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Das Drachentor

Titel: Das Drachentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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brüllten ihn an.
    »Revyn!« Capras, Twit und Jurak liefen ihm hinterher. Er ließ die Reiskuchen fallen und stürzte in eine schmale Seitengasse. »Revyn, warte!« Er blieb stehen und Capras berührte seine Schulter. »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Wenigstens hat er sich nicht in die Hose gemacht«, bemerkte Twit.
    Revyn verlor die Beherrschung. Er fuhr zu Twit herum, packte ihn am Kragen und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Sofort zerrten Jurak und Capras ihn zurück. Twit taumelte einen Schritt zur Seite. »Spinnst du?«, fauchte Capras.
    Revyn riss sich von ihm und Jurak los. »Ihr habt keine Ahnung«, sagte er leise. »Ihr alle -«
    Plötzlich erklang ein Lachen. Verwundert drehten sie sich zu Twit um. Vorsichtig befühlte er seine Nase, aber sie blutete nicht. Er lachte noch lauter. »Ich wusste es! Du kannst einfach kein Blut sehen. Deshalb hat dich die Hinrichtung so erschreckt. Sonst hättest du auch fester zugeschlagen.« Ein Augenblick der Stille verstrich. Dann begann Capras zu lachen und Jurak stimmte mit ein.
    »Ich fass es nicht«, grinste Twit. »Ein Drachenkrieger, der kein Blut sehen kann. Wieso bist du nicht gleich Metzger geworden?«
    »Blödmann«, knurrte Revyn, doch er bemühte sich, es einigermaßen nett klingen zu lassen. »Natürlich kann ich Blut sehen.« Er sah es schließlich in all seinen Träumen.
    Capras warf ihm einen fragenden Blick zu. »Was war denn gerade los? Du bist abgehauen, als würde der abgehackte Kopf dir persönlich hinterherjagen!«
    »Ich fasse es wirklich nicht«, stöhnte Twit. »Du magst Elfen und der Elf hat dir leidgetan !« Er zog eine Fratze.
    Revyn presste die Kiefer zusammen. Entweder wollte Twit ihn bis zum Augenauskratzen reizen, oder aber er dachte allen Ernstes, er sei witzig. »Nein«, erwiderte er grob. »Natürlich habe ich mit Elfen nichts zu schaffen! Ich dachte nur …« Was sollte Revyn schon sagen? Die Wahrheit konnte er ihnen schlecht erzählen! »Ich habe bloß an was anderes gedacht. Weil … vor ein paar Tagen ist ein Drache verschwunden. Na ja, und manche sagen, dass die Elfen dahinterstecken …«
    Zu seiner Überraschung nickte Capras interessiert. »Davon habe ich gehört! Immer wieder verschwinden Drachen, vor einem halben Jahr waren es drei auf einmal. Weißt du noch, Twit?«
    »Das sind bestimmt die verfluchten Elfen. Die schicken ihre Elfenhexe.« Twit befühlte noch einmal seine Nase und warf Revyn einen Blick zu - doch es war ein Blick voller Zufriedenheit. Als wäre der Schlag ein Beweis gewesen, auf den Twit nur gewartet hatte.
    Revyn wusste nicht recht, ob der Gedanke ihn beruhigte. »Kommt, gehen wir jetzt. Sonst kriegt Korsa schon wieder mit, dass wir abgehauen sind.«
    Schweigend machten sie sich auf den Rückweg.
     
    Revyn konnte die öffentliche Hinrichtung einfach nicht vergessen und auch das Verschwinden der Drachen ließ ihm keine Ruhe. Immer wieder ertappte er sich dabei, wie er über die Elfen nachdachte, die so teilnahmslos bei der Hinrichtung zugesehen hatten. Ihr Schweigen schien ein Geheimnis zu bergen. Wieso hatten sie sich nicht gegen die Hetze gewehrt? Vielleicht trugen sie ja doch irgendeine Schuld …
    Revyn begann, sich in den Schänkenvierteln umzuhören. Dort schienen die Leute genauere Vorstellungen zu haben:
    »Da ist ein Feenmädchen«, sagte ihm ein Wirt und funkelte ihn verschwörerisch an. »O ja. Sie hat schillernde grüne Käferflügel. Sehr groß, versteht sich. Etwa so.« Er breitete die Arme aus und machte einen Buckel. »Damit kann sie fliegen, und so kommt sie auch immer wieder in die Stadt rein, um Drachen zu töten.«
    »Sie tötet sie?«, wiederholte Revyn, der den alten Wirt seit den Käferflügeln eigentlich nicht mehr ernst nahm.
    »O ja«, nickte der Wirt. »Und was bleibt, sind nur die Kadaver.«
    »Es bleiben keine Kadaver«, sagte Revyn. »Sie verschwinden ganz.« Aber der Wirt ließ sich nicht in seine Geschichte reinreden.
    Ein Drachenkrieger, den Revyn in einem anderen Gasthaus traf, erzählte auch von einer Elfe, die für die verschwundenen Drachen verantwortlich sei. »Sie soll angeblich schon tot sein«, erklärte er, sobald Revyn ihm ein Haferbier bestellt hatte. »Sie muss aber dreimal im Jahr einen Drachen opfern, um weiterhin als Geist durch die Welt wandern zu können.«
    »Nein«, mischte sich da jemand vom Nachbartisch ein. »Es sind sechs Drachen im Jahr, nicht drei! Hast du nicht mitgekriegt, wie viele letztes Jahr verschwunden sind?«
    Je länger Revyn nach

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