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Das Drachentor

Titel: Das Drachentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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von ihrem Gespräch auf diese Frage gekommen sein könnte. »Ähm, fast sechzehn - eher schon sechzehn. Wieso?«
    »Ich hatte gedacht, du seist älter«, sagte sie leise. Dann fügte sie hinzu: »Ich bin neunzehn in viereinhalb Monaten.«
    »In viereinhalb Monaten … Du weißt das ja ziemlich genau. Bist du eine Fürstentochter?«
    Das Mädchen lachte verwundert auf. »Nicht ganz.«
    »Ardhes - dieser Name klingt aber trotzdem nach einer Fürstentochter.«
    »Er wird von Ahr Ed Aès abgeleitet. Das bedeutet Die Zukunft wird kommen. Das ist wohl kaum der Name einer gewöhnlichen Fürstentochter.«
    Revyn schwieg eine Weile, während er darüber nachdachte, wie man eine Fürstentochter gewöhnlich nennen konnte.
    »Ich bin ein normales Mädchen«, setzte Ardhes noch hinterher, und danach verstummte sie.
    Vor ihnen erschien das Stadttor. Als sie hindurch waren, sagte das Mädchen: »Danke, ab hier kann ich alleine gehen.« Sie saß ab und drehte sich noch einmal zu Revyn um.
    Er räusperte sich leise. »Also dann, viel Spaß in Logond.« »Werden wir uns wiedersehen?« Es klang nicht wie eine Frage, sondern wie eine Bestätigung. Ihre Augen blieben unergründlich. Dann, mit einem Mal, schien sich etwas an ihr verändert zu haben, so als wäre ein Licht auf sie gefallen; plötzlich fiel Revyn auf, dass sie schön war. Schön auf eine seltsame, unwirkliche Weise …
    »Ja - ja, ich würde dich gerne wiedersehen.« Seine Stimme kam ihm fremd vor.
    Ihre Augenbrauen verzogen sich kaum merklich vor Freude, vor Genugtuung. »Ich werde dich irgendwann besuchen kommen. Wo kann ich dich finden, Revyn?«
    »Frage einfach die Wachen beim Stadtteil der Drachenkrieger. Das ist nicht schwer zu finden.«
    Ardhes nickte. »Ich wohne in der Nähe. Dann bis bald.«
    »Du wohnst in der Nähe?«, fragte er dümmlich. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Dann hatte Ardhes sich umgewandt und war auf einer belebten Marktstraße verschwunden.
     
    Revyn erzählte Capras und Jurak beim Frühstück von der Begegnung mit dem Mädchen. Twit war nicht da - weil er gleich bei den Turnieren im Schwertkampf antreten sollte, bereitete er sich schon seit Stunden in seiner Kammer vor und hatte offenbar keine Zeit für so etwas Banales wie Essen.
    »Und sie stand einfach so am Waldrand?«, fragte Capras. Revyn nickte. »Findest du das nicht irgendwie komisch? Ich meine, wer steht schon so frühmorgens einfach im Wald, und dann noch alleine?« Als Revyn darüber nachdachte, fiel ihm auf, dass es tatsächlich eigenartig war.
    »Andererseits«, fuhr Capras fort, »bist auch du frühmorgens ganz alleine ausgeritten, was ebenso verschroben ist.«
    »Ich konnte nicht schlafen«, erklärte Revyn knapp. Dann spielte er nachdenklich mit seinem Löffel. »Die ganze Begegnung war irgendwie komisch. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, als würde sie mich … kennen.«
    »Eine heimliche Verehrerin«, gluckste Jurak.
    Revyn zog eine Grimasse, dann stand er auf. »Kommt, wir müssen gehen. Da draußen warten drei wilde Drachen darauf, mich zu zertrampeln.«
    Capras wischte sich den Mund ab und erhob sich ebenfalls. »Wenigstens hast du die Chance, dich dem König vorzustellen! Denk nur daran, wie schrecklich unser Los ist, die wir unwürdig sind, den König zu unterhalten!« Capras schaffte es sogar, Twits Gesichtsausdruck nachzuahmen und wie er mit den Händen zu flattern. Obwohl Revyn sich alles andere als erleichtert fühlte, musste er lächeln.
    Die Drachenkrieger gingen auf den großen Platz hinaus, wo die Turniere stattfinden sollten. Der Aufbau der Tribünen um den eingezäunten Kampfplatz hatte gerade erst begonnen. Capras und Jurak mussten mit anpacken, während Revyn verschont blieb, weil er später am Turnier teilnehmen würde. Allerdings wich Capras den Blicken der Bauleiter so geschickt aus, dass er bloß ein einziges Brett tragen musste. Die meiste Zeit über streunte er mit Revyn durch die geschäftige Menge und beobachtete, wie Jurak, der weniger Glück hatte, bei der anstrengenden Arbeit ins Schwitzen geriet.
    Auch Revyn fühlte, wie ihm allmählich der Schweiß ausbrach, aber aus einem ganz anderen Grund. Er wusste nicht, wie er drei wilde Drachen auf einmal zähmen sollte, noch dazu auf einem offenen Platz, umgeben von lärmenden Zuschauern. Fieberhaft überlegte er, wie er sich drücken könnte, ohne sich großen Ärger einzuhandeln, doch in dieser Hinsicht fehlte es ihm an Capras’ Einfallsreichtum.
    »Kopf hoch«, tröstete ihn sein Freund,

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