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Das Drachentor

Titel: Das Drachentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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alle älter aussahen als die übrigen Drachenkrieger.
    »Man muss mindestens vier Jahre Drachenkrieger gewesen sein, bevor man auf einem Drachen fliegen darf. Der ganz links mit dem kurzen Bart ist Meister Meggis. Daneben sitzt Meister Robwin, der schon uralt ist. Daneben siehst du Meister Felgis, Meister Asran, Meister Horab und die spitznasige, grauhaarige Frau dort, das ist Meisterin Sazael, eine der wenigen Frauen hier. Manche sagen aber auch, sie sei eher ein Drache. Leg dich mit keinem von ihnen an, denn sie sind Logonds Helden. Und jetzt zu unseresgleichen«, fuhr der junge Drachenkrieger fort. »Siehst du den dünnen Spargel dahinten?«
    Revyn lehnte sich vor und erspähte einen schlaksigen Jungen mit schiefen Zähnen, der gerade unter vollem Körpereinsatz eine Geschichte erzählte. »Das ist Fero, einer der Stallmeister der Winddrachen. Wenn du ihm zugeteilt wirst, kannst du dir erst mal drei Stunden lang seine Witze anhören, die, nebenbei bemerkt, so lustig sind wie Blasen an den Füßen. Aber wenn du’s dir bei ihm nicht verscherzen willst, dann musst du lachen. Er bevorzugt die Kategorie Hühnergackern. Und das da ist Knoblauch.« Er deutete auf einen Jungen, der vielleicht ein paar Jahre älter war als sie, aber schon so stämmig wie ein Bär. Andächtig schlürfte er seinen Haferschleim. »Wir nennen ihn Knoblauch, weil seine Eltern Metzger sind. Und auch weil er eben nach Knoblauch müffelt. Ich glaub, er weiß inzwischen gar nicht mehr selbst, wie er wirklich heißt. Ist nicht der Hellste. Neben ihm der Alte, das ist Ulja.«
    Der grimmige Drachenkrieger schaute just in diesem Moment in ihre Richtung. Capras senkte blitzschnell den Kopf und schien plötzlich sehr beschäftigt mit seinem Haferschleim. »Starr ihn nicht an!«, zischte er Revyn zu, der etwas erschrak, als er erkannte, dass das rechte Auge des Alten aus Glas war. Er blickte rasch an die Decke der Halle. Capras grunzte amüsiert. »Angeblich hat Ulja mal jemanden über die Stadtmauer geworfen, weil er ihm auf den Fuß getreten ist. Er hatte sich grade die Stiefel geputzt, musst du wissen. Mann, der Kerl ist verrückt! Aber unterhaltsam allemal.«
    Revyn räusperte sich leise. Er hatte das unbestimmte Gefühl, noch immer vom Glasauge angestarrt zu werden. »Und gibt es hier auch Leute, die …«
    »Normal sind?« Revyn nickte erleichtert. »Aber klar. Die beiden schlafen aber noch.«
    Eine Weile schwieg Revyn, um diese Nachricht zu verdauen. »Verpassen sie denn nicht das Frühstück?«
    »Doch.« Capras nahm einen Löffel Haferschleim. »Ist aber nicht schwer, aus der Küche was zu klauen.«
    »Ach so«, murmelte Revyn und beschloss zu essen.
    »Weißt du schon, wo du eingeteilt wirst?«, fragte Capras weiter. Revyn hatte indes den Fehler begangen, sich einen ganzen Löffel Haferschleim in den Mund zu schieben. Der Brei war so heiß, dass ihm Tränen in die Augen stiegen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht schüttelte er den Kopf.
    »Nein«, wiederholte er heiser, als er den Haferschleim hinuntergewürgt hatte. Dankend griff er nach dem Becher, den Capras mit Wasser gefüllt hatte. »Was meinst du mit eingeteilt ?«
    »In welchen Bereich du eingeteilt wurdest. Jeder wird hier eingeteilt. Kommst du gleich zur Kriegsausbildung, gehst du in die Küche, um Kartoffeln zu pellen, mistest du für die nächste Woche die Ställe aus?«
    »Keine Ahnung. Mir hat man noch nichts gesagt«, gestand Revyn.
    Capras aß fröhlich weiter. »Dann bete, dass du nicht in den Stall kommst.«
    »Wieso?«
    »Nun …« Capras runzelte die Stirn, während er angestrengt nach den richtigen Worten zu suchen schien. »Also, im Stall, wie soll ich sagen - schaufelst du Drachenmist!«
     
    »Is gar nich so schlimm, wie die Jungs sagen.« Der schlaksige junge Mann verdrehte sich im Gehen, um Revyn angrinsen zu können, und wedelte mit der Hand. »In den Stall komm die Neuen immer.«
    Revyn lächelte unsicher. Sein Führer war der Mann mit den schiefen Zähnen, den Capras ihm beim Frühstück gezeigt hatte, doch er hatte seinen Namen wieder vergessen. Und der Kerl nuschelte so, dass er ihn nicht verstanden hatte, als er sich vorstellte. Sein Name klang ungefähr wie Scheschno - vorausgesetzt, der Teil hatte noch nicht zu seinem Niesen gehört. Jedoch schienen ihn weder das Nuscheln noch sein Schnupfen daran zu hindern, ohne Atempause zu erzählen - auch die Tatsache, dass um sie herum der Lärm unzähliger Krieger, klappernder Waffen und Drachen herrschte, bewegte ihn nicht

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