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Das dritte Leben

Das dritte Leben

Titel: Das dritte Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Cordes
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hat mich gezwungen, du hast ja die Pistole gesehen.
    Berglund nahm die Pistole vom Schreibtisch und schob sie in seine Tasche.
    Er hat mich gezwungen, werde ich nachher sagen, er hat alles erfunden.
    Berglund nahm Papiere aus der Innentasche seines Mantels.
    »Übrigens, wenn Ihre Frau das alles sehr erstaunlich findet und fast unglaublich, ich habe hier –«, er raschelte mit den Blättern, »die Fotokopien von eidesstattlichen Erklärungen meiner Frau und Hilde Gertner. Ferner eine Abschrift der Geburtsurkunde Ihrer Tochter Renate sowie den Abzug eines Fotos, das Sie zusammen mit Alexa in Elbing zeigt. Ich habe außerdem die schriftliche Erklärung eines Dr. Zimmermann, damals Chefarzt des St.-Theresien-Krankenhauses in Elbing, der Ihre Beziehungen zu der Patientin Berglund schon damals merkwürdig fand, aber wegen des Personalmangels und wegen der Kriegsumstände lieber seinen Mund hielt, als Ihnen Bescheid zu stoßen. Der alte Herr lebt noch. Ich habe ihn gestern in Würzburg aufgesucht. Er sprach sehr gut von Ihnen als Arzt. Von dem Menschen Matthias Wiegand hält er nicht viel.«
    Wiegand starrte gebannt auf die Papiere, die Berglund in seiner Hand hielt.
    »Was wollen Sie?« stieß er hervor. »Wieviel? Ich biete Ihnen alles. Ein Vermögen. Hunderttausend Mark, wenn Sie mir die Papiere überlassen und nie mehr … Ich bitte Sie … Ich beschwöre Sie!«
    »Geben Sie sich keine Mühe«, sagte Berglund. »Diese Papiere sind auch nur für den Fall gedacht, daß Sie nicht die Wahrheit sagen. Sie sind nur für den Fall zusammengestellt worden, daß Sie Ihrer Frau nicht das schon lange fällige Geständnis machen, lieber Professor. Für den Fall, daß die Öffentlichkeit es erfahren soll. Sie wissen ja, wie die Journalisten heute sind. Wollen alles ganz genau wissen. Unterlagen, Dokumente und so weiter. Wollen ja alles bestätigt haben. Sollen sie auch, wenn es soweit ist.«
    Wiegands gehetzter Blick ging zur Uhr auf seinem Schreibtisch. Drei Minuten vor fünf.
    Angst schnürte ihm die Kehle zu. Irene wird mir nie verzeihen, dachte Wiegand dumpf.
    In der Stille hörten sie deutlich draußen das Schlagen einer Wagentür. Wiegands Kopf fuhr hoch, als habe ihn ein Peitschenhieb getroffen.
    Berglund blieb in der gleichen lässigen Haltung sitzen wie bisher. Er spielte mit den Papieren in seinen Händen, schob sie wie Spielkarten in- und auseinander.
    Die Außentür. Dann Schritte auf dem Flur, das vertraute Klacken der hohen Absätze.
    Die Tür öffnete sich. Berglund erhob sich. Wiegand stand mühsam auf. Mußte sich an der Kante des Schreibtisches festhalten.
    Berglund hatte von der Schönheit Irenes gehört. Aber die Wirklichkeit übertraf alles, was er erwartet hatte.
    Strahlend betrat sie das Zimmer, ein Lächeln auf den vollen, roten Lippen. Ihr blondes Haar war hochgesteckt, schimmerte golden im Licht.
    Das ovale, leicht gebräunte Gesicht mit den großen grünen Augen war eingerahmt von einem weißen Polarfuchskragen, der einen perlgrauen Breitschwanzmantel schmückte. Ihre schlanken Beine waren braungebrannt. Strümpfe trug sie keine. Ihre nackten Füße mit den in dem gleichen Hellrot wie der Lippenstift gelackten Nägeln steckten in hochhackigen goldenen Sandalen.
    Ihr Blick ging von Wiegand zu Berglund und wieder zurück. Sie lachte leise. »Störe ich?«
    »Ich – ich muß dich mit diesem Herrn bekannt machen –«, murmelte Wiegand.
    »Mein Name ist Reinhard Berglund.« Berglund beugte leicht den Kopf.
    Irene sah ihn an. Ihre Augen schlitzten sich.
    Sie wittert es, dachte Berglund. Sie weiß schon, daß etwas nicht stimmt.
    Irenes Blick ging zu Wiegand. »Ja – bitte?«
    »Setz dich, Irene«, bat Wiegand.
    Sie ließ sich in einem Sessel nieder, hob die Hände und sagte mit einem leisen, etwas nervös klingenden Lachen: »Warum so geheimnisvoll?«
    »Es ist gar nichts Geheimnisvolles an dem, was Ihr Gatte Ihnen jetzt erzählen wird«, sagte Berglund, und seine Stimme klang so kühl wie im Gerichtssaal. »Allerdings, ich muß zugeben, für mich war es bis vor einer Woche noch ein Geheimnis – und für Sie ist es das auch noch bis zu dieser Minute. Nur für Ihren Herrn Gemahl ist es nie ein Geheimnis gewesen. Er kennt die Geschichte seit vierundzwanzig Jahren. Er war bisher nur zu schüchtern, um sie Ihnen zu erzählen.«
    »Was für eine Geschichte?« Irenes Stimme klang mit einemmal scharf.
    »Geduld. Der Professor muß sich erst sammeln.« Offener Hohn klang jetzt aus Berglunds Worten.
    Irene

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