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Das Drachentor

Titel: Das Drachentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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Kind die Arme seiner Mutter verlässt, wenn es genug Fürsorge erhalten hat. Nun war die Welt sein Zuhause und er würde Länder zu seinen Hallen, Städte zu seinen Fluren und Schlösser zu seinem Lager machen.
    Aber noch wusste niemand davon. Keiner in Isdad war je auf den Gedanken gekommen, dass ein paar Meilen entfernt die Krieger unentdeckt heranwuchsen, die ihnen jetzt das Leben retten würden. Während hier die Soldaten getrunken, die Säuglinge geplärrt, die Hunde gekläfft hatten, war er, Alasar, damit beschäftigt gewesen, seine Pläne umzusetzen … Er brach diese Gedanken bewusst ab, denn sie führten ihn in die Vergangenheit zurück. Stattdessen stellte er sich vor, dass niemand in den Straßen dort unten wusste, dass ihr zukünftiger Herrscher sie gerade beobachtete. Er ließ den Blick über die Stadt schweifen, als zöge er mit seinen Augen einen Segen über sie. So viele Menschen und er würde sie alle führen. Er würde sie retten. Und sie würden ihn dafür lieben.
     
    Man brachte Alasar neue Kleidung und bereitete ihm ein Bad, ehe er zu König Morgwyn ging. Nach einem leichten Frühstück holte er Tivam und ein paar andere Höhlenkinder ab und machte sich auf den Weg zur Thronhalle. Jasicur, der General, erwartete sie bereits vor der hohen Tür und begleitete sie hinein.
    »Alasar!« Morgwyn breitete die Arme aus und ein Lächeln zeigte sich in seinem Bart. »Frisch gewaschen und neu eingekleidet könntest du als Edelmann durchgehen!«
    Alasar verneigte sich. »Mein König.«
    Morgwyn wies auf einen Stuhl am anderen Ende der Tafel. »Setz dich, Alasar. Leider habe ich keinen Platz für deine Begleiter. Vielleicht können sie solange draußen warten.«
    Alasar nickte seinen Gefolgsleuten zu. Nur Tivam bedeutete er, stehen zu bleiben. »Mein König, ich bitte Euch, dass er in der Versammlung bleiben darf. Sein Name ist Tivam.«
    Tivam verbeugte sich unsicher vor dem König. Morgwyn lächelte. »So, das ist also der junge Nachfolger vom Anführer des Höhlenvolks. Natürlich kann er bleiben.« Ein Diener brachte einen Stuhl und stellte ihn rechts neben Alasars.
    Morgwyn ließ sich auf seinen wuchtigen Sessel sinken und seufzte. »Also. Wir werden dich über unsere Kriegslage aufklären, damit du weißt, wie wir dich und deine Drachenkrieger gegen Haradon einsetzen wollen. Anfangen werden wir mit dem Grundproblem: Isdads Belagerung. Aradir, du kannst fortfahren.«
    Der angesprochene General wandte sich an Alasar und begann zu erklären.
    Nachdem Morgwyns heimlich zusammengestellte Armee Isdad vor einigen Monaten erobert hatte, war der Krieg gegen Haradon neu ausgebrochen. Der gesamte Osten Myrdhans - alles, was hinter Isdad lag - galt als zurückgewonnenes Gebiet, während der Westen und der Norden, die an Haradon, Awrahell und weitere Geschwisternationen Haradons grenzten, noch immer der Macht der Feinde unterstanden. Kurz nach der Eroberung Isdads hatte eine große Schlacht an der Grenze stattgefunden, bei der Haradon gesiegt und Myrdhan zwei Drittel seiner Infanterie verloren hatte. In einer zweiten Schlacht war Myrdhans Drachengarde zerschlagen worden. In der dritten und bislang letzten hatten sich alle, die von der königlichen Armee übrig geblieben waren, zurück nach Isdad gerettet und bis zum heutigen Tag dort verschanzt. Jegliches Ersuchen um Hilfe an die benachbarten Länder war unbeantwortet geblieben; die großen Inselreiche, die seit Generationen Handelskontakte mit Isdad pflegten, hatten sich auf die Seite der Haradonen gestellt, weil das Geschäft mit ihren zahlreichen jungen Hafenstädten lukrativer war. Myrdhan - besser gesagt König Morgwyn - war vollkommen auf sich allein gestellt.
    Doch mit Alasars Drachengarde konnte das Blatt sich wenden. Wenn sie schnell genug handelten, würden sie die haradonische Belagerung durchbrechen können, bevor neue Truppen aus Haradon geschickt wurden. Kleinere Kampfeinheiten aus Alasars Drachengarde sollten gleichzeitig verschiedene Städte an der Grenze angreifen und die Haradonen ablenken. In der Zwischenzeit würde König Morgwyn versuchen, Verbündete zu finden und Söldner anzuwerben. War Myrdhan erst einmal zu angemessener Macht gekommen, würde Haradon bereit sein, ein Friedensabkommen zu schließen und König Morgwyn das wiedergewonnene Gebiet zu überlassen. So hoffte der König.

Eine Streitmacht
    Revyn und Yelanah verließen das Elfendorf am frühen Vormittag. Khaleios war nirgends zu finden. Erst als sie den Hang bereits erklommen hatten

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