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Das Drachentor

Titel: Das Drachentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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bleiben, wort- und lichtlos.
    »Aber wenn du sagst, die heiligen Stämme verschwinden«, fuhr Revyn rasch fort, »dann will ich dir helfen, den Grund dafür zu finden. Auch ich habe lange nach Antworten gesucht. Und ich wäre froh, sie mit dir zu finden.«
    Sie lächelte erleichtert. »Es gibt jemanden, der mehr weiß als die Weisen des Elfenvolks in diesen Wäldern. Ein Prophet, der König in einem anderen Reich ist. Wenn jemand Antworten geben kann, dann er. Ich habe im Nir Miludd von ihm gelesen.«
    »Du hast darin gelesen?«
    Yelanah nickte. »Es ist eine Schande, dass nun Khaleios’ falsche Visionen die Seiten füllen. Komm, Revyn Menschenjunge. Lass uns gleich aufbrechen.« Sie stand auf und wartete, bis auch er sich aufgerichtet hatte.
    »Yelanah?«, sagte Revyn, als sie losgehen wollte. »Macht es dir etwas aus, mich nicht mehr Menschenjunge zu nennen? Das ist … irgendwie merkwürdig.«
    Sie erwiderte sein Lächeln. »Wie du willst. Und wenn du mir hilfst, Revyn, dann bin ich für dich auch nicht die Kleine Göttin. Nenn mich einfach Yelan.«
     
    Revyn war nicht sicher, worauf er sich eingelassen hatte. Alles war so schnell geschehen und so unerwartet. War er wirklich gerade bei einem Elfenkönig gewesen und mit der Kleinen Göttin geflohen? Hatte er ihr tatsächlich versprochen, den Grund für das Verschwinden der Drachen zu finden? Eigentlich sollte er in diesem Augenblick in Logond sein, seine Wunde heilen lassen und sich darauf vorbereiten, wieder nach Myrdhan in den Krieg zu ziehen. Stattdessen war er irgendwo in den haradonischen Wäldern, bei Elfen und Drachen … Aber seltsamerweise fühlte er sich hier viel weniger fehl am Platz als in der Schlacht. Alles, was ihm fremd und erschreckend hätte vorkommen sollen - Yelanah, die Drachenherde und Khaleios -, empfand er fast so, als sei er schon lange damit vertraut.
    Er warf einen Blick zu Yelanah, die neben ihm auf Isàn ritt. Auch Palagrin und der Rest der Drachenherde waren wieder bei ihnen. Gemeinsam zogen sie gen Norden. Yelanah hielt nach der Sonne Ausschau, um die Zeit zu schätzen. Es musste bereits Nachmittag sein. Die Vogelrufe hallten laut durch den Wald und von überall vereinten sich ihr fröhliches Trällern und Pfeifen. Weißer Pollen schwebte zwischen den Bäumen.
    Yelanah hatte ihm sein Schwert zurückgegeben. Offenbar vertraute sie ihm. Unvermeidlich folgten dieser Einsicht weniger erfreuliche Gedanken: Im Stillen fragte er sich, ob Yelanah ihn wohl dem Elfenkönig überlassen hätte, wenn er nicht mit den Dar’ hana sprechen könnte. Hatte sie ihn nur vor Khaleios bewahrt, weil er ihr und den Drachen helfen sollte? Revyn dachte lieber nicht über die Antwort nach.
    Allmählich schlich sich der Abend in den Wald. Der Duft von Laub und Baumharz wurde mit der Dämmerung intensiver, wie um die Dunkelheit zu versüßen. Revyn fühlte sich erschöpft und war schrecklich hungrig - er hatte seit den Celgonnwa- Wurzeln heute Morgen nichts mehr gegessen. Doch Yelanah hatte wahrscheinlich noch weniger gehabt und sie beschwerte sich nicht. Revyn wollte nicht wie ein Weichling vor ihr dastehen.
    »Es wird langsam dunkel«, bemerkte er nur und versuchte, dabei nicht allzu hoffnungsvoll zu klingen.
    Yelanah nickte. »Wir sollten Rast machen. Heute kommen wir sowieso nicht viel weiter.« Die Drachen führten sie einen Hang hinab und ließen sich zwischen Gras und Moos nieder.
    »Wollen wir nicht ein Feuer machen?«, fragte Revyn, als die Dunkelheit bereits um sich griff und er die Umrisse von Yelanah und den Drachen nur noch schemenhaft ausmachen konnte.
    »Nein«, erwiderte sie lächelnd.
    Feuer ist etwas für Menschen und Elfen. Wir sind hier in den Nebeln … Revyn konnte das Gefühl nicht beschreiben, das ihm verriet, dass Isàn gesprochen hatte. Ihm lief es kalt den Rücken hinunter - nie war er sich so bewusst gewesen, einen fremden Gedanken in sich zu haben. Langsam, fast stockend konnte er zurücksprechen.
    Wir sind in den Nebeln?
    Yelanah lachte leise. Es klang wie silberne Glocken, fand Revyn. Hast du es nicht bemerkt? Der ganze Weg, den wir zurückgelegt haben, existiert nur hier. Alles rings um dich, den Himmel, die Erde und den Wald, gibt es nicht in der Welt, die für alle Wesen zugänglich ist. Wir befinden uns im Reich der Nebel, dem Reich der Dar’hana.
    Revyn starrte sie an. »Warst … warst du das, Yelan?«
    Wer sonst? Laub raschelte, und vor Revyn tauchte eine Hand auf, die ihm etwas Faustgroßes entgegenhielt.
    »Ich spreche

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