Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)
da, hast du vielleicht Chips da, ich mag Chips …« Und dann torkelte sie hinaus, ohne die Tür hinter sich zuzumachen. »Chips, Chips, Chips, Chips, Chips …«
Henry trank und ließ den Whisky über die Zunge rollen. »Arnold Burges hat jedes Recht, verbittert zu sein. Ich habe das Profil verbockt; wenn ich ein besserer Psychologe gewe sen wäre, würde seine Tochter noch leben.« Er starrte auf seine knotigen Hände, die mit Leberflecken übersäte Haut. »Und Rebecca auch.«
Vielleicht hatte er ja recht.
Ganz oben in der Ecke des Gartens war eine kleine Terrasse, ein sonniges Plätzchen mit einem Holztisch, ein paar Klappstühlen und Blick auf den Hafen, die Berge, die Boote und das Meer. Schöne Aussicht – jedenfalls um Längen besser als die von meinem Küchenfenster.
Ich zog mein Handy aus der Tasche und scrollte mich durch die Nachrichten, wobei ich diejenigen gleich löschte, in denen Michelle sich nur künstlich darüber aufregte, was für ein gedankenloser Idiot ich war. Es stimmte schon, sie konnte tierisch nerven, aber das hieß noch lange nicht, dass Katie sie anlügen durfte. Auch wenn Michelle sich unvernünftig benahm.
Andererseits – Ashleys Vater hörte sich wirklich wie ein ziemlicher Idiot an …
Ein Ächzen kam aus der Richtung des Hauses. Es war Henry, der sich keuchend und schnaufend den von Unkraut überwucherten Weg zur Terrasse heraufschleppte. Sheba wackelte mit hängender Zunge hinterdrein.
Henry ließ sich auf einen der Klappstühle plumpsen. »Sie hat sich ausgekotzt.«
»Bist du okay?«
Er zuckte mit den Achseln und knallte zuerst die Whiskyflasche auf den Tisch, dann ein einzelnes Glas. »Wann hast du mit dem Trinken aufgehört?«
»Die Tabletten. Im Gegensatz zu dir lese ich die Beipackzettel.«
»Sie hat sich auf dem Küchentisch zusammengerollt, schnarcht wie ein Sägewerk und verbreitet einen entsetzlichen Gestank.«
»Das hast du davon, dass du sie auf Abwege geführt hast.«
»Wohl wahr.« Er schenkte sich einen kräftigen Schluck ein. Der Isle of Jura war schon zur Hälfte vernichtet, und es war noch nicht mal Mittag. »Wenn ich sage, du sollst dich nicht in die Sache mit Arnold Burges einmischen, heißt das noch lange nicht, dass ich mich nicht freue, dich zu sehen. Und es tut mir leid, dass ich nicht angerufen habe. Die Beerdigung war am Montag, und ich –«
»Schon in Ordnung. Ist nicht so wichtig.«
Er umfasste das Glas mit beiden Händen. »Du hast wieder eine Karte bekommen.«
»Nummer fünf.«
Er nickte. »Ash, wenn du es Dickie sagst, oder Weber, oder McDonald, dann können die –«
»Ich hätte es nicht mal dir sagen sollen.«
Er drehte sein Glas zwischen den Fingern, ohne mich anzusehen. »Nein, wahrscheinlich nicht.«
Denn wenn ich es ihm nicht gesagt hätte, dann wäre Philip Skinner vielleicht noch am Leben. Und Detective Superintendent Len Murray würde nicht im Gefängnis von Glenochil eine achtzehnjährige Haftstrafe absitzen.
»Weißt du, was Dickie und seine Partycrasher in den vier Jahren, seit du aufgehört hast, erreicht haben? Gar nichts. Wenn wir nicht Hannah Kellys Leiche gefunden hätten, würden sie immer noch in Dundee rummachen und darauf warten, dass das nächste Mädchen verschwindet. Sie treten auf der Stelle, Henry, und er ist immer noch auf freiem Fuß.«
Henry nahm einen Schluck und spitzte die Lippen. Die Stoppeln auf seinem Kinn glänzten in der Sonne. »Ich werde Dr. McDonald bei ihrer ›verhaltensbasierten Fallanalyse‹ helfen und sie daran zu hindern versuchen, die gleichen Fehler zu machen wie ich damals. Aber unter einer Bedingung: Es bleibt alles unter uns. Inoffiziell. Du hältst mich aus den Ermittlungen raus.«
»Abgemacht.«
Sheba hatte auf halbem Weg nach oben aufgegeben und sich an einem sonnigen Fleckchen mit einem Seufzer auf die Seite fallen lassen.
»Und ich komme nicht mit dir nach Oldcastle. Wenn ich helfen soll, dann muss es von hier aus sein.«
»Oh … Na ja, vielleicht können wir –«
Mein Handy vibrierte und begann über den Tisch zu wandern, als das Summen lauter wurde. DC Massies Name leuchtete auf dem Display auf. Ich nahm das Telefon und drückte die Verbindungstaste. »Rhona.«
Eine Pause. Und dann: » Oh, Gott sei Dank, Sie sind okay … Sie sind doch okay, oder? Ich versuche schon seit Stunden, Sie zu erreichen. «
»Natürlich bin ich okay. Warum sollte ich das nicht sein?« Pause. »Hören Sie, Rhona, ist es was Wichtiges? Ich bin nämlich gerade sehr
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