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Das dritte Ohr

Das dritte Ohr

Titel: Das dritte Ohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Curt Siodmak
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Beretta getroffen wurde?“
    Astrid musterte den Eindringling stumm. Wenn sie ihn kannte, so ließ sie es sich nicht anmerken.
    „Donnerwetter“, wiederholte er. „Da ist der Mensch drei Stunden in Hamburg, und schon hat er das beste Fischrestaurant der Stadt entdeckt!“ Seine Augen, Löchern in einer Maske gleich, richteten sich auf Astrid.
    „Langhans“, stellte er sich vor und streckte ihr eine riesige Pranke entgegen. „Willy Langhans.“
    Er drehte sich um und rief die Mädchen. „Kommt her und lernt einen Zeugen meiner Heldentat kennen!“ Die drei jungen Mädchen gesellten sich, ihre Gläser in der Hand, zu uns. „Dr. Bolt!“ rief eines und erkannte mich erstaunt wieder.
    „Natürlich war er im Flugzeug!“ sagte eine andere. „Wir haben doch ein gemeinsames Geheimnis, Dr. Bolt?“ sagte die Dritte beschwipst. Jetzt erkannte ich sie; sie sah mit dem aus der Stirn gekämmten und zu einer Hochfrisur aufgetürmten Haar recht nackt aus.
    „Nicht wahr, Dr. Bolt?“
    „Wir feiern unsere Rettung“, sagte die andere mit schwerer Zunge und leerte ihr Glas.
    „Willy Langhans.“ Der Mann stellte sich nochmals vor, denn er schien vergessen zu haben, daß er uns seinen Namen bereits genannt hatte.
    „Willy stürzte sich auf den Mann, der versuchte, das Flugzeug zu entführen“, sagte das Mädchen mit dem fuchsroten Haar vertraulich zu Astrid, wie zu dem Mitglied eines Geheimclubs, bei dem es keiner Vorstellung bedurfte. Stimmen überschnitten sich und zerrissen ganze Sätze in einzelne Informationsfetzen.
    „Es steht in allen Zeitung!“
    „Luftpirat versucht Pan Am-Maschine in den Osten zu entführen.“
    „Wir hätten alle in Ostberlin zu Abend gegessen!“
    „Wenn Willy den Mann nicht überwältigt hätte!“
    „Haltet die Klappe“, brüllte Willy. „Verflixt, man kann ja sein eigenes Wort nicht mehr verstehen.“
    „Haben Sie herausbekommen, warum jemand das Flugzeug entführen wollte?“ fragte ich in der Hoffnung, ihm Auskünfte zu entlocken, solange er betrunken war.
    „Sie verhören immer noch diesen Kerl, aber er macht den Mund nicht auf“, sagte Langhans und wurde schnell nüchtern, als hätte er seine Betrunkenheit nur vorgetäuscht. „Die ganze Sache ergibt keinen Sinn. Die Ostdeutschen hätten das Flugzeug zur Landung gezwungen.“
    „Was hätten sie denn mit einem amerikanischen Flugzeug angefangen?“ fragte ich. Langhans hatte sich durch seine Behauptung, der Luftpirat wolle nicht reden, nun selbst zur Zielscheibe unserer Fragen gemacht.
    „Es befand sich irgend jemand an Bord der Maschine, den sie unbedingt haben wollten“, sagte Langhans. „Die Polizei hat die Passagierliste überprüft. Wenn sie herausbekommen um wen es sich handelte, werden wir mehr wissen.“
    Ich registrierte den Wechsel von „sie“ zu „wir“.
    „Sie sind bei der Polizei“, sagte ich.
    „Teufel noch mal, nein“, knurrte Langhans. „Ich handele mit Haarwasser, aber ich habe ein paar Karate-Stunden genommen und das, was ich gelernt habe, ganz automatisch bei ihm angewandt. Sehr schlau ist das auch nicht gerade gewesen. Er hätte ein Loch ins Flugzeug schießen können – oder in mich. Natürlich bin ich jetzt ein Held, da nichts passiert ist. Was macht die Wunde an Ihrem Kopf?“
    „Ach, nur ein Kratzer“, sagte ich.
    „Kommen Sie, trinken Sie etwas mit uns, Sie und die junge Dame. Ihre Tochter?“ Er gaffte Astrid an.
    „Willy“, jammerte das fuchsrote Mädchen, „laß uns wieder zu unserem Tisch gehen. Komm, Willy, sonst verhungere ich.“
    „Da kommt unser Essen“, sagte Astrid und zwang so Langhans und seine Bande zum Abmarsch. Sie schien es zu genießen, den kahlköpfigen Mann auf seinen Platz zu verweisen. Vor sich hin murmelnd stand Langhans mit den Mädchen auf, die ihn mit einiger Mühe wieder zu ihrem Tisch beförderten.
    „Er verursacht mir eine Gänsehaut“, sagte Astrid erschauernd.
    Mir wurde eine Antwort von dem Kellner abgenommen, der uns eine riesige Flunder auf einer großen Platte servierte. Er entgrätete den Fisch fachkundig und legte ihn auf die Teller. Astrid wartete, offensichtlich beunruhigt, bis der Kellner gegangen war.
    „Sie haben mir nichts von der versuchten Flugzeugentführung erzählt.“ Sie stocherte mürrisch in dem Fisch herum, als hätte ich ihr absichtlich ein Geheimnis verschwiegen, welches zu erfahren sie ein Anrecht hatte.
    „Es steht in den Abendzeitungen“, sagte ich und wiederholte die Auskunft der Stewardess.
    Sie warf einen Blick zu

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