Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)
Gesicht war plötzlich aschfahl.
»Alles in Ordnung?«
Er trat einen Schritt zurück, und dann – rumms – saß er auf den Holzbohlen der Plattform. Und starrte zu mir auf.
»Mr Burges?« Scheiße, er hatte einen Herzinfarkt. »Mr Burges?«
»Sie …« Er blinzelte, wischte sich mit einer riesigen Pranke übers Gesicht. Dann blickte er mit feucht glänzenden Augen aufs Wasser hinaus. »Sie haben meine Lauren gefunden …?«
»Das hat Ihnen niemand gesagt?« Verdammter Bockmist – irgendjemand hätte es ihm doch wohl sagen müssen. Jemand aus Dickies Team oder Weber oder –
»Du elender Mistkerl …« Sein Neoprenanzug knirschte und quietschte, als er sich aufrappelte. Und rückwärts auf die Schuppentür zuging. »Jetzt bist du fällig, Mann!«
Na super. Wenn ich gewusst hätte, dass ich ihm die gottverdammte Todesnachricht überbringen würde, dann hätte ich das Gespräch sicher anders eröffnet als mit: Lassen Sie gefälligst Henry Forrester in Frieden .
Diese Idioten. Was fiel denen ein, es ihm nicht zu sagen? Wie konnte man nur so verdammt –
Burges trat wieder aus dem Schuppen, und er hielt ein Gewehr in den Händen. Massiver hölzerner Schaft, schwarzer Lauf – eine .222er –, durchaus in der Lage, jedem ein gewalti ges Loch in den Bauch zu reißen, der so bescheuert war, sich vor die Mündung zu stellen.
Ach. Du. Scheiße.
Der Dicke klappte den Verschlusshebel hoch, zog ihn zurück und wieder vor. Jetzt war eine Patrone in der Kammer.
SCHEISSE .
Wo zum Teufel steckte Royce? Ich sah mich um – das kleine Boot war immer noch am Ufer bei den Containern festgemacht. Sie würden den Schuss hören … aber da würde ich schon tot sein.
Dann tu etwas. Stürz dich auf ihn. Pack den Lauf. Los, mach schon.
Burges hob das Gewehr an die Schulter, zielte und drückte ab.
Zu spät.
19
Daneben. Der Mistkerl hatte nicht getroffen. Alles war kris tallklar, jedes Detail in brillanter HD -Technicolor-Qualität mit Dolby-Surround: das Klatschen der Wellen an der Plattform, die Maserung der Holzbohlen, die Rostpunkte auf dem Geländer, der goldene Lichtblitz, als die Messinghülse durch die Luft flog, das Ping , mit dem sie von der Schuppenwand abprallte.
LOS !
Ich warf mich auf den Fettsack, den Kopf gesenkt wie einen Rammbock.
Nichts tat mehr weh. Es war, als wäre ich neugeboren.
Ich krachte in Burges’ Wampe und warf ihn rücklings gegen den Türrahmen. Er war nicht nur dick, sondern auch massiv – es war, als ob man ein Sofa mit einem Rugby-Tackling verrücken wollte. Das Gewehr flog ihm aus der Hand und landete polternd auf den Bohlen.
»Weg da!«
Ich tat ihm den Gefallen – holte mit der Faust aus und zielte auf das Gesicht des Fettsacks, doch er war schneller, als er aussah, und stürmte an mir vorbei auf die Reling zu, wo ich gestanden hatte. Die Plattform erzitterte von seinen trampelnden Schritten.
Ich packte das Gewehr, riss es hoch und schwenkte es herum, bis es genau in die Mitte von Burges’ mächtigem Rücken zielte.
Er stand da am Geländer und starrte aufs Wasser hinaus.
Warum versuchte er nicht, mir das Gewehr abzunehmen?
Ich lud noch einmal durch.
Burges zeigte mit einem Wurstfinger auf die Bucht hinaus. »Da! Hab ich dich erwischt, du kleiner Scheißkerl!«
Ein graues Etwas trieb vorbei, zwei oder drei Meter von der Plattform entfernt: Haut wie gesprenkeltes Neopren, ein fransiges, scharlachrotes Loch in der Seite. Der Körper drehte sich und zuckte, eine Flosse wirbelte das blutrote Wasser auf. Das Viech war mindestens eineinhalb Meter lang. Du lieber Himmel …
Burges drehte sich um und grinste mich an, wie ein Irrer mit einer Kettensäge. »Der Bootshaken – geben Sie mir den Bootshaken. Schnell!«
»Auf die Knie! Hände hinter den Kopf!«
Das Boot tuckerte auf die Plattform zu. PC Clark stand am Bug, ein zusammengerolltes Tau in der Hand, während Benny durch das Fenster des Steuerhauses spähte.
Der Unterkiefer des Constable machte mahlende Bewegungen, doch es kam kein Ton aus seinem Mund. Er hatte die Augen weit aufgerissen und starrte die breite Blutspur an, die sich von der Schuppentür zum Rand der Plattform zog. Dann starrte er mich an, wie ich da auf einem Klappstuhl in der Sonne saß, das Gewehr über die Knie gelegt.
Endlich fand Royce seine Stimme wieder: »O Gott …«
Das Boot stieß gegen die Plattform, und er schlang mit fahrigen Bewegungen das Tau um die Klampe. »Wir haben einen Schuss gehört – wo ist Arnold Burges?« Clark kletterte auf
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