Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)
Säcken –«
»Schau mich nich’ so fünsch an, Arnie Burges. Ich hatt’ ja schließlich zwei Passagiere, oder nich’?«
Fünsch? Was zum Teufel sollte das denn heißen? Es war, als ob er einfach Wörter erfand.
Benny sprang wieder ins Boot. »Ich muss noch mal los, die Waage holen.«
Ich starrte Royce an und wies mit dem Kopf in Richtung Ufer.
Eine Pause, und dann nickte der Constable. Er war also doch nicht so blöd, wie er aussah. »Ja, gut, also … wie wär’s, wenn ich dir zur Hand gehe, Benny? Zu zweit ist es doch weniger mühsam. Die beiden können ja hierbleiben und … sich ein bisschen unterhalten.«
Das Brummen des Bootsmotors wurde zu einem leisen Grollen, dann zu einem Flüstern, und dann erstarb es ganz.
Ich lehnte mich an das rostige Metallgeländer. »Lassen Sie gefälligst Henry Forrester in Frieden.«
Burges warf noch einen toten Fisch in das Fass. »Dünger. Das ist alles, wofür die jetzt noch gut sind.«
»Es ist nicht seine Schuld.«
»Schade um den guten Fisch.«
»Hören Sie, Mr Burges, ich weiß, dass Sie viel durchgemacht haben, aber –«
»Sie wissen , was ich durchgemacht habe?« KLATSCH . Der nächste Lachs landete nicht im Fass, sondern auf der hölzernen Plattform zu meinen Füßen. »Sie meinen, Sie hätten auch nur einen blassen Schimmer ?«
Ja, doch, ich hatte einen blassen Schimmer.
»Es ist nicht –«
»Meine Lauren ist tot, Constable Henderson. O ja, ich weiß sehr wohl, wer Sie sind. Ich kenne Sie von diesen gottverdammten Pressekonferenzen. Sie nennen sich ›die Partycrasher‹; als ob das alles nur ein Spiel wäre. Wissen Sie was, wie wär’s, wenn wir alle ’ne Riesenparty schmeißen, weil irgend so ein krankes Arschloch meine Lauren umgebracht hat?«
»Henry Forrester hat sein Bestes getan, um –«
»Wir sollen alle mit Götterspeise und Eis feiern, weil jemand ihr die Zähne rausgebrochen, den Bauch aufgeschlitzt, die Fingernägel rausgerissen und den Kopf abgeschnitten hat, bevor er sie ausgenommen hat wie ’nen Fisch? Ja doch, lasst uns ’ne Scheißparty feiern!« Das Gesicht des dicken Mannes wurde immer dunkler, die Röte breitete sich auf seinen runden Wangen aus. Die Adern in seinem Hals schwollen über dem Gummikragen des Taucheranzugs an.
Ich starrte aufs Wasser hinaus. Atmete tief durch, ganz langsam. Er wusste es wenigstens; er musste nicht auf die nächste Karte warten, um zu erfahren, was der Mistkerl getan hatte. Lauren war tot, der Gratulator konnte ihr nicht mehr wehtun. Aber Rebecca …
Irgendetwas steckte mir im Hals fest. »Sie sind nicht der Einzige, der eine Tochter verloren hat.«
»Sie war noch nicht mal dreizehn!« Spucketropfen spritzten von seinen Lippen und funkelten im Sonnenlicht.
»Dann lassen Sie es am Gratulator aus, nicht an dem armen alten Kerl, der –«
»Wenn ihr unfähigen Wichser euren Job gemacht und ihn geschnappt hättet, dann wäre Lauren noch hier!« Er straffte die Schultern und reckte das bärtige Kinn. »Zwei Jahre. ZWEI BESCHISSENE JAHRE hattet ihr Zeit, bevor er sie geholt hat!« Burges trat einen Schritt vor.
Jetzt wurde es ungemütlich.
Ich stieß mich von der Reling ab und ballte die schmerzenden Hände zu Fäusten. »Sie müssen sich beruhigen, sonst wird es Ihnen noch leidtun.«
»Haben Sie irgendeine Ahnung, wie das ist? Das Warten? An jedem Geburtstag, das Warten auf die nächste Karte, um zu sehen, was er ihr wieder angetan hat?«
Und ob ich eine Ahnung habe.
Ich schloss die Augen und zählte bis fünf. Und startete noch einen Versuch. »Henry Forrester wollte Ihnen doch nur helfen.«
Das Neopren knarzte, als Burges die Arme weit ausbreitete. Ein glatzköpfiger Bär in einem Strampelanzug aus Gummi, aus dem sein Bart hervorquoll wie ein Knäuel Stahlwolle. »Warum sollte er vergessen dürfen? Hä? Warum sollte er alles hinter sich lassen dürfen? Jedes Jahr kriegen wir eine neue Karte. Jedes beschissene Jahr. Wir sind hier raufgezogen, und er hat uns trotzdem gefunden! Er ist irgendwo da draußen mit seiner Kamera und seinen Messern und den Töchtern von anderen Leuten, weil ihr SCHEISS - VERSAGER euren Job nicht gescheit –«
»Was sollen wir denn bitte tun? Den Mistkerl irgendwie aus dem Hut zaubern?« Ich wurde lauter. »Denken Sie, das ist ein Kinderspiel ? Glauben Sie, Sie sind der Einzige, der hier leidet, Mann? Immerhin haben wir Laurens Leiche gefunden, jetzt können Sie wenigstens …«
Burges’ Augen wurden riesengroß, er sperrte den Mund weit auf, und sein
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