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Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)

Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)

Titel: Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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es auf diese Weise erfahren mussten. Irgendjemand hätte es Ihnen gestern sagen sollen, nachdem wir die … nachdem wir Lauren identifiziert hatten.«
    Er leerte seine Dose Stella, zerdrückte sie mit einer Hand wie eine Schrottpresse und ließ sie neben sich auf die Bohlen fallen. Und machte sich gleich die nächste auf. »Seit gestern Morgen bin ich hier und versuche, diesen verfluchten Seehund zu erwischen …« Er beugte sich vor und starrte auf seine Wampe hinunter. »Weiß Danielle es? Hat jemand es ihr gesagt?«
    »Ich weiß nicht –«
    »Hier draußen gibt es kein Handynetz. Ich sollte sie anrufen. Fragen, ob sie okay ist …«
    Wir saßen da und schwiegen.
    Burges kippte sich einen Schluck Lager hinter die Binde. Wischte sich mit der Hand über die Augen. »Wie? Wie findet er uns? Wie sollen wir eigentlich …« Ein Schniefen. Und noch ein Schluck. »Können wir sie beerdigen? Unsere Lauren? Kriegen wir sie wieder, können wir sie beerdigen?«
    »Die Leiche wird so bald wie möglich freigegeben. Sie bekommen sie wieder.«
    Er nickte, und eine Träne tropfte auf sein blutverschmiertes T-Shirt. »Wir dachten, sie wäre von zu Hause weggelaufen. Dachten, wir hätten irgendwas falsch gemacht. Danielle macht sich immer noch Vorwürfe. Monatelang haben wir sämtliche Straßen von Edinburgh, London und Glasgow abgesucht, haben Handzettel in Läden aufgehängt, die Zeitungen genervt, bis sie Laurens Foto gedruckt haben, und mit jedem Obdachlosen und Junkie geredet, den wir finden konnten.« Er lachte kurz auf, dann biss er sich auf die Unterlippe. »Wir dachten, sie würde eines Tages schon zurückkommen. Und dann kriegen wir die erste Karte: Happy fucking Birthday …«
    »Tja.« Ich starrte aufs Meer hinaus. »Meine Tochter Rebecca ist vor fünf Jahren verschwunden. Sie war fast dreizehn … Haben nie wieder was von ihr gehört.«
    Burges nickte. »Das tut weh, nicht wahr? Sich ständig zu fragen, ist es alles meine Schuld?« Er starrte auf die Dose in seiner Hand. »Sie, Sie haben wenigstens noch Hoffnung.«
    Von wegen. Die ist vor vier Jahren mit Karte Nummer eins gestorben.
    Ich nahm noch einen Schluck lauwarmen Kaffee. »Ich habe das so gemeint, wie ich es gesagt habe: Henry Forrester hat getan, was er konnte. Das haben wir alle. Und wir tun es immer noch.«
    Der Dieselgenerator erwachte tuckernd und rumpelnd zum Leben, dann war aus dem Innern des Schuppens ein dump fer Schlag zu hören, gefolgt von einem tiefen Rattern. Ein Rohr schob sich durch ein Loch in der Schuppenwand, verbunden mit einem dicken Plastikschlauch, der im Wasser verschwand. Er zitterte und wackelte, und dann schoss aus der Mitte des einen Lachskäfigs eine Futterfontäne in die Luft und klatschte aufs Wasser. Gleich darauf brodelte die Oberfläche vor Fischen.
    Burges leerte seine zweite Dose und riss eine dritte auf. »Sie war unser kleines Mädchen …«
    »Henry hat sein Bestes gegeben, das hat er wirklich. Lauren wurde schon über ein Jahr vermisst, bevor wir überhaupt wussten, dass sie zu seinen Opfern gehörte. Zwölf Monate, das reicht, damit sich niemand mehr so genau an die Details erinnern kann. Sogar die Aufnahmen der Überwachungskameras werden irgendwann gelöscht. Es ist nicht seine Schuld.«
    Burges stützte die Arme auf die Knie. »Jedes Jahr kriegen wir eine neue Karte, und es ist jedes Mal wie ein Messer im Fleisch … Wie soll man das aushalten?« Er trank, ließ sich mindestens die halbe Dose in einem Zug durch die Kehle rinnen. »Henry Forrester hat es nicht verdient zu vergessen. Und Sie auch nicht.«

20
    Ein verdreckter blauer Lieferwagen stand vor Henrys Haus. » DAVIE – IHR SCHREINER! « war in gotischen Lettern auf die Seite gemalt. Ein kleines Männlein hämmerte gerade eine große Spanplatte vor dem Wohnzimmerfenster fest und pfiff vor sich hin, während es auf die Nägel eindrosch.
    Ich verzichtete darauf, Royce zum Abschied zuzuwinken, ehe ich hineinging und den Stimmen in die Küche folgte.
    Henry saß zurückgelehnt auf seinem Hocker, die Ärmel hochgekrempelt, eine Hand auf seinem kleinen Kugelbauch abgelegt, in der anderen ein Whiskyglas. Sheba lag vor dem Herd auf dem Boden, atmete pfeifend und zuckte in ihren Greise-Hündinnen-Träumen.
    Dr. McDonald hing über ihrem Glas, die Ellbogen auf dem Tisch, während ihre Finger einen wirren Rhythmus auf der Holzplatte trommelten. Die Locken verdeckten ihr Gesicht. Ihre Brille, deren Gläser vor lauter Fingerabdrücken fast undurchsichtig waren, lag neben

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