Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)

beschäftigt.«
    Schweigen.
    »Rhona?«
    » Ich … Ich wollte nur hören, ob alles in Ordnung ist. Niemand wusste, wo Sie sind, und Ihr Haus wurde verwüstet, und die Feuerwehr sagt, es war – «
    »Die Feuerwehr?« Ich hätte fast das Handy fallen lassen. Was zum Teufel hatte die Feuerwehr da zu … Dieser verdammte Shifty Dave – ich hatte ihn gebeten aufzuräumen, nicht die Bude abzufackeln!
    Henry beugte sich vor. »Ist alles in Ordnung?«
    » Ich habe mir Sorgen gemacht, weil Sie nicht zurückgerufen haben, also bin ich heute Morgen zu Ihrem Haus gefahren, und da stand ein Feuerwehrauto davor und Fahrzeuge von den Stadtwerken, und die Schweine haben mich nicht reingelassen, aber es war alles voller Wasser, und das ganze Haus war ein Trümmerhaufen, also wirklich total im Arsch. Und niemand wusste, wo Sie sind … «
    »Was zum Teufel hast du mit meinem beschissenen Haus angestellt?«
    Eine füllige Frau mit einem Kinderwagen voll schreiendem Balg warf mir einen bösen Blick zu und eilte hastig vorbei. Na, die konnte mich mal. Wie würde es ihr wohl gefallen, wenn jemand ihr verdammtes Haus anzünden würde?
    Für so ein kleines Städtchen an der Westküste der Hauptinsel von Shetland war auf der Main Street relativ viel los. Parkende Autos säumten die Straße vor der Scalloway Meat Company, und ein Schild an der Ladenfront pries » GESCHENKARTIKEL, SPIELZEUG UND SOUVENIRS « an. Die schlichten Reihenhäuser auf der gegenüberliegenden Seite waren in verschiedenen Pastellfarben gestrichen. Alles sehr idyllisch.
    Shifty Dave Morrow grummelte am anderen Ende der Leitung. »Vielen Dank, gern geschehen. Hast du überhaupt eine Ahnung, was für eine Sauerei dieser Muskelprotz in meinem Auto hinterlassen hat?«
    »Dave, ich schwöre bei Gott –«
    » Ich hab nichts gemacht, okay? Es war alles schon so, als ich hinkam. Und du hättest mich verdammt noch mal warnen können! Das Wasser ist in Strömen die Treppe und die Wände runtergelaufen, sämtliche Möbel demoliert, die Decke eingestürzt … Wie sollte ich dieses Chaos aufräumen? Wer bin ich denn – der Tatortreiniger oder was? «
    Wasser?
    Die Main Street endete in einem kleinen Pseudo-Kreisverkehr. Ich bog nach rechts ab, auf einen kleinen Parkplatz mit Blick über den Hafen.
    »Das Haus war keine Ruine, als ich es verlassen habe! Na ja, der Flur und die Treppe vielleicht, aber mehr auch nicht. Also erzähl mir nicht –«
    » Nix da, das ganze Haus war ein Trümmerhaufen. Keine Ahnung, wie dein Besucher das geschafft hat mit seinem kaputten Knöchel, aber als ich dort ankam, sah dein Haus aus, als hätte ’ne Bombe eingeschlagen. «Shifty schniefte und putzte sich dann mit einem schmetternden Trompetenstoß die Nase. » Er ist ein bisschen gewalttätig geworden, musste ihm ein paarmal eins mit dem Spaten überziehen. Ich hab ihn vor der Notaufnahme rausgeschmissen, also ist er jetzt entweder wieder auf dem Damm oder tot. «
    »Wie konnte er … Mein gottverdammtes Haus?« Zwei Möwen pickten an einem Fischernetz herum, das über ein paar Müllsäcke gebreitet war. Jetzt hielten sie inne und starrten mich mit schiefgelegten Köpfen an. Ich trat nach ihnen. »Und ihr könnt euch auch verpissen!«
    Sie flatterten laut kreischend und schimpfend davon.
    » Könntest dich ruhig bei mir bedanken – hab mir den Rücken verrenkt, als ich das Riesenbaby vom Garten reingeschleppt hab. Mein Anzug ist total ruiniert. Und dann hat er mir auch noch den Kofferraum vollgekotzt.«
    Ich lehnte mich an einen großen Toyota-Pritschenwagen. Er war voll beladen mit Fischkörben, und ein Geruch nach altem Fisch und Seetang stieg in die kalte Luft auf. »Ist wirklich das ganze Haus ruiniert?«
    » Ein einziges Trümmerfeld … Sekunde. « Ein gedämpftes Rascheln drang an mein Ohr, als ob Shifty eine Hand übers Telefon gelegt hätte. Dann war er wieder da. » Muss Schluss machen – Briefing in der Kantine, absolute Anwesenheitspflicht. Die Partycrasher sind aufgekreuzt, und der ACC rotiert schon. « Die Verbindung brach ab – er hatte aufgelegt.
    Ich stopfte das Handy in die Tasche. Dann ließ ich den Kopf nach hinten kippen, bis er auf das Dach des Lasters knallte, und starrte hinauf zu den aufziehenden Wolken. »Es war mein Haus …«
    Auch wenn es ein Dreckloch war.
    Die Möwen waren wieder da; kreischend umkreisten sie ein Fischerboot, das in den Hafen tuckerte. Musste ein schönes Leben sein als Möwe. Immer nur fressen, schlafen, vögeln – und wenn du einen schlechten