Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)
M-hm … Nein … Ich sag’s ihm.« Sie sah mich an. »Er sagt, Sie schulden ihm zwanzig Pfund, und –«
»Herrgott noch mal – haben sie sie jetzt identifiziert oder nicht?«
Dann wieder links ab in eine weitere Straße mit gefängnisartigen Mietskasernen.
»Er sagt, sie sind noch damit beschäftigt, die Überreste auszugraben.« Sie legte eine Hand über das Mikrofon. »Offenbar hat der Staatsanwalt darauf bestanden, die Aufsicht über die Bergung einem forensischen Anthropologen zu übertragen, und der macht um das Ganze ein Riesentheater.«
Ich bog an der nächsten Kreuzung links ab, dann noch mal links in eine Sackgasse mit dreigeschossigen Wohnblocks auf der einen Seite und grauen Bungalows auf der anderen. Kurz nach zehn an einem Montagmorgen im Winter waren die meisten Häuser dunkel. Nur hier und da leuchtete ein Fenster durch den trüben Nieselregen.
Verdammter Mist. »Wir haben Gesellschaft.«
Ein grauer Transit mit dem Logo von SKY News auf der Seite parkte am Straßenrand, das Dach gespickt mit Antennen und einer Satellitenschüssel. Es war der einzige Übertragungswagen weit und breit; bei den anderen Autos handelte es sich um die üblichen klapprigen Fiats, Vauxhalls und Fords, die bei den Reportern von Revolverblättern und seriöser Presse gleichermaßen beliebt waren.
Ich parkte vor dem L-förmigen Block am Ende der Straße, vor dem eine uniformierte Streifenpolizistin im strömenden Regen Wache hielt. Die verschränkten Arme ruhten auf ihrem angeschwollenen Bauch, und ihre gelbe Warnweste glänzte im Schein einer Lampe über dem Haupteingang.
Ich zog die Handbremse und stellte den Motor ab. Dann streckte ich die Hand aus. »Das Handy.«
Dr. McDonald ließ das Telefon auf meine Handfläche fallen, als wollte sie unbedingt vermeiden, dass ihre Finger aus Versehen meine berührten.
»Matt, sag dem Archäologen-Fuzzi, er soll ein bisschen Gas geben. Das ist schließlich eine Mordermittlung und keine verdammte Pyjamaparty.«
» Aber –«
Ich legte auf und schob das Handy wieder in die Tasche. »Wie kann es sein, dass Sie Angst vor dem Fliegen haben?«
»Es ist einfach nicht natürlich. Und außerdem habe ich keine Angst vor dem Fliegen.« Sie schnallte sich ab und folgte mir hinaus in den Nieselregen. »Ich habe Angst vor einem Absturz. Was vollkommen logisch ist, wenn Sie mal drüber nachdenken; es ist ein Überlebensmechanismus, absolut rational; jeder sollte Angst vor einem Absturz haben; seltsam ist es, keine Angst zu haben – Sie sind derjenige, der hier seltsam ist.«
Ich starrte sie an. »Klar, ich bin derjenige, der hier seltsam ist.«
Wir mussten dem nassgeregneten Kugelbauch in Uniform, der vor dem kleinen Wohnblock postiert war, unsere Ausweise vorzeigen. Ein dunkler Pony lugte unter der Krempe ihrer Melone hervor, an die Stirn geklatscht vom Nieselregen, und ihr pausbäckiges Gesicht war zu einer mürrischen Maske gefroren.
Ich deutete mit dem Kopf auf die wartenden Journalisten, die sich alle hüteten, ihre warmen Autos zu verlassen. Einer hatte tatsächlich die Scheibe heruntergedreht und ein Teleobjektiv auf das Haus gerichtet, aber abgesehen davon war das Ganze eine Brutstätte der Apathie. »Machen die Ihnen Ärger?«
Die Beamtin ließ ihre obere Zahnreihe sehen. »Ohne Ende, ich sag’s Ihnen. Gehen Sie rauf?«
Nein, wir wollten eigentlich nur hier im Regen rumstehen und ein bisschen plaudern. Ich blickte an der roten Backsteinfassade empor. »Sind die McMillans zu Hause?«
»Ja. Aber nehmen Sie sich in Acht, die haben jemanden von der Presse da.« Sie trat zur Seite. »Und auf uns sind sie nicht gerade gut zu sprechen.«
»Überrascht uns das?« Ich hielt die Tür auf und forderte Dr. McDonald auf voranzugehen.
Sie starrte mich nur an. »Ähm …«
»Das war Ihre Idee, schon vergessen? Ich wollte nach Oldcastle zurückfahren, aber nein , Sie haben gesagt –«
»Können Sie nicht vorgehen?«
»Na schön.« Im Treppenhaus roch es nach schwerem Parfum und gebratenen Zwiebeln. Im ersten Stock lagen diverse Topfpflanzen in den letzten Zügen, und der Teppichboden war an den Kanten der Stufen ganz durchgescheuert. Irgendwo dröhnte ein Fernseher.
Meine Schuhe knirschten auf den Stufen, als ob jemand Sand gestreut hätte, um zu verhindern, dass der Teppichboden rutschig wurde. Im zweiten Stock bot sich ein ähnliches Bild wie im ersten – noch mehr todgeweihte Pflanzen, ein paar unscheinbare, rotbraun gestrichene Wohnungstüren und auf der Fensterbank ein
Weitere Kostenlose Bücher