Das dritte Leben
fest.
»Sie ist ja auch deine Tochter«, sagte Hilde, und ihre Stimme war weich und voller Zärtlichkeit.
Ja, sie ist meine Tochter. Ich liebe sie.
»Gute Nacht, Hilde.«
»Gute Nacht, Richard.«
Er hörte deutlich Sabines schnelle Schritte, das Klappen der Haustür, leises Tappen auf der Treppe. Dann nichts mehr.
Bald vernahm er Hildes regelmäßige Atemzüge. Er schloß die Augen, versuchte ebenfalls zu schlafen. Konnte es nicht.
Er schob die Decke zurück, erhob sich leise. Auf nackten Füßen ging er zur Tür, öffnete sie. Ging über den Flur zu Sabines Zimmer.
Die Tür war nur angelehnt. Er drückte sie auf. Die Vorhänge waren nicht zugezogen. Klar und hell schien der Mond herein.
Richard trat an Sabines Bett. Sie schlief. Ihr Gesicht lag im Schein des Mondes, friedlich, entspannt, die Lippen halb geöffnet.
Er hob die Decke, die von ihren Schultern geglitten war, und steckte sie fest. Sabine drehte sich im Schlaf auf die andere Seite, seufzte, schlief weiter.
Richard trat ans Fenster. Weiß lag der Garten, blank spiegelnd der Schnee. Schwarze scharfe Schatten die Bäume, Filigranarbeit der Nacht.
Herrgott, dachte er, laß uns alle noch viele Jahre glücklich, gesund und zufrieden miteinander leben. Die Oma, Hilde, meine Tochter Sabine. Herrgott, beschütze uns alle.
Auch mein Kind dort draußen in der Ferne, das nie wissen wird, daß ich sein Vater bin.
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