Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)
Holzlatten und Maschendraht. Dort lehnten nur ein paar Säcke mit Fischfutter an der Wand, und der Geruch nach Katzenfutter haute einen fast um. Von Burges war weit und breit nichts zu sehen. »Sie haben doch gesagt, er sei hier draußen.«
»Isser auch.« Benny wuchtete noch einen Sack auf die Plattform.
»Was denn – ist er unsichtbar?«
Achselzucken.
Ich kniff die Augen zusammen und spähte auf die glitzernde Wasserfläche hinaus. »Vielleicht hat er ja den Streifenwagen gesehen und ist weggerannt?«
»Weggeschwommen, meinsewoll.« Noch ein Sack. »Wir ham nur das eine Boot.«
Der Dieselgenerator stotterte noch ein paarmal und ver stummte. Royce tauchte mit zwei Bechern an meiner Seite auf und hielt mir einen hin. »Kekse gibt’s keine. Aber wenn Sie Hunger haben – Fischfutter ist reichlich da …«
»Wird Arnold Burges lange weg sein?«
»Kommt drauf an.«
Ich nahm einen kleinen Schluck. Die Flüssigkeit hatte nur entfernte Ähnlichkeit mit Kaffee.
Da brach etwas durch die Wasseroberfläche – drüben bei dem am weitesten entfernten der drei Käfigringe. Es war ein kahler Schädel, die glänzende rosa Kopfhaut gerahmt von einem klatschnassen schwarzen Haarkranz. Eine große Taucherbrille, das Mundstück eines Atemgeräts. Und dann tauchte das Wesen wieder ab.
Ich lehnte mich an die Reling und verfolgte die Spur der Luftblasen. »Wenn Burges kommt, sehen Sie zu, dass Sie verschwinden. Sie und der kleine Orang-Utan.«
»Wie denn?« Royce schürzte die Lippen und sah sich um. »Ist ja nicht so, als könnte man hier einfach –«
»Steigen Sie ins Boot, gehen Sie fischen, ist mir egal.«
»Hmmmm …« Er nahm einen Schluck Kaffee. »Für ’nen Detective Constable haben Sie aber ’nen ganz schönen Kommandoton drauf.«
Frecher Sack. »Zehn Minuten, mehr verlange ich ja nicht. Maximal fünfzehn.«
»Tja, wissen Sie, Sie dürfen nicht vergessen, dass ich derjenige bin, der hier für Ruhe und Ordnung sorgen muss, wenn Sie sich wieder in die wirkliche Welt verpisst haben … Ah, da ist er ja.«
Der Kahlkopf tauchte gut fünf Meter näher an der Plattform wieder auf und schwamm darauf zu. Dahinter trieb etwas auf dem Wasser, es sah aus wie eine leuchtend orangefarbene Boje. Zwei Minuten später schwang sich ein Koloss von einem Mann aus dem Wasser auf die Plattform.
Er steckte in einem zerschlissenen alten Trockenanzug. Arme, Beine und Hals sahen aus, als wären sie einmal schwarz gewesen, Brust und Bauch zeigten ein speckiges Gelb. Wasser troff aus einem buschigen braunen Bart.
Arnold Burges.
Er nahm die Taucherbrille ab und fixierte Royce mit zusammengekniffenen Augen. »Der alte Knacker lügt. Ich war den ganzen Abend hier mit Benny. Wir waren hinter diesem verdammten Seehund her.« Er drehte sich um, ging an der Kante der Plattform in die Hocke und griff ins Wasser.
Royce seufzte. »Benny hat uns schon erzählt, dass er den ganzen Abend bei seiner Schwester war. Wie oft muss ich Ihnen das noch sagen? Sie müssen sich von Dr. Forrester fernhalten.«
Der kräftige Mann spannte die Schultern an und zerrte an einem blauen Plastikseil. Die Boje glitt durchs Wasser, bis sie so nahe war, dass er mit der Hand herankam. »Letzte Nacht waren’s wieder siebenhundert Fische. Siebenhundert .« Er schlang das Seil um eine Art Winsch und drehte an der Kurbel.
»Ich mein’s ernst, Arnold. Lassen Sie ihn in Frieden.«
Ein schwarzes Netz tauchte rund dreißig Zentimeter aus dem Wasser auf, angefüllt mit einem silbrig glitzernden Ge wimmel. Burges griff hinein und zog einen Fisch heraus. Es war ein Lachs, fast so lang wie sein Arm. Die Schuppen schimmerten rosa, silbern und grau, das charakteristisch geformte Maul stand offen. Im Bauch des Fischs klaffte ein großes Loch mit fransigen Rändern. »Sehen Sie das?«
»Arnold?«
»Ein einziger Biss. Er steckt die Schnauze durch die Maschen, reißt die Leber raus und lässt den Fisch verrecken. Siebenhundert gottverdammte Fische in einer einzigen Nacht.« Burges kräuselte die Oberlippe, dann warf er den Lachs in ein Plastikfass. Wasser spritzte an die Schuppenwand. »Die ganze Woche schon ziehe ich tote Fische aus den Käfigen.«
»Arnold, das ist Detective Constable Henderson, er möchte Sie sprechen.«
Burges ging zurück zur Winsch und zog das Netz noch ein Stück weiter aus dem Wasser. »Benny? Hast du das Futter geholt?«
Benny nickte und deutete auf den Haufen im Boot. »Zwanzig Säcke.«
»Das bringt doch gar nichts, wie sollen wir mit zwanzig
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