Das Drachentor
er hatte die Prinzessin von Awrahell zufällig getroffen. Mehr war es nicht - es waren bloß die Witze von Capras, die ihn durcheinanderbrachten! Der tat ja geradezu so, als hätte Revyn sich verlobt.
»Also, was wir heute Abend machen, ist dann wohl klar.« Capras wollte sich den Armreif überziehen, doch er passte nicht ganz um sein Handgelenk. Revyn wurde ein bisschen nervös beim Zusehen.
»Was werden wir denn machen?«
Capras blickte mit einem Grinsen auf. »Verbot hin oder her, wir waren viel zu lange nicht mehr in Goros Bierfass. Deine Liaison mit der Prinzessin muss gefeiert werden, wer weiß - vielleicht bist du bald ein verheirateter Mann und dann …«
»Cap, bitte !«
»Na gut, na gut!« Ein unverschämtes Lächeln lag auf seinem Gesicht. »Dann leih mir wenigstens den Armreif für heute Nacht. So ein Geschenk macht bei Frauen einen ziemlichen Eindruck, würd ich meinen.«
»Du wirst ihn nicht verschenken!«
»Spinnst du? Ich tu doch bloß so.«
Jurak lächelte. »Wem willst du ihn denn schenken?« »Tja, ich denke, heute Abend hab ich viel vor.«
Mit einem Schlag fiel Revyn ein, was er vorgehabt hatte - Lilib wartete ja auf ihn! »Ich muss weg!« Er lief los, machte wieder kehrt und pflückte den Armreif aus Capras’ Hand.
»Wohin denn?«, fragte Capras ein wenig enttäuscht.
»Lilib von den Zähmern, ich muss mit ihr reden.«
Capras grinste zufrieden. »Ich hab dich auf eine Idee gebracht, was? Vergiss nicht, den Armreif danach mir zu leihen, schließlich war es mein Einfall!«
»Lilib ist doch bloß -« Revyn winkte ab; es war hoffnungslos, Capras zu erklären, dass Lilib alles andere als die Art Frau war, an die Capras dachte. »Ich komm später wieder.«
»Mit dem Armreif!«
Revyn hob die Hand zum Abschied und lief aus der Speisehalle. Während er im Laufschritt den langen Gang hinunterhastete, schob er sich den Armreif in eine Innentasche seines Wamses. Kurz darauf erreichte er den Stall. Glücklicherweise war Lilib noch da - sie lehnte an einer Stalltür.
»Lilib - tut mir leid, dass ich erst jetzt komme, ich hab es irgendwie … in all der Aufregung vergessen.«
Sie wandte sich von dem Drachen ab, den sie durch die Holzbretter hindurch beobachtet hatte. »Glückwunsch zu deinem Preis. Aber angesichts der Gefahr ist er wohl angemessen.«
Revyn nickte nachdenklich. »Danke, dass du hier bist. Alle anderen dachten, ich hätte die Drachen unter Kontrolle gehabt, aber so war es nicht. Sie wollten mich wirklich angreifen.«
»Ich weiß«, sagte Lilib. »Aber du hast es schließlich geschafft. Auch wenn ich zwischendurch dachte, dass was Schlimmes passiert.« Sie musterte ihn aufmerksam. »Eigentlich hätte was Schlimmes passieren müssen. Ich habe daran geglaubt, dass du es schaffen würdest, trotzdem ist es ein wahres Wunder. Wirklich … ein Wunder.«
Revyn erwiderte ihren Blick. »Lilib, du bist die Einzige, die es verstanden hat. Und … hast du sie auch gehört?«
»Wen?«
»Die Drachen, Lilib!« Seine Stimme war leise geworden. Ihm klopfte das Herz bis zum Hals. Was, wenn Lilib sie nicht gehört hatte - wenn niemand sie gehört hatte? »Die Drachen haben gesprochen, als ich da draußen auf dem Turnierplatz war. Also, sie haben nicht gesprochen wie wir beide jetzt, sondern … Ich habe sie gehört, im Kopf, ganz deutlich! Sie waren voller Hass und haben Dinge gesagt …«
Lilib sah ihn einen quälend langen Moment an, ohne eine Regung zu zeigen. »Revyn, bist du sicher …«
Er hatte plötzlich das ungute Gefühl, entweder sehr blass oder sehr rot geworden zu sein. »Ich habe es mir nicht eingebildet.«
»Was hast du denn genau gehört?«
Revyn versuchte, es so gut wie möglich zu schildern, doch seine eigenen Worte kamen ihm wirr und belanglos vor. Lilib bemühte sich vergeblich, ihn zu verstehen. »Ich bilde mir das nicht ein, Lilib«, schloss er mit Nachdruck. »Wenn ich nicht mit den Drachen gesprochen hätte« - er sagte es leise, damit es weniger verrückt klang -, »wenn ich das nicht getan hätte, warum wären sie dann ruhig geworden? Verstehst du, es gibt keinen Trick, mit dem ich die Drachen zähme, es ist …«
»Es ist so, dass du mit ihnen sprichst.«
Revyn nickte langsam. »Ich dachte, vielleicht tust du es auch.«
Lilib lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. Eine Weile sah sie hierhin und dorthin und schien mit sich zu ringen. »Revyn, natürlich rede ich mit den Drachen, wir alle reden ihnen zu und … das weißt du doch! Aber es sind Tiere.
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