers. Ein Energieblitz erhellte den Gang.
»Nein!«, schrie Tonya und stürzte nach vorn. Ein Donnerschlag ließ die Wände erbeben. Der Wolf heulte, doch auch der Magier stieß einen Schmerzensschrei aus und starrte fassungslos auf seine Hand, von der Blut auf den Boden tropfte. Das Fell des Wolfes war um die Schnauze herum geschwärzt, doch ansonsten schien er den Angriff des Magiers unbeschadet überstanden zu haben. Tonya sah Hass in den gelben Augen lodern. Ohne darüber nachzudenken, legte sie beruhigend ihre Hand zwischen seine Ohren und fühlte, wie die Flammen des Hasses erstarben.
»Ich habe Euch gewarnt. An ihm ist mehr, als man auf den ersten Blick sieht.« Sie betrachtete bewundernd auf sein weißes Fell. Ein normales Tier wäre von so einem Energiestoß sofort getötet worden.
»Kümmere dich lieber um meine Wunde als um dieses hinterhältige Biest«, fuhr sie der Magier an, der noch immer auf die Hand starrte, in der die Reißzähne tiefe Furchen hinterlassen und das Fleisch aufgerissen hatten.
»Ich bin der Heilkunde nicht mächtig«, entgegnete Tonya kühl. »Wenn Ihr eine Heilerin an Eurer Seite wünscht, hättet Ihr Euch an einen anderen Orden wenden müssen.« Sie griff nach ihrem Amulett. »Ich kann meinen Dämon anrufen, wenn Ihr es wollt. Ich vermute, Euch ist jedoch bekannt, dass Dämonen oft einen hohen Preis für ihre Hilfe verlangen.«
Sie glaubte, Panik in seinem Blick erkennen zu können, als er hastig den Kopf schüttelte.
»Das wird nicht nötig sein. Greif hier in meinen Umhang. Dort wirst du ein Fläschchen mit einem Heiltrank finden. Mach schon, ich kann es mit dieser zerfleischten Hand nicht öffnen.«
Es widerstrebte ihr, auch nur den Stoff seines Umhangs zu berühren. Sie mied seinen Blick, damit er ihre Abscheu nicht sah, griff in die Tasche und holte den Flakon heraus. Tonya brach das Wachs und zog den Stopfen heraus. Astorin griff mit seiner unversehrten Hand so hastig zu, dass es ihm beinahe aus den Fingern geglitten wäre. Er stürzte den Heiltrank hinunter, hustete und stöhnte dann auf.
Wie sehr musste ihn die Verletzung schmerzen, dachte Tonya zufrieden und streichelte den Wolf, der ruhig neben ihr saß. Sie wartete, bis sich die Bisswunde an Astorins Hand geschlossen hatte.
»Können wir nun gehen?«, fragte sie und ahmte dabei seine Ungeduld nach. Er warf ihr einen Blick zu, der sie schaudern ließ. Sie sollte ihn nicht reizen, sagten seine Augen. Es könnte sonst zu ihrem Schaden sein. Daher senkte Tonya den Kopf, zog die Platte noch ein wenig weiter auf und trat in den dahinterliegenden Gang. Der Magier folgte ihr. Er beschwor eine Lichtkugel herauf, die über seinem Kopf schwebte und – anders als eine Fackel – ein angenehmes
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