Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)
der miese Schleimscheißer. Also, was ist mit den Vernehmungen?«
»Sie reden nicht mit dir, wie? Willkommen im Club – uns armen Schweinen hier in der Internen Dienstaufsicht sagt auch niemand was. An den meisten Tagen muss ich sogar raten, was die Tagessuppe ist.«
»Petzer sind nun mal allgemein unbeliebt.«
Charlie prüfte wieder den Sitz seiner Strähnenfrisur. »Ash, das mit Katie tut mir ehrlich leid.«
»Ich muss bei der Ermittlung dabei sein.«
»Wirklich eine ganz furchtbare Sache …« Ein Seufzer.
»Ich muss auf dem Laufenden bleiben.«
»Das läuft hier nicht wie im Kino, Ash; ich kann dir nicht vierundzwanzig Stunden geben, um den Fall zu knacken – nicht, wenn die Pressemeute schon vor unserer Tür campiert. Du solltest zu Hause bei Michelle sein … Wir tun hier alle unser Bestes.«
Plink. Der verfluchte Ball ging daneben und landete in der Lücke zwischen den Aktenschränken und dem Besucherstuhl.
Ich packte den Schläger fester, bis meine Knöchel weiß wurden. »Ich bin also draußen.« Nicht direkt eine Überraschung, aber trotzdem … »Er hat meine Tochter .«
»Ich weiß, Ash, ich weiß.« Charlie nahm ein Blatt Papier aus seinem Ablagekorb und hielt es mir hin. »Es tut mir leid. Der ACC will, dass du für die Dauer der Ermittlung aus dem aktiven Dienst entfernt wirst, und der Chief Constable hat zugestimmt.«
»Suspendiert.«
»Bei vollem Gehalt.«
Als ob das irgendeinen Unterschied machte.
Sein Blick wanderte über den improvisierten Bürogolf-Parcours, die Papierberge auf seinem Schreibtisch, den Rest seines Specksandwichs – nur in die Augen sah er mir nicht. »Es tut mir ehrlich leid, Ash. Aber wir haben keine Wahl.«
Der Drucker des CID -Büros ächzte und ratterte in der Ecke vor sich hin und spuckte stapelweise Berichte aus. Das einzige andere Geräusch war das Poltern und Klirren, mit dem der Inhalt meiner Schreibtischschubladen in einem Umzugskarton landete.
»Sind Sie okay?« Dr. McDonald kam vom Flur hereingeschlichen. Ihre Frisur war anders – glatter und auch dunkler. Statt des gewohnten Streifentops trug sie ein schwarzes Oberteil mit langen Ärmeln und darüber ein rot-schwarz gestreiftes T-Shirt. Und um den Hals ein Kreuz an einer Kette, die wie ein Rosenkranz aussah. Schwarze Jeans. Aber die Schuhe waren immer noch die knallroten Converse Hi-Tops, nur dass die Kappen geradezu unnatürlich weiß waren. Zog sie etwa jeden Morgen ein neues Paar an?
Ich warf einen Hefter und einen Locher zu dem übrigen Krempel in die Kiste. »Alle haben sich verpisst, kaum dass ich mit dem Karton reinkam.«
»Mit der Polizistenehre ist es wohl nicht so weit her wie mit der Ganovenehre?«
»Ich bin bis zum Ende der Ermittlung suspendiert. Acht Jahre, und sie haben rein gar nichts erreicht. Acht Jahre … « Ich quetschte den Stiftebecher zwischen die ganzen halb aufgebrauchten Post-it-Blocks. »Morgen ist ihr Geburtstag.«
»Vielleicht brauchen wir keinen Haftbefehl, um Steven Wallace zu vernehmen, wir könnten vielleicht –«
»Ich hab’s Ihnen doch gestern Abend schon gesagt: Es ist nicht Steven Wallace.« Ein Knäuel von schwarzen Kabeln, verbunden mit diversen Steckern, verbarg sich ganz hinten in der untersten Schublade – Ladegeräte für Handys, die ich vor Jahren einmal besessen hatte. Ich packte sie trotzdem ein. »Er hat ein Alibi.«
Sie schwang sich auf die Kante eines Schreibtischs und baumelte mit ihren kleinen roten Schuhen einen halben Meter über den Teppichfliesen. »Wir müssen herausbekommen, warum er sich Katie als Opfer ausgesucht hat, ich meine, vielleicht hat Henry sich ja geirrt, und der Gratulator hat doch nicht vor Megan Taylor noch ein Mädchen entführt, vielleicht ist Katie Nummer dreizehn … Es sei denn, er hat tatsächlich ein Jahr Pause gemacht, dann wäre sie Nummer zwölf …« Eine Falte bildete sich zwischen ihren Augenbrauen. Sie starrte auf ihre Hände, die sie im Schoß gefaltet hatte. »Es tut mir leid, ich versuche ja zu helfen, aber ich weiß, ich bin manchmal ein bisschen –«
»Es ist nicht Ihre Schuld.«
»Ich wollte nicht über sie reden, als ob sie bloß ein weiteres Opfer wäre, sie ist Ihre Tochter, und –«
»Ist schon in Ordnung.« Ich stopfte noch eine Handvoll alter Notizbücher in den Kabelhaufen. »Was immer uns hilft, sie wiederzubekommen.«
»Okay.« Sie nickte. »Henrys Fähre ist vor einer halben Stunde angekommen – er will uns am Leichenablade– … im Cameron Park treffen.«
Ich starrte in den
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