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Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)

Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)

Titel: Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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zugekniffen, das andere war ganz blutunterlaufen. Sie machte den Mund auf und zu und gab klebrige Klicklaute von sich.
    »Urgh …«
    Ich schob schnell eine von Amber O’Neils Karten über die von Rebecca. »Was haben Sie denn erwartet?«
    Ihre Aussprache war immer noch undeutlich. »Ich bin tot. Ich bin gestorben, und das hier ist die Hölle …« Sie ließ sich auf die andere Koje fallen und schaukelte mit zusammengepressten Knien vor und zurück. »Haben wir Wasser da? Das Leitungswasser hier schmeckt wie Hundepisse.«
    Das Plappern war ihr vorerst vergangen, wie es schien.
    »Da steht eine Flasche neben Ihrem Bett – die hab ich in dem kleinen Laden gekauft, während Sie sich die Seele aus dem Leib gekotzt haben.«
    »Ich trinke nie – wieder – einen – Tropfen.« Sie warf ihre Kleider auf den Boden, griff nach der Zweiliterflasche und trank gierig. Setzte sie ab und rülpste. »Urgh … Schmeckt nach Kotze.«
    »Hören Sie auf zu jammern, und trinken Sie es. Morgen geht es Ihnen wieder besser.«
    » Warum haben Sie mich so viel Wein trinken lassen?«
    »Sie sind angeblich erwachsen, schon vergessen?«
    »Urghh …« Sie ließ sich rücklings fallen, halb auf, halb neben dem Bett liegend, einen Arm vors Gesicht geklappt. »Sie machen das falsch.«
    Ich sah sie fragend an. »Ich suche nach –«
    »Das ist Amber, nicht wahr? Sie müssen … Sie müssen sie alle gleichzeitig betrachten, sonst ist es … Alle ihre Geburtstagskarten, alle zugleich …«
    »Was macht das für einen –«
    »Sehen Sie, für uns kommen sie im Abstand von einem Jahr an, es ist wie … wie Höhlenmalereien; etwas, das vor langer Zeit passiert ist. Wie in Zeitlupe, aber für … für ihn geht es schnell, es ist emotional, es … passiert alles in einem Wuuuuuuuusch …« Noch ein Rülpser. »Urgh …« Noch mehr klebrige Klicklaute. »Es ist alles gegenwärtig und klar und blutig und scharf. Sie müssen … Sie müssen es mit seinen Augen sehen, Sie müssen … den Moment so erleben , wie er es tut. Wie er es tuuuuut. Tuut, tuut …« Sie wurde immer leiser. Und dann war sie ganz still.
    »Dr. McDonald?« Nichts. »Alice? Hallo, Alice?« Schweigen.
    Sie war weggetreten.
    Ich legte Rebeccas Geburtstagskarten wieder in die Zigarrenkiste, warf alles andere auf das kleine Tischchen, das an die Kabinenwand montiert war, und kletterte aus der Koje. Ich rollte Dr. McDonald auf die Seite, zog die Bettdecke heraus und rollte sie wieder auf den Rücken, damit sie zugedeckt war. Wäre vielleicht nicht schlecht, sie in die stabile Seitenlage zu bringen, damit sie nicht an ihrem eigenen Erbrochenen erstickte. Falls überhaupt noch Bröckchen übrig waren, an denen sie ersticken konnte.
    Anschließend zog ich den Abfalleimer unter dem Teetischchen hervor und stellte ihn neben ihren Kopf. Dann stand ich auf und sah auf sie hinunter, wie sie da lag, den Mund leicht geöffnet, mit einem glitzernden Sabberfaden, der langsam über ihre Wange wanderte.
    Genau wie Katie nach ihrer ersten richtigen Party. Die erste Woche in der Oberschule, und schon kam sie so nach Hause: das weiße Sweatshirt schlammbraun verfärbt, mit kleinen Hotdog-Stückchen gesprenkelt, nach Erbrochenem und klebrigem Johannisbeer-Cider stinkend. Elf Jahre alt, und schon wollte sie nicht mehr Daddys kleines Mädchen sein.
    Ah, die guten alten Zeiten.
    Ich zog Dr. McDonald die Decke bis unters Kinn. »Schlaf gut, du total durchgeknallte Quasselstrippe …«
    Etwas grummelte unter der Decke, und dann stieg mir der Geruch von schimmligem Blumenkohl in die Nase.
    »Boah, Mann. Igitt…« Es folgten noch drei Nachbeben, die sich anhörten, als ob jemand eine Ente mit dem Fuß in ein Metallrohr stopfte. Und der Geruch! Ich öffnete die Klotür und schaltete das Licht ein, um die Lüftung anzuwerfen.
    Quer über den Spiegel am Waschbecken stand in krakeligen Buchstaben mit pflaumenfarbenem Lippenstift geschrieben: » WEN QUELT ER IN WIRRKLICHKEID ?«
    Und sie war Jahrgangsbeste gewesen? Du liebe Zeit, wie mussten dann erst die anderen abgeschnitten haben?

Mittwoch, 16. November

16
    »Da sind Sie ja, ich habe überall nach Ihnen gesucht, wollen Sie Frühstück, ich will Frühstück, ich meine, ich habe einen Bärenhunger heute Morgen, keine Ahnung, wieso, das Abendessen war doch mehr als reichlich, übrigens, geht es Ihnen gut, Sie sehen ein bisschen mitgenommen aus …«
    Ich drehte den Kopf zur Seite. Es knackste und knirschte in meinen Halswirbeln, und ich hatte ein Gefühl, als ob mir

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