Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Drachentor

Titel: Das Drachentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
Vom Netzwerk:
»Sag mir endlich, was ihr alle von mir wollt!«
    Stumm blickte sie ihn an. Als sie sich auf den Boden sinken ließ, blieb Revyn vor ihr stehen. »Na gut«, murmelte sie zerstreut. »Ich sage es dir. Ich sage dir alles. Aber dann musst auch du mir alles sagen. Alles über dich. Wer du wirklich bist!« Revyn zwang sich zu einem knappen Nicken.
    Yelanah blickte auf ihre Hände. »Ich habe Khaleios ein Versprechen gegeben. Zwar bin ich die Meleyis und nur den Dar’hana verpflichtet, aber … die Elfen sind das Volk, aus dem ich stamme. Ich habe versprochen, den Menschenjungen zu finden und zu den Elfen zu führen, der sich gegen sein eigenes Volk stellen und für die Elfen sterben wird. Khaleios glaubt nämlich, dass es so einen Menschenjungen gibt - er hat ihn in seinen albernen Visionen gesehen.«
    Revyn blieb unbewegt stehen. »Und da sollte ich dieser Junge sein, um für die Elfen zu sterben?«
    »Habe ich dich gerade aus dem Tal gezerrt oder nicht? - Du solltest dich hinsetzen. Auch wenn du nichts mehr von den Getränken spürst, die du getrunken hast, sind sie immer noch in deinem Blut.« Nach einem Augenblick gehorchte Revyn und ließ sich auf dem Moos nieder. Yelanah hatte recht - obwohl er sich nicht mehr so benebelt fühlte wie vorhin im Elfendorf, waren seine Beine schwach und sein Kopf brummte.
    »Dann wolltest du damals Twit entführen, damit er Khaleios’ Märtyrer wird.«
    »Ich habe nicht darüber nachgedacht, wen ich ihm bringe. Ich glaube nicht an Khaleios’ Visionen. Nur ein Narr glaubt, dass ein einziger Mensch das ganze Elfenvolk retten kann. Ich wollte Khaleios bloß wie abgemacht seinen Helden bringen, ganz gleich wer es ist.«
    Eine Weile dachte er darüber nach. »Wieso hast du mich dann nicht bei ihm gelassen?«
    »Vorher, als ich Isàn und die Dar’hana rief, da konntest du mit ihnen sprechen. Palagrin sagt, du seist ein Mensch, doch … du bist nur so weit ein Sohn der Menschen, wie ich eine Tochter der Elfen bin.« Yelanah sah ihn eindringlich an. »Revyn, ich glaube … du hast etwas Besonderes. Du kannst vielleicht den heiligen Stämmen helfen. Vor allem darfst du nicht einen so sinnlosen Tod sterben, wie Khaleios ihn plant.«
    »Den heiligen Stämmen helfen?« Revyn verzog das Gesicht. »Alle wollen plötzlich, dass ich helfe!« Er wehrte ihre Hände ab, als sie ihn zurückhalten wollte, und stand auf. »Ich bin nicht so, wie ihr denkt! Ihr habt keine Ahnung, ich bin … nur gewöhnlich. Nichts sonst.«
    »Nein, das glaube ich nicht.«
    »Wieso brauchst du ausgerechnet meine Hilfe?«
    »Weil die Dar’ hana verschwinden!« Yelanah senkte das Gesicht.
    »Weißt du noch, als du mich gefragt hast, wo die Dar’ hana sind, die ich in Logond befreit habe? In jener Nacht haben sie nicht die Freiheit gefunden, sondern den Tod! Sie sind verschwunden … Sie verschwinden alle. Die Nebel verschlucken sie … Manche verlieren den Verstand.« Sie wartete, bis ihre Stimme nicht mehr zitterte. »Etwas zieht durch die Wälder und - es ruft nach ihnen. Es ist ein Ruf, dem sie nicht widerstehen können. Auch ich höre ihn. Dieser Ruf holt die heiligen Stämme in den Tod. Sie ertränken sich in Seen, stürzen in Schluchten und … Ich weiß nicht, was es ist, noch wie es aufgehalten werden kann.« Ihr Blick suchte den seinen und ein Schimmer Hoffnung irrte über ihr Gesicht. »Aber plötzlich tauchst du auf. Ein Mensch, der die Dar’hana hört. Vielleicht hast du etwas damit zu tun, wie wir die heiligen Stämme retten können.« Sie hielt inne, als sie sich ihrer eigenen Worte bewusst wurde, und fuhr sich über die Stirn. »Tut mir leid, ich klinge ja nicht besser als Khaleios.«
    »Doch«, sagte Revyn langsam und ließ sich wieder ins Moos sinken. »Du … also, du klingst nicht wie er.«
    Sie sah ihn an. »Wer bist du bloß? Du sprichst mit den Dar’hana und hast mich in der Nebelwelt gefunden, die kein Mensch vor dir je durchdrungen hat. Wieso kannst du so was? Erzähl mir alles über dich.«
    »Ich … habe …« Er sprach so leise, dass er es selbst kaum hörte. Schließlich atmete er aus. »Ich bin ein Drachenkrieger. Mehr gibt es nicht zu erzählen.« Er konnte sie nicht ansehen. Er fürchtete, sein Blick könnte verraten, was er verschwieg - nie zuvor war er so nah dran gewesen, jemandem die Wahrheit zu sagen … Aber nein. Nein, er durfte, er konnte niemals davon sprechen. Nicht einmal Yelanah gegenüber, die selbst Verbrechen begangen hatte. Seine Vergangenheit würde für immer in ihm

Weitere Kostenlose Bücher