Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)
schüttelte den Kopf. »Und ich dachte schon, Sie wären gekommen, um Ihre unbezahlbaren Familienerbstücke auszulösen.«
»Wie viel?«
Ein Seufzer. Er griff in die Tüte und zog Ethans Uhren, Ringe, Halsketten heraus, auch ein paar iPods waren darunter. »Ah … Nicht Ihre üblichen Artikel, Mr Henderson …« Er wischte sich die Wurstfinger an seiner Weste ab. »Sagen Sie mal, wie warm sind diese Waren eigentlich? Wird einer Ihrer Kollegen mir in nicht allzu ferner Zukunft einen Besuch abstatten, bei dem er auf wundersame Weise auf diese Gegenstände stößt und daraus auf eine Verfehlung meinerseits schließt?«
»Die Sachen sind nicht heiß. Ich brauche sie bloß nicht mehr.«
»Sie brauchen keine Rolex mit Stahlgehäuse?«
»Wie viel?«
»›Wie viel, wie viel‹ – wie eine kaputte Schallplatte.« Er zog eine Uhrmacherlupe aus der Westentasche, klemmte sie sich vors Auge und begutachtete die Stücke eins nach dem anderen mit verkniffenem Gesicht.
»Und?«
»Geduld ist eine Tugend, Mr Henderson.« Er inspizierte ungerührt weiter.
Ich lehnte mich an die Theke und betrachtete die Auslage mit den Verlobungsringen. Große Glitzerdinger, kleine Glitzerdinger, alle mit Preisschild versehen. Wahrscheinlich alle aus dem Billigkaufhaus. All die enttäuschten Hoffnungen und geplatzten Träume, hier standen sie nun zum Verkauf, in einem schäbigen kleinen Laden in einem schäbigen kleinen Einkaufszentrum im schäbigen alten Kingsmeath.
Mike lehnte sich auf seinem knarrenden Stuhl zurück. »Zweitausend.«
»Vier.«
»Zwei.«
»… Dreieinhalb.«
»Mr Henderson, sosehr ich Ihnen auch vertraue, und das tue ich bedingungslos , so muss ich doch auf meinen Ruf achten. Meine Existenz hängt davon ab, dass meine Kunden in mir einen ehrlichen und aufrichtigen Mann sehen. Diese Artikel machen mich nervös.«
»Dann eben drei. Die Rolex allein ist so viel wert.«
Er blies die Backen auf und blickte mit gerunzelter Stirn zur Decke. »Zweieinhalb, und das ist mein letztes Ange bot. Aber ich bin kein herzloser Mensch, Mr Henderson …« Er schwenkte seinen Stuhl herum und bückte sich, wobei er etwas in seinen Bart murmelte. Klick, klick, klick, klick, drrrrrrrr – offenbar ein Safe mit altmodischem Zahlenschloss zum Hin- und Herdrehen. Dann ein Klacken, und dann murmelte er wieder etwas.
Als Mike sich wieder zu mir umdrehte, hielt er ein Bündel Banknoten und eine kleine, mit purpurrotem Samt bespannte Schachtel in den Händen. Er zählte zweitausendfünfhundert Pfund in Zwanzigern auf der Theke ab und stellte dann vorsichtig das Kästchen obendrauf. »Mit meinen besten Empfehlungen.«
Ich parkte Ethans Mercedes auf einem der für Anwohner reservierten Plätze. Zu schade, dass ich ihn verkaufen musste. Es war Jahre her, dass ich ein Auto gefahren hatte, das nicht jeden Moment auseinanderzufallen drohte … Aber es blieb mir keine Wahl.
Ich öffnete den Kofferraum und hob die drei schweren schwarzen Müllsäcke heraus. Meine Finger schmerzten, als ich sie zum Eingang des Gebäudes trug. Vor dem Bauboom in Logansferry war es ein Lagerhaus für Maschinenteile gewesen. Jetzt waren es Luxuswohnungen mit Einkaufsmöglichkeiten auf dem Gelände.
Ich trat durch die Doppeltür ein und ließ den Regen hinter mir. Der Innenhof war so groß, dass er mit einem eigenen kleinen, sehr gepflegten Park aufwarten konnte, wo sich mit gelben Ziegeln gepflasterte Fußwege zwischen Bäumen hindurchwanden, umgeben von leeren Ladengeschäften mit staubigen »Zu vermieten«-Schildern in den Fenstern. Auch die Hälfte der Appartements stand noch zum Verkauf: »TEPPICHBÖDEN UND HAUSHALTSGERÄTE UMSONST!«, » £ 20000 RABATT AUF IHR NEUES ZUHAUSE!«, »INZAHLUNGNAHME MÖGLICH! «
Mein Handy klingelte. Ich ließ es klingeln.
Im Aufzug setzte ich die Müllsäcke ab und drückte auf den Knopf für den vierten Stock.
Niemand machte auf, also läutete ich noch einmal und sah auf meine Uhr: gleich zwanzig nach zehn. Um die Zeit musste sie doch wohl wach sein. Ein gedämpftes Rasseln, gefolgt von einem Klacken.
»Wer ist da?« Eine Frauenstimme, ein wenig schrill und zitternd.
»Kimberly? Ich bin’s, Ash.«
Pause. Gemurmel.
»Verschwinde.«
»Nein.«
Wieder eine Pause. Noch mehr Gemurmel.
»Sie will dich nicht sehen.«
»Kimberly, hör auf mit dem Quatsch und mach die Tür auf, okay? Ich hab so schon einen Scheißtag, da brauch ich das nicht auch noch.«
Ein Klacken, die Tür ging auf, und da stand Susanne in einem flauschigen rosa
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