Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)
Lederjacke, pinkfarbenes Spaghettitop mit einer Art Logo darauf, Minirock mit pinkfarbenem Karomuster, schwarze Strumpfhose und Biker-Boots. Die Kabelbinder um ihre Fußgelenke waren vor dem Hintergrund des dunklen Leders gerade so zu erkennen; beide Hände waren hinter dem Rücken verborgen.
Sie hatte noch alle ihre Haare – lang und glatt, schwarz wie die Nacht.
Von dem Tag an gerechnet, als die Karte mit der Post gekommen war, wurde sie seit genau zwölf Monaten und vier Tagen vermisst.
Bis zum fünften Foto war Hannah nicht nackt. Jedenfalls nicht ganz. Und auf dem war sie auch schon über und über mit Schnittwunden und Blutergüssen bedeckt, mit kleinen runden Brandmalen, die sich grellrot von der bleichen Haut abhoben.
Dieses wohlbekannte kalte Gewicht legte sich auf meine Brust.
Acht Karten. So würde die Zukunft aussehen: Rebeccas Foto, Jahr um Jahr, jedes schlimmer als das zuvor. Er sorgte dafür, dass ich wusste, was er ihr angetan hatte. Stellte sicher, dass ich es in allen Details zu sehen –
»Ash, alles in Ordnung mit Ihnen?« Dickie starrte mich an.
Ich räusperte mich. »Ja, ja, es ist nur … es ist ziemlich spät geworden gestern Abend; musste ja auf die Ergebnisse des Gebissabgleichs warten.« Ich ging zur Kaffeemaschine und schenkte mir eine Tasse von der abgestandenen Plörre ein, während die anderen auf die Bilder von der zeitverzögerten Foltersitzung starrten. Dann trollten sie sich einer nach dem anderen, bis neben DCS Dickie nur noch das einzige Mitglied des Teams übrig war, das ich nicht kannte. Die zweite Frau – die, die schweigend dagesessen und sich Notizen gemacht hatte, während alle anderen die Entdeckung von Hannah Kellys sterblichen Überresten gefeiert hatten. Die Einzige, die nicht aussah wie eine Polizistin.
Sie betrachtete die Bilder durch eine Brille mit dickem Rahmen, während eine Hand mit einer langen Strähne ihres braunen Lockenhaars spielte. Den anderen Arm hatte sie sich um den Oberkörper geschlungen, als ob sie etwas festhalten wollte. Grau gestreiftes Top, Jeans und rote Converse Hi-Tops, eine hellbraune Ledertasche über die Schulter geschlungen. Wie sie so neben Dickie stand, hätte man meinen können, er habe seine Tochter zum Girls’ Day mitgenommen.
Oder vielleicht seine Enkelin – sie konnte keinen Tag älter als zweiundzwanzig sein.
Ich gesellte mich zu ihnen. Die Hitze des Kaffeebechers übertrug sich auf meine Finger und linderte die Schmerzen in den Gelenken. »Hannahs Eltern sind noch nicht informiert.«
Dickie starrte das letzte Foto der Serie an – es war vor zwei Monaten gekommen, an Hannahs Geburtstag. Sie saß zusammengesunken auf dem Stuhl, die langen schwarzen Haare waren abrasiert, die Kopfhaut voller Schnittwunden und Blutergüsse, das Wort » SCHLAMPE « war in ihre Stirn geritzt. Sie hatte die Augen fest zugekniffen, und glitzernde Tränenbahnen zogen sich durch das Blut auf ihren Wangen. Dickie zog die Nase hoch. »Soll ich es ihnen beibringen?«
Ich seufzte. Schüttelte den Kopf. »Ich mach’s, wenn ich wieder in Oldcastle bin. Sie kennen mich.«
»Hmm …« Eine Pause. »Apropos …« Dickie deutete mit dem Kopf auf die Frau in dem gestreiften Top. »Sie kennen sich noch nicht, oder?«
»Hi.« Sie hörte auf, mit ihren Haaren herumzuspielen. »Dr. McDonald. Also eigentlich Alice. Ich wollte sagen, Sie dürfen Alice zu mir sagen, wenn Sie möchten, oder meinetwegen Dr. McDonald, aber manchmal nennen mich die Leute einfach ›Doc‹, aber das mag ich nicht so; aber Alice ist schon okay …«
»Ash.« Ich hielt ihr die Hand hin. Sie sah sie nur an.
»Okay, alles klar, danke für das Angebot, aber ich stehe nicht so auf Körperkontakt mit Leuten, die ich kaum kenne. Ich meine, da gibt es ja alle möglichen Probleme mit Bakte rien und Hygiene – was weiß ich, ob Sie zu den Leuten gehören, die sich nicht die Hände waschen, wenn sie auf der Toilette waren, oder ob Sie in der Nase bohren, oder vielleicht sind Sie einer von den Männern, die sich kratzen und dann an den Fingern schnuppern – ganz zu schweigen von der ganzen Sache mit der persönlichen Distanzzone.«
Vollkommen durchgeknallt, ganz offensichtlich.
Sie räusperte sich. »Tut mir leid. Ungewohnte soziale Interaktionen machen mich immer ein bisschen nervös, aber ich arbeite daran; ich meine, ich habe keine Probleme mit Detective Chief Superintendent Dickie, nicht wahr, Chief Superintendent, bei Ihnen plappere ich überhaupt nicht, oder? Sagen Sie ihm, dass
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